Beim diesjährigen Annual Meeting des Europa Forums diskutierten alt Bundesrätin Doris Leuthard und die Chefredaktorin Politik bei «Welt TV» Franca Lehfeldt über den Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Herausforderungen für die EU.
«Da er so nah an uns ist, hat der Ukraine-Krieg uns alle zum Umdenken bewogen. Ich bin nicht sicher, ob das nachhaltig ist», sagte Leuthard. Momentan werde das Verteidigungsbudget massiv hochgefahren, die Solidarität für flüchtende Ukrainerinnen und Ukrainer sei nach wie vor hoch. Doch wie lange der Krieg noch geht, bevor die Menschen wieder egoistischer werden, das könne sie nicht beurteilen.
«Der russische Angriffskrieg ist eine Zäsur», sagte Lehfeldt. Das Bewusstsein dafür, was auf der Welt passiere und welche Rolle die EU dabei spiele, hätte sich über die letzten Jahre enorm geschärft. «Die Menschheit hat verstanden, dass es um ihre Freiheit geht.» Lehfeldt zeigte auf, dass die Politik eine neue Aufgabe erhält. Sie müsse die Lage erklären und die Menschen mitnehmen, damit sie jetzt handeln.
Nicht nur das Handeln ist Lehfeldt wichtig, auch das Leistungsprinzip, betonte die Chefredaktorin: «Der europäische Binnenmarkt funktioniert nicht mit einer Vier-Tage-Woche und vom Homeoffice aus», sagte sie – und erhielt dafür grossen Applaus vom Publikum.
Leuthard kam auf die Unterschiede der Generationen zu sprechen. «Unter Millennials gibt es viele unterschiedliche Haltungen», sagte sie. Für die alt Bundesrätin bestehen die zwei grössten Herausforderungen der nächsten Jahre darin, dass die Politik versucht, Junge aktiv ins Gespräch zu integrieren und ihre Art der Kommunikation zu verstehen. Ein erster Schritt in diese Richtung sei bereits bei den letzten Wahlen erfolgt, als das Parlament jünger und diverser wurde.