Covid-19, der Ukraine-Krieg und die aktuelle Bankenkrise in den USA und der EU, einschliesslich schwerer Verluste im Zusammenhang mit Hochrisikobankgeschäften und rechtlichen Vergleichen bei der Credit Suisse, haben gezeigt, wie wichtig die Widerstandsfähigkeit für das globale Finanzsystem ist. Gleichzeitig verlassen sich Unternehmen aller Branchen zunehmend auf digitale Plattformen, Daten und Technologie. Daher sind sie besonderen Risiken im Zusammenhang mit Cybersicherheit, Datenschutz, Technologieversagen und der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften ausgesetzt.
Der «Risk on» entstand aus der gemeinsamen Anstrengung von Branchenführern, Universitätsangehörigen und Risikokapitalgebern, bahnbrechende Lösungen im Bereich des Risikomanagements zu entwickeln. «Risk on» bietet eine Möglichkeit, dem gemeinsamen Ziel der Banken, einen stabilen und resilienten Finanzplatz sicherzustellen, näherzukommen und ihre Use Cases und Herausforderungen in einen Ideations- und Innovationsprozess mit einzubringen.
Praxisbezug und Austausch
Die Initiative «Risk on» dient auch dazu, in Kontakt mit jungen Nachwuchstalenten zu treten und neue, innovative Lösungsansätze kennenzulernen. Sie steht unter der Schirmherrschaft des N9 House of Innovation der Sminds AG und der Programmleitung der Universität Zürich, speziell des UZH Innovation Hub (siehe Box unten rechts), unter Einbezug von Wirtschaftspartnern wie Bank Julius Bär (siehe Box unten links), der LGT Bank Schweiz, der Clientis-Bankengruppe und Pictet mit Unterstützung der Swiss Risk Association. Dabei bringt der «Risk on» professionelle Risikoexpertise mit engagierten jungen Akademikern – Master-Stufe und Executive Education – in Form eines «Risk-/Hackathons» zusammen.
Der nachhaltige jährliche «Risk on» zielt damit auch darauf ab, konkrete Lösungen für reale Herausforderungen im Bereich der nicht finanziellen, finanziellen und digitalen Risiken zu liefern.
Herausforderungen mit Studi-Teams
Beim «Risk on 2023» trafen erstmals an der Universität Zürich Erfahrung und Jugend, Neugierde und etablierte Professionalität, Engagement und Offenheit aufeinander, um gemeinsam umfassende und digitale Risikomanagementlösungen zu entwickeln. Der «Risk on 2023» hatte drei konkrete Challenges mit sieben Teams und 24 Studierenden zur Bearbeitung und brachte Fallstudien und Ansätze für die involvierten Banken hervor. Die Jury mit Daniel Zuberbühler, Ex-Vice-Chairman der Finma, Alexandra Burns, Partnerin bei PwC Schweiz, und Janos Blum, Präsident der Swiss Risk Association, kürte die Gewinner zu den drei Challenges «Regulationen wechseln häufig», «Operationelle Resilienz» und «Nicht finanzielle Risiken und der Einbezug der Risikobereitschaft der Bank».
Die Potenziale der Master- und Executive-Studierenden der Universität Zürich sowie ab 2024 auch derjenigen an weiteren Universitäten schweizweit werden unterstützt und gefördert. Auch können dadurch erste Kontakte der Banken zu interessierten Studierenden geschaffen werden und die Attraktivität zum Thema Risikomanagement bei den Studierenden kann gesteigert werden.
Der Innovation Hub der Uni Zürich
Die Universität Zürich bietet mit ihrer Vielfalt an Wissen und Kreativität eine wichtige Plattform für Open Innovation. Daher hat der UZH Innovation Hub in den letzten drei Jahren mehrere Open-Innovation-Programme lanciert, die Studierende, Forschende und Wirtschaftsvertreter einladen, Lösungen für breite Fragestellungen aus der Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam zu bearbeiten. Der «Innovathon» wurde 2021 lanciert und dieses Jahr zum vierten Mal durchgeführt. Er wird als Wahlfachkurs für Master-Studierende respektive Doktorierende angeboten. Neben einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Challenge-Thema, geleitet von Forschenden der Universität Zürich, entwickeln die Studierenden in einem Design-Sprint kreative Lösungen für die oben beschriebenen Challenges, die sich aus der Digitalisierung ergeben. Insgesamt haben über zehn verschiedene Wirtschaftspartner als Challenge-Partner teilgenommen; darunter Grossfirmen wie die SBB und Siemens, aber auch NGO sowie Verbände wie etwa der TCS Touring Club und die Flughafenregion Zürich.
