Vaudoise hat bei den Geschäftsversicherungen den ersten Platz in den Bereichen Sachversicherung und Krankentaggeld erlangt. Was machen Sie besser als die grösseren Konkurrenten?
Unsere genossenschaftlichen Wurzeln und unser Bestreben, massgeschneiderte Versicherungslösungen anzubieten, sind unserer Meinung nach entscheidend für die Kundenzufriedenheit und -bindung. Neben den Produkten ist es sicher auch die Kundennähe, die den Unterschied ausmacht. Dank unserer dezentralen Organisation sowie unserer Beraterinnen und Berater vor Ort bieten wir bei jeder Etappe eine persönliche Betreuung – von der ersten Bedürfnisabklärung bis zur Leistungsabwicklung. Ausserdem geben wir unseren Kundinnen und Kunden (P&C) jedes Jahr einen Teil unseres Gewinns in Form einer Prämienrückerstattung weiter.
Was sind die aktuell grössten Herausforderungen im Bereich Krankentaggeld?
Derzeit nehmen die Anzahl und die Dauer von Arbeitsausfällen aufgrund psychischer Erkrankungen zu. Hier müssen wir für unsere Unternehmenskunden und deren Mitarbeitende ein tragbares Prämienniveau beibehalten können.
Was unternimmt Vaudoise in Sachen Prävention, um steigende Schadensummen im Bereich der Personenversicherung abzuwenden?
Über unsere Marke Corporate Health Services haben wir eine breite Palette an Dienstleistungen im Bereich Prävention und Management von Absenzen entwickelt, um Unternehmen bei der Gesundheit am Arbeitsplatz zu unterstützen: Frühintervention während der Wartefrist, Care-Prävention, Coaching, Mediation, Schulungen oder Gesundheitsaudits, die Absenzen vorbeugen und/oder deren Dauer reduzieren können. Daneben gehen wir auf die Unternehmen zu und besprechen gemeinsam, welche Lösungen zur Prävention oder zur Einführung eines Frühmanagements von Absenzen möglich sind.
Zahlt sich Präventionsarbeit hier aus, können Sie das messen?
Eine Messung anhand der Leistungsfälle ist schwierig. Bei den Frühinterventionen während der Wartefrist und der systematischen Verwaltung von krankheitsbedingten Absenzen stellen wir allerdings eine Verkürzung der Abwesenheitsdauer von drei bis fünf Tagen und damit eine Reduktion von rund 30 Prozent der Dauer der Fälle fest. Auch die Schulung der Kader zu den Best Practices beim Absenzenmanagement oder zur Prävention psychosozialer Risiken wirkt sich positiv auf die Prävention und das Management von Krankschreibungen aus. Hingegen sehen wir noch Potenzial bei der Forschung und den Tools, mit denen die Vorteile der Prävention von Absenzen klar und präzise aufgezeigt werden können.
Welche Rolle spielt Prävention im Bereich Sachversicherungen?
Ihr kommt eine Schlüsselrolle beim Schutz eines Unternehmens zu, und viele KMU haben in diesem Bereich bereits Fortschritte erzielt. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Sicherheit und die Beständigkeit ihres Betriebs noch zu stärken, auch mit einfachen Vorkehrungen. Wir empfehlen zum Beispiel, die Risiken aufzulisten, und sie im Hinblick auf die Auswirkungen auf das Unternehmen zu priorisieren. Für die grössten Risiken ist die Einführung eines Business-Continuity-Plans (BCP) eine wirksame Präventionsmassnahme. Ein klarer Evakuierungsplan und eine regelmässige Wartung der Brandschutzsysteme tragen dazu bei, die Sicherheit und den Fortbestand der Infrastrukturen zu gewährleisten. Ein optimiertes Management der Zugänge zu den Räumlichkeiten reduziert das Risiko von Einbrüchen und Diebstahl erheblich.
Wie unterstützt Vaudoise hier?
Im Rahmen unserer Deckungserweiterung Cyber sensibilisieren wir unsere Kundinnen und Kunden beispielsweise für die Best Practices im IT-Bereich. Zudem organisieren wir seit mehreren Jahren Webinare zu den Themen Cyber-KMU, Gesundheit im Unternehmen, Unternehmensgründung und regionale Präsenzveranstaltungen für KMU. Bei diesen Treffen behandeln wir spezifische Versicherungs- und Vorsorgethemen und bieten den Unternehmern die Möglichkeit, Fragen zu stellen, praktische Ratschläge einzuholen und sich mit anderen KMU ihrer Region auszutauschen.
Vor allem KMU ächzen unter steigenden Versicherungsprämien. Was tun Sie als Versicherer, um Prämien niedrig zu halten?
Als Versicherer bemühen wir uns, individuell zugeschnittene Produkte anzubieten, insbesondere auch im Bereich Krankenversicherung und Lohnausfall. Unternehmen mit einem effizienten HR-Management haben tiefere Prämien, denn wir schätzen und würdigen Arbeitsweisen, die zur Risikominderung und zur Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz beitragen.
Was können Unternehmer und Unternehmerinnen tun, um Prämien niedrig zu halten?
Es ist wichtig, sich regelmässig mit der Beraterin, dem Berater oder dem Broker auszutauschen, um eine umfassende Risikoanalyse durchzuführen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Deckungen und die Selbstbehalte der Unternehmensrealität und der Entwicklung der Geschäftstätigkeit entsprechen. Indem wir eine allfällige Über- oder Unterversicherung erkennen und bereits umgesetzte Präventionsmassnahmen berücksichtigen, können wir die Versicherungspolice exakt anpassen und einen optimalen Schutz und eine Kostenkontrolle gewährleisten.
Vaudoise ist, wie auch andere sehr gut platzierte Versicherer in diesem Ranking, als Genossenschaft organisiert. Was sind die Vorteile einer Genossenschaft? Und was sind die Nachteile?
Über die Gewinnbeteiligung können wir unseren Erfolg mit unseren Kundinnen und Kunden teilen, und das stärkt das Vertrauensverhältnis zu unserer Genossenschaft. Wir freuen uns zudem, auch einen Überschuss im P&C-Geschäft an unsere Unternehmenskunden weitergeben zu können, was in der Schweiz einzigartig ist. Wir richten auch ein besonderes Augenmerk auf die Werte, die wir vermitteln. Unsere Entscheidungen sind langfristig ausgerichtet, was uns verpflichtet, unsere wirtschaftliche Beständigkeit zu überwachen, mit Kapitalisierungsquoten, die über dem Marktdurchschnitt von Unternehmen mit derselben Struktur liegen. Einer der Nachteile ist der etwas eingeschränkte Zugang zum Kapitalmarkt.
Was sind die grössten Herausforderungen und Meilensteine für Vaudoise im Jahr 2025?
Wir sind mitten in der digitalen Transformation. Die kommenden zwei Jahre werden wichtig sein, um die 2024 erzielten Erfolge zu bestätigen. Daneben müssen wir die Kosten und die Schadenbelastung nach der Inflation im Griff haben, insbesondere bei den Elementarschäden.
Welche persönlichen Ziele haben Sie als CEO für das neue Jahr?
Ich möchte die Arbeit für den neuen Strategiezyklus 2026–2028 der Vaudoise-Gruppe erfolgreich beenden. Damit wollen wir unsere Präsenz im Markt in allen Regionen der Schweiz weiter stärken und gleichzeitig unsere Strategie der bereits begonnenen Transformation weiterführen.
Dieser Beitrag ist Teil des am 6. Februar 2025 erschienenen HZ-Insurance-Print-Specials «Top Versicherungen».