Weltweit entfielen 2022 19 Prozent der erzeugten Energie auf Strom, 17 Prozent davon aus erneuerbaren Quellen. Unseren Prognosen zufolge wird Strom bis 2050 die Hälfte der weltweiten Energienachfrage decken – und 62 Prozent davon werden aus Solar- und Windkraftanlagen stammen.  

Solarenergie ist bereits in den Energiemix integriert und machte im Jahr 2022 etwa 6 Prozent des weltweit erzeugten Stroms aus. Wir erwarten, dass die weltweite Solarkapazität bis 2030 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 16 Prozent zunehmen wird. Damit dürfte sich die Gesamtkapazität um das Vierfache erhöhen. Der Wert des gesamten Zielmarkts für kleine Solaranlagen könnte Prognosen zufolge zwischen 2022 und 2030 von 51 auf 312 Milliarden Dollar steigen. Bei den gewerblichen Anlagen ist ein Wachstum von 65 auf 217 Milliarden Dollar zu erwarten.

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Gastautorin

Elise Beaufils ist Deputy Head of Sustainability Research bei Lombard Odier Investment Managers.

 
Vorteile von Solarenergie: fünf Wachstumsfaktoren

Was treibt dieses immense Wachstum an? Solarenergie ist nicht nur eine ergiebige Quelle für sauberen Strom. Unsere Überzeugung, dass Solarenergie den künftigen Energiebedarf decken kann, stützt sich auf fünf Hauptfaktoren:

  1. Kosten: Aufgrund der Massenproduktion von Bauteilen in China weisen gewerbliche Solarprojekte heute die niedrigsten Stromgestehungskosten (Levelized Cost of Electricity, LCoE) von allen Energiequellen auf. Zudem deutet unsere Analyse der Kapazitätsfaktoren und der Kosten von Bau, Betrieb, Wartung und Finanzierung darauf hin, dass Solarenergie in Zukunft noch günstiger wird.
     
  2. Politische Ambitionen: Durch Gesetzgebung und Reformen in wichtigen Märkten dürfte sich der Ausbau der Solarenergie innerhalb von vier bis fünf Jahren deutlich beschleunigen: Chinas Pipeline lässt erwarten, dass die Solarkapazität bis 2027 bis zu 1000 Gigawatt erreichen wird. Dies entspricht fast einem Drittel des chinesischen Gesamtverbrauchs im Jahr 2023. Die jährlichen Installationsraten in der Europäischen Union werden sich bis 2030 voraussichtlich vervierfachen. Auch die im Rahmen des US Inflation Reduction Act gewährten Steuererleichterungen fördern gewerbliche Solarprojekte.
     
  3. Resilienz der Lieferkette: Das geplante Wachstum der Produktionskapazität für Polysilizium – den wichtigsten Grundstoff für die Herstellung von Solarmodulen – übersteigt unsere Prognose für Installationen bei Weitem. Die starke Konzentration der Lieferkette auf China gibt zwar Anlass zu Besorgnis, doch Exportbeschränkungen sind unserer Einschätzung nach unwahrscheinlich.
     
  4. Einsatzfähigkeit: Solarenergie nimmt im Vergleich zu Onshore-Windenergie sehr wenig Platz in Anspruch. Die Module können auf Flächen installiert werden, die bereits für andere Zwecke genutzt werden, etwa auf Wohn- und Gewerbeimmobilien, Speicherbehältern oder Aussenparkplätzen.
     
  5. Modularität und Skalierbarkeit: Alle Solarzellen sind standardisiert, ähnlich aufgebaut und können in nahezu jedem Massstab kombiniert und eingesetzt werden. Die Anwendungen reichen von kleinen Zellen für einzelne Solarleuchten bis hin zu riesigen gewerblichen Solarparks.

Treiber der Nachfrage 

Solarenergie wird ein wichtiger Antriebsfaktor für die grundlegende Umgestaltung zu einem multidirektionalen und dezentralisierten System sein. Dieser Wandel wird die Gewinne verlagern – von Energieerzeugern, die fossile Brennstoffe nutzen, zu Anbietern von erneuerbaren Energien und den dafür benötigten Ausrüstungen.

Auch das schnelle Wachstum von generativer künstlicher Intelligenz und Rechenzentren heizt die Energienachfrage an. Von 2022 bis 2026 könnte sich das Gesamtvolumen der von Rechenzentren verbrauchten Energie auf 1000 Terawattstunden mehr als verdoppeln. Das entspricht in etwa dem Energieverbrauch Japans. Langfristig deutet alles darauf hin, dass erneuerbare Energien, insbesondere Solarenergie, eine äusserst vielversprechende Zukunft haben.