Die Firmen schätzen die Möglichkeit, kreative Lösungsansätze für ihre Herausforderungen zu bekommen. Die Herausforderungen sind bewusst offen formuliert. Das führt dazu, dass, obwohl jedes Unternehmen eine eigene Herausforderung im Programm präsentiert, diese oft auch für die andere Firmen relevant sein kann. Somit entstehen auch zwischen den Wirtschaftspartnern spannende Lernerfahrungen.
Die Studierenden, die an diesen Programmen teilnehmen, sind auch motiviert, ihre Netzwerke zu erweitern und zukunftsorientierte Methoden für die Entwicklung von innovativen Ideen kennenzulernen. Die Open-Innovation-Programme bieten ihnen besondere Lernerfahrungen, auch weil sie dabei eine Einsicht in die realen Bedürfnisse und Problematiken in der Wirtschaft bekommen.
Der Impetus der Uni Zürich
Erich Walter Farkas ist Professor für Quantitative Finance am Institut für Banking und Finance und assoziiertes Fakultätsmitglied am Department Mathematik der ETH Zürich. Er entwickelt innovative Konzepte, die eine Brückenfunktion zwischen Forschung, Lehre, Weiterbildung und der Finanzbranche erfüllen. Vor zwanzig Jahren hat er den spezialisierten Master-Studiengang «Master of Science in Quantitative Finance», von der Universität Zürich und der ETH Zürich gemeinsam angeboten, aufgebaut, zu jener Zeit das erste Programm, in dem die zwei universitären Hochschulen ein gemeinsames Diplom vergaben. Es ist mittlerweile ein international hoch angesehenes Programm.
2013 war Professor Erich Walter Farkas Gründer der Swiss Risk Association und dann während acht Jahren einer der Co-Präsidenten. Er hat auch vor zwölf Jahren den jährlichen Risk Day an der ETH Zürich organisiert.
Der «RiskOn»-Beitrag der Universität Zürich
Insgesamt reagieren Banken sehr empfindlich auf Veränderungen der wirtschaftlichen und geopolitischen Bedingungen wie Inflation oder Marktstimmung und Auswirkungen der digitalen Transformation – allesamt Auswirkungen auf ihre finanzielle Stabilität, Rentabilität und Reputation. Sie benötigen ein ganzheitliches Risikomanagement, um laufenden Veränderungen und Störungen standzuhalten. Im Herbst 2023 hat Professor Farkas zusammen mit dem UZH Innovation Hub und dem N9 House of Innovation den RiskOn lanciert. Mit dem neuen Format werden Fragen aus dem Risiko Management in der Finanzwelt aufgegriffen. Darüber hinaus wurde das Format angepasst im Vergleich zum Innovathon. Das «48h Ideen Hackathon»-Format ist ein extrakurrikuläres Angebot. Mit diesen ersten Formaten wurde der Start für einen Open Innovation Netzwerk an der Uni Zürich lanciert.
Der «RiskOn»-Beitrag der Bank Julius Bär
Im Rahmen der Innovationsbemühungen sucht Julius Bär aktiv nach Kooperationsmöglichkeiten mit dem Ziel, im Austausch mit anderen Finanzinstituten, Universitäten, Startups aus dem Fintech- oder RegTech-Bereich ein gegenseitiges «Lern-Ökosystem» zu schaffen. Die Bank ist Gründungspartnerin von Tenity, vormals F10, dem internationalen Fintech- und Insurtech-Inkubator. Die Unterstützung der RiskOn-Initiative der Universität Zürich fügt sich nahtlos in diese Bemühungen ein. Im Austausch mit Studierenden, die Ihre Konzepte und Ideen angewandt auf konkrete und aktuelle Herausforderungen vorstellen, werden wertvolle Gedankenanstösse in einem informellen Rahmen geteilt. Diese können eine effizientere und effektivere Prozessgestaltung ermöglichen oder bei der zeitgerechten Umsetzung von rechtlichen, regulatorischen Anforderungen unterstützen. Gleichzeitig lernen die Studentinnen und Studenten Julius Bär als Finanzinstitut, aber auch als mögliche, künftige Arbeitgeberin kennen, die sich intensiv mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzt.