In einer Reihe wissenschaftlicher Publikationen hat der renommierte ETH-Professor Dominik Hangartner den Asylprozess systematisch untersucht. Seine Ergebnisse fussen grösstenteils auf Daten aus der Schweiz, sodass sie für den hiesigen Kontext aussagekräftig sind. Drei Parameter spielen dabei eine zentrale Rolle für den Arbeitsmarkterfolg und die Integration von Geflüchteten.

Erstens: eine kurze Verfahrensdauer. Mit jedem zusätzlichen Jahr im Asylprozess reduziert sich die spätere Erwerbsbeteiligung um 4 bis 5 Prozentpunkte – fast ein Viertel der durchschnittlichen Erwerbsbeteiligung von 21 Prozent unter anerkannten Flüchtlingen.

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Die Autoren

In dieser Kolumne schreiben Isabel Martínez, Ökonomin an der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich, Reiner Eichenberger, Professor für Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg, sowie «Handelszeitung»-Co-Chefredaktor Markus Diem Meier.

Zweitens: die Ortswahl innerhalb der Schweiz. Ist diese frei, eröffnet sich der Zugang zu existierenden Kontakten oder einer bestehenden Diaspora. Dies erhöht die spätere Erwerbsbeteiligung. Neben persönlichen Netzwerken können mit der freien Ortswahl – oder einer gescheiten Allokation der Asylsuchenden, etwa mittels eines datenbasierten, lernfähigen Algorithmus – auch Sprachkenntnisse berücksichtigt werden.

Wer Deutsch spricht, ist in St. Gallen besser aufgehoben als in Neuenburg. Die Wahrscheinlichkeit, fünf Jahre nach Ankunft angestellt zu sein, erhöht sich dadurch um 11 Prozent.

Arbeitsrestriktionen fördern die Ausbeutung

Drittens: der Zugang zum Arbeitsmarkt. Die Erwerbsbeteiligung von Asylsuchenden ist nicht zuletzt deshalb so tief, weil ihnen das Arbeiten oftmals nicht oder nur unter Restriktionen gestattet ist.

Das hat langwierige Konsequenzen. Deutsche Daten zeigen, dass eine Verkürzung des Arbeitsverbots um sieben Monate die Erwerbsbeteiligung fünf Jahre später (!) zu einer 20 Prozentpunkte höheren Erwerbsbeteiligung geführt hat.

Zudem schwächen Zugangsbeschränkungen oder Arbeitsverbote für diese ohnehin schon vulnerablen Menschen ihre Position auf dem Arbeitsmarkt, sodass die Gefahr von Lohndumping und Ausbeutung steigt.

«Die Schweizschafft sich ein Experiment.»

Mit dem Schutzstatus S werden diese drei Punkte nun umgesetzt. Das sind nicht nur gute News für die Schutzsuchenden, auch die Schweiz gewinnt: Es fallen weniger Kosten an, wer arbeitet, bezahlt Steuern, und Arbeitgeberinnen finden neues Personal, nach welchem sie in vielen Branchen händeringend suchen.

Doch insbesondere kann die Schweiz Erfahrungen sammeln mit einer liberalen Asylpolitik. Sie schafft sich gerade selbst ein gross angelegtes Experiment, aus dem wir neue Erkenntnisse gewinnen und unser Asylwesen dereinst verbessern können – dann aber für alle, die bei uns Schutz suchen.