Die Wirtschaft bekam ihre Lektion. Lange Jahre wurde über die digitale Transformation nachgedacht, debattiert, es wurde gewerweisst, und die inländische Konkurrenz wurde argwöhnisch beobachtet, zu den ausländischen Ikonen wurde aufgesehen. Dann kam der Booster: Corona. Plötzlich waren die Läden leer und der Online-Bestelleingang voll. Die Büros waren so leer gefegt wie die Lager der Online-Lieferanten.
Dabei ging oft vergessen, dass für die «Digital Business Transformation» das Digitalisieren der Schaufenster und Verkaufsläden nur eine oberflächliche Erscheinung sind. Gemeint ist mit der Transformation viel Profunderes. Es gilt etwa, die eigenen Prozesse zu überdenken, denn es gibt hier noch viel Sand im unternehmerischen Räderwerk. Man denke nur an die IT-«Silos» der Unternehmensabteilungen mit ihren «eigenständigen» Lösungen, ihrer Datensammelwut und den unendlichen Möglichkeiten für unnötige Kosten und Zweispurigkeiten.
Dabei geht es am Ende nicht um Technik – die ist vorhanden und bezahlbar. Es geht wieder einmal um ihn: den Menschen. Denn um aus der diesjährigen Rede zum 3. Oktober des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts zu zitieren: Die beste Technik ist «nur so gut wie das, was Menschen aus ihr machen». Will heissen: Wenn Menschen unachtsam mit den digitalen Werten umgehen, passieren Datenmissbräuche. Und wenn Unternehmenslenker keine Unternehmensdenker sind und sich scheuen, ihr eigenes Geschäftsmodell zu «challengen», bauen sie Hypotheken auf.
Zum Durchdenken gehört auch, die eigenen Mitarbeitenden «abzuholen», ihnen auch während der Businesstransformation eine Perspektive zu bieten – auch wenn das im schlechtesten Fall eine ausserhalb des Unternehmens ist. Dazu gehört Ehrlichkeit sich selbst und anderen gegenüber und die Fähigkeit, eigene Fehler offen einzugestehen und zu einer rauschenden Fahrt auf der gemeinsamen Lernkurve einzuladen.
Das derzeitige Hauptproblem ist Cybercrime. Die Angriffe werden immer perfider, auch dank (generischer) künstlicher Intelligenz. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel. Wer die Augen schliesst, keine Massnahmen ergreift und glaubt, «nicht interessant», «zu klein» zu sein, wird früher oder später doch zum Opfer. Also lieber die Digitalisierung durchdenken, sich interne und vielleicht auch externe Unterstützung holen und so das Heft in der Hand behalten. So geht erfolgreiche Transformation.
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Digitale Transformation setzt Digitalisierung voraus. Beide Begriffe werden in der Praxis oft gleichgesetzt. Nicht wenige Unternehmer antworten auf Fragen zur digitalen Transformation: 'Wir sind da vorn dabei und digitalisieren unsere Prozesse.' Sie sprechen von Digitalisierung, nicht von digitaler Transformation. Digital transformierte Unternehmen haben klare Wettbewerbsvorteile, rein digitalisierte eher weniger. Sie sind etwas effizienter als nicht Digitalisierte. Disruptiv können sie damit nicht sein. Dafür braucht es digitale Transformation. Sie verändert ein Unternehmen als Ganzes, schafft neue digitale Geschäftsmodelle, richtet die Unternehmenskultur kundenzentriert aus, verändert Organisations- und Betriebsformen und stellt vieles mehr auf den Kopf. Der Mensch steht bei all diesen Veränderung im Zentrum, auch bei der Unterscheidung von Digitalisierung und digitaler Transformation.