Firmen zeigen sich gelegentlich zögerlich, wenn es um die Umstellung auf E-Flotten geht. Die Skepsis kommt oft von den Mitarbeitenden: Sie befürchten, dass die Reichweite nicht ausreicht, die Ladezeiten zu lang sind und währenddessen die Fahrerinnen und Fahrer von E-Lieferwagen die Zeit untätig verbringen müssen. Einige Mitarbeitende im Aussendienst können während der Ladezeiten immerhin noch ihre Arbeitszeiten- oder Spesenabrechnungen auf dem Notebook erledigen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die Firma Arval verfolgt seit Jahren die Entwicklungen im Flottengeschäft in der Schweiz und dokumentiert das in jährlichen Berichten. Mit ihren mehr als 20 000 Fahrzeugen (davon 2000 Elektrofahrzeuge) hat sie einen Überblick über das Geschehen. «Bei E-Flotten ist es aus Sicht eines grossen Betreibers oder Firmen-Users wichtig, die Unterschiede zu konventionellen Flotten zu berücksichtigen», sagt Pascal Seeger, seit fünf Jahren Managing Director von Arval in der Schweiz.

 

Reichweite: Kein Problem

Bezüglich der Vorurteile bei Elektrofahrzeugen – wie zum Beispiel Reichweite und Ladezeiten – zeigt die Realität gemäss Seeger, dass E-Fahrzeuge in den allermeisten Fällen ausreichende Kapazitäten bieten. «Die Ladeinfrastruktur wird kontinuierlich ausgebaut, und die Ladeleistungen der Fahrzeuge steigen kontinuierlich, was die Ladezeiten reduziert», stellt Seeger klar.

Etliche Firmen denken zudem über unterschiedliche Formen der integrierten Mobilität nach. «Bezüglich der Integration von E-Flotten in eine übergreifende Mobilitätsstrategie sollten die Unternehmen die Synergien zwischen der vorhandenen Fahrzeugflotte und anderen Verkehrsträgern wie dem öffentlichen Nahverkehr, Fahrrädern oder E-Scootern nutzen», rät Seeger. «Dies kann die Effizienz und die Flexibilität der Mobilität erhöhen. Es erfordert jedoch eine gute Koordination und digitale Lösungen, um nahtlose Verbindungen zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln zu schaffen.»

 

Modelle und Marken: Sorgfältig wählen

Bezüglich der Marken und Modelle sollte die Auswahl von E-Fahrzeugen gewissenhaft geprüft werden, da diese je nach Marke und Modell unterschiedliche Ausstattungen, Reichweiten und Kosten aufweisen können. «Die Modellvielfalt wächst aktuell in allen Bereichen und herstellerunabhängig exponentiell», beobachtet Seeger. Bezüglich der Servicenetze unterscheide sich die Verfügbarkeit von Service und Wartung für E-Fahrzeuge kaum von jener der konventionellen Fahrzeuge.

Bei vielen weiteren Punkten sieht Pascal Seeger Unterschiede: Die Anschaffungskosten von E-Fahrzeugen sind oft höher, aber die Betriebskosten sind in der Regel niedriger. Die Wartungs- und Verschleissumfänge sind wesentlich geringer.

Bei E-Flotten braucht es Ladeinfrastruktur am Standort, was Investitionen erfordert, sowie – wenn möglich – bei der Mitarbeiterin zu Hause, was vom Arbeitgeber oder von der Mitarbeiterin zu finanzieren ist. «Wenn man das Home-Charging als Arbeitgeber fördert, kann das wieder steuerliche Folgen für die Fahrer und die Fahrerinnen haben», erklärt Seeger. «Dies ist sicherlich neu und gilt es zu prüfen. Ausserdem müssen Car-Policies oft überarbeitet werden.» Auch der Wertverlust von E-Fahrzeugen kann anders sein als bei konventionellen Fahrzeugen. «Die rasante Weiterentwicklung der E-Fahrzeuge lässt heutige Neufahrzeuge in vier bis fünf Jahren schon wieder ‹alt› wirken – analog zu den Smartphones», so Seeger.

 

Nutzfahrzeuge: Anderes Nutzungsprofil

Bei elektrischen Nutzfahrzeugen sieht es nochmals anders aus. Hier sind – wie bei E-Lieferwagen – besondere Herausforderungen zu beachten. E-Fahrzeuge haben aufgrund ihrer Batterien möglicherweise eine geringere Nutzlast. «Dies kann Auswirkungen auf die Transportkapazität haben», weiss Seeger. «Ebenfalls hat die Beladung der Fahrzeuge Auswirkungen auf den Verbrauch und somit die Reichweite. Die Reichweite ist entscheidend, um Lieferungen pünktlich zu erledigen. Planung und Ladestrategien sind hier wichtig.»

Und auch hier ist die Ladeinfrastruktur ein nicht zu unterschätzendes Element des Gesamtbildes. «Für elektrische Nutzfahrzeuge ist eine zuverlässige Ladeinfrastruktur entscheidend, da eine solche Flotte in der Regel intensiver genutzt wird», macht Pascal Seeger deutlich. «Ausserdem führt die Ladezeit tagsüber bei Nutzfahrzeugen oft zu ‹stehenden› Technikern.» Denn im Vergleich zu Personenwagen und Aussendienstlern kann ein Techniker die Ladezeit weniger gut als Arbeitszeit nutzen – beispielsweise für Spesen- oder Arbeitszeitabrechnungen.