Aus Ihrer Sicht – worauf kommt es als grosser Finanzdienstleister beim Flottengeschäft besonders an? Welche Faktoren sind matchentscheidend?
Die Berücksichtigung und Balance des gesamten Ökosystems sind von entscheidender Bedeutung. Dabei ist es essenziell, in enger Abstimmung mit den Kundinnen zu arbeiten, um deren individuelle Bedürfnisse – sowohl für heute als auch für morgen – genau zu verstehen. Nur so ist es möglich, massgeschneiderte Beratungen und Lösungen anzubieten, die die Kundschaft optimal unterstützen. In einem weiteren Schritt schafft ein fokussiertes Stakeholder-Management mit Partnern, Lieferanten und weiteren Marktteilnehmern die Grundlage dafür, dass den Kunden individuelle und zukunftsorientierte Lösungen präsentiert werden können. Neben der Nähe zu der Kundschaft und zum Markt ist es für den Anbieter wichtig, sich möglichst effizient und wettbewerbsfähig aufzustellen – sei es in regulatorischen, nachhaltigen oder technologischen Aspekten.
Wie lassen sich die Unterschiede bei den Zinsen erklären?
Die Zinssätze werden in erster Linie durch die Strategie der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sowie die aktuelle Marktsituation beeinflusst. Zudem spielen auch die Quellen und Möglichkeiten der Liquiditätsbeschaffung sowie die Kreditwürdigkeit des Finanzdienstleisters selbst eine wichtige Rolle. Darüber hinaus wirken sich die Art des Finanzierungsmodells – etwa Leasing oder Kredit – sowie die Bonität der Kundschaft auf die Risikobewertung aus. Abschliessend ist es entscheidend, wie der Finanzdienstleister aufgestellt ist und welche internen Finanzierungskosten noch zusätzlich berücksichtigt werden müssen.
Wie lassen sich «Zinsbuckel», wie wir den in den vergangenen Jahren gesehen haben, «glätten»?
Grundsätzlich gibt es am Markt Finanzprodukte und -instrumente, die dazu dienen, Zinsänderungen zu «glätten». Eine längere Laufzeit der Finanzierung oder die Diversifikation der Finanzierungsquellen im Rahmen einer durchdachten Strategie können ebenfalls hilfreich sein, um Zinsschwankungen zu minimieren.
Wie wichtig wird da das ganze Ökosystem eines breiten Finanzdienstleisters wie Ihrem?
Das gesamte Ökosystem ist von grosser Bedeutung. Der Marktzugang, die strategische Ausrichtung des Unternehmens sowie die spezifischen Bedürfnisse der Kundinnen beeinflussen die Konditionen massgeblich. Rechtzeitige Investitionen in innovative Produkte und Massnahmen zur Effizienzsteigerung, wie etwa die Digitalisierung, tragen dazu bei, Preissteigerungen am Markt etwas einzudämmen, ohne diese vollständig an die Endverbraucher weitergeben zu müssen. Ebenso wichtig sind ein effektives internes Kosten- und Strukturmanagement sowie ein professionelles Stakeholder-Management. Abhängig von der jeweiligen Ausrichtung und Strategie ist es entscheidend, die optimale Balance zwischen diesen Faktoren zu finden.
Mit welchen weiteren Zusatzleistungen, weiteren Services können gute Anbieter punkten?
Zusatