Wenn 2023 ein ordentliches Aktienjahr war, dann lag das auch und gerade an den «glorreichen sieben»: Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Tesla und Meta haben den US-Markt am stärksten angehoben. «Nach der phänomenalen Outperformance hat sich der Konsens dahingehend verschoben, dass der Rest des Marktes aufholt und die Gruppe überholt», schreiben die Analysten von Julius Bär in ihrem Ausblick. «Wir sind nicht dieser Meinung und glauben, dass die Outperformance über 2023 hinaus nachhaltig ist.» Die Julius-Bär-Expertinnen rechnen mit einer anhaltenden Gewinndynamik, die auch die kommenden zwei Jahre anhalten dürfte. Denn nicht nur die Gewinnmargen der grossen US-Tech-Unternehmen liegen mit 20 Prozent doppelt so hoch wie im Gesamtmarkt. Auch das Umsatzwachstum soll mit 12 Prozent pro Jahr das des Marktes bei weitem übertreffen.

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Auch die Obligationen von Staaten und Unternehmen folgen einer einfachen, längerfristig wirkenden Mechanik: Steigen die Leitzinsen, fallen die Kurse – und umgekehrt –, weil jeweils die aktuellen Marktpreise das Zinsniveau plus Ausfallrisiken spiegeln. Für die Investorinnen und Investoren, die Obligationen kaufen und sie bis zum Verfall behalten, spielt das im Tagesgeschäft eine untergeordnete Rolle. Obligationen laufen regelmässig aus – dann müssen die Gelder wieder investiert werden. Und diese Käuferinnen und Käufer schauen genau auf den aktuellen Stand im Inflations- und Zinszyklus.

Mitte 2024 könnte es so weit sein, dass Bewegung in die Sache kommt, wenn die wichtigen Notenbanken ihre Leitzinsen senken, weil sie die Inflationsgefahren als bewältigt ansehen. Aber man ist sich beim Zeitpunkt der ersten Zinssenkungsrunde uneinig. Bei Morgan Stanley glaubt man an den Frühsommer, bei Julius Bär an den Spätsommer. So oder so – die Geschichte zeigt, dass Phasen mit höheren Zinsen nur kurz, das heisst lediglich einige wenige Monate, dauern.

Anleger müssen sich selber mehr um langfristige Faktoren kümmern.

 

Bei der UBS rät man den Investorinnen und Investoren, sich langfristig an Beständigem zu orientieren. Das ist der Stellenwert globaler Diversifikation, die Tugend der Geduld – und am wichtigsten: die Widerstandsfähigkeit der Menschheit. Anlegende sollten vor allem einen Plan haben. Denn die Daten, die zur Verfügung stehen, sind zwar leichter verfügbar, aber nicht unbedingt aussagekräftiger. Hinzu kommt, dass Informationen und Fehlinformationen rascher wirken – «die Macht von Storys hat zugenommen», so die UBS-Fachleute.

Auch um die US-Wahlen ranken sich solche Storys – und die finden, anders als die unerwarteten und kaum prognostizierbaren Ereignisse, mit hoher Sicherheit im November 2024 statt. Bei J. Safra Sarasin haben die Experten und Expertinnen die Entwicklung der vergangenen fünfzig Jahre untersucht. Vor den Wahlen bewege sich kaum etwas, und danach schneide der Markt am besten ab, wenn der Amtsinhaber gewinne und die Notenbank Fed die Leitzinsen senke. Die UBS rät angesichts der Datenlage gleich, politische Präferenzen an den Wahlurnen auszudrücken – und nicht mit den Portfolios.

Wirkungsvoller für die Wertentwicklung kombinierter Aktien- und Obligationenbestände als Wahlen sind – langfristig – der demografische Wandel, die Digitalisierung und die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Gerade beim letztgenannten Punkt brachte die COP-28-Klimakonferenz eine gewisse Ernüchterung. Die grossen Fondsgesellschaften in den USA waren in den vergangenen zwei Jahren zwischen die Fronten der Klimaschützer und -skeptikerinnen geraten, ziehen sich deshalb zunehmend von ihrer Rolle als Interessenvertretende der Befürworter und Befürworterinnen einer langfristigen klimafreundlichen Anlagestrategie zurück und überlassen die Verantwortung für die Ausübung der Aktionärsrechte und hier vor allem der Stimmrechte wieder den Investorinnen und Investoren selber. Dieser Teilrückzug macht die Fondsmanager laut Beobachtern (wieder) zu reinen Service-Providern – und zwingt Investitionsfreudige, sich selber um die langfristig wirksamen Faktoren zu kümmern.