Bei Schokolade werden wir schwach: Fast elf Kilogramm essen wir in der Schweiz pro Jahr und Person. Um Weihnachten ist Hochsaison. Bei Lindt & Sprüngli beginne die Produktion der Weihnachtsschokolade bereits im Sommer, wie eine Mediensprecherin festhält. Das Unternehmen verfügt über Marketingteams, die nur für Weihnachtsprodukte zuständig sind und sich das ganze Jahr damit beschäftigen. Den genauen Anteil am Gesamtumsatz gibt Lindt & Sprüngli nicht bekannt, betont aber: «Neben Ostern ist Weihnachten sicher die wichtigste Saison.» Und die hat auch einen grossen Anteil am Gesamtumsatz; 2023 stieg dieser auf 5,2 Milliarden Franken, im Vergleich zu 2022 ist das ein Wachstum von 10,3 Prozent.
Das Migros-Tochterunternehmen Delica beginnt rund 18 Monate vor Weihnachten mit der Projektplanung der Frey-Schokolade für die Festtage. Wann die einzelnen Süssigkeiten produziert würden, hänge von verschiedenen Faktoren wie der Komplexität der Produkte, der benötigten Menge und der Haltbarkeit ab, lässt die Migros-Medienstelle verlauten: «Die Schokolade für den Chlaussack am 6. Dezember und für den Adventskalender werden tendenziell zuerst produziert.» In den letzten Jahren sei die Nachfrage nach Adventskalendern mit Schokolade gestiegen.
Keine Osterhasen zu Weihnachten
Insgesamt sei die Nachfrage nach Schokoladenprodukten bei Delica seit Jahren stabil. Aufgrund der stark gestiegenen Kakaopreise und der dadurch erhöhten Verkaufspreise bevorzugten die Kunden und Kundinnen vermehrt preisgünstigere Artikel. Der Verkauf zu Weihnachten nehme dabei einen wichtigen Stellenwert am Gesamtumsatz ein, genaue Zahlen aber veröffentlicht man nicht.
Konkretere Angaben sind von Cailler zu bekommen. «Adventskalender und Weihnachtspralinenschachteln machen einen Sechstel des Umsatzes aus», wie ein Nestlé- Sprecher verrät. Die Planung für diese Hochsaison beginne bereits ein Jahr im Voraus, die Produktion finde zwischen Mitte September und Mitte November statt. Das Gerücht, dass nicht verkaufte Osterhasen zu Weihnachtsmännern umgeschmolzen würden, gehört jedoch ins Reich der Fake News. «Wir verkaufen jedes Jahr beinahe sämtliche Osterschokolade noch vor Ostern, da die nachgefragten Mengen anhand von Erfahrungswerten ziemlich genau vorausgeplant werden können», ist von der Migros-Medienstelle zu erfahren. Nicht verkaufte Ware werde im Anschluss an die Oster- oder Weihnachtsfeiertage stark vergünstigt angeboten oder an Mitarbeitende abgegeben.
Inspiriert von Kakaobäuerinnen
Neben den grossen Schokoladenherstellern gibt es auch immer mehr kleine. Zu diesen «Bean-to-Bar»-Herstellern, die auch eigene Kakaobohnen rösten, gehört das Startup Chani Schoggi in Ebikon LU. Die Idee dazu entstand vor zwei Jahren auf einer Südamerikareise während Besuchen bei Kakaobauern und Schokoladenmanufakturen. «Diese stellen mit den einfachsten Maschinen diese Schokolade her, die so viel besser schmeckte als vieles, was wir aus der Schweiz gewohnt waren», sagt Co-Founder Nicolas Barmettler.
Gemeinsam mit seiner Verlobten Chantal Estermann produziert er inzwischen eine Tonne Schokolade im Jahr und beliefert lokale Wiederverkäufer, Firmenkunden, Cafés und verkauft über den Onlineshop. «Die heutigen industriellen Produkte werden dem Ruf der ‹Schweizer Schokolade› kaum noch gerecht. Hier sehen wir unsere Chance», betont Barmettler. Rund 60 Prozent des Jahresumsatzes erwirtschaftet Chani Schoggi mit dem Weihnachtsgeschäft. Kurz nach Ostern beginnt die Vorbereitung und Planung der Schlüsselressourcen und des Sortiments. «Die Produktion startet im September/Oktober und ist überwiegend auftragsbezogen», so Nicolas Barmettler. Das kleine Team achtet darauf, möglichst frisch und bedarfsgenau zu produzieren, um die gewünschte Qualität herzustellen und Überproduktionen zu vermeiden. Das Weihnachtsgeschäft sei eine besonders intensive, aber auch schöne Zeit.
Steigende Nachfrage
Im Jahr 2023 verkauften und exportierten Schweizer Schokoladenproduzenten 9500 Tonnen Schokolade in Form von Festartikeln, einschliesslich Osterschokolade. Diese Menge erscheint gegenüber der gesamten verkauften und exportierten Menge von 207'808 Tonnen klein, da zur Weihnachtszeit auch Produkte wie Pralinés verkauft werden, die ganzjährig erhältlich sind. In Form von Tafeln und Kleinformaten wurden 118'305 Tonnen verkauft. Die wichtigsten Importmärkte waren 2023 Deutschland mit 21,7 Prozent, das Vereinigte Königreich mit 9,2 Prozent, Frankreich mit 8,6 Prozent und Kanada mit 8 Prozent. Insgesamt wurden 150'516 Tonnen exportiert – fast dreimal mehr als die im Inland konsumierten 57'291 Tonnen. Die meisten Kakaobohnen kamen aus der Elfenbeinküste, Ghana, Ecuador, Kamerun, Nigeria und Brasilien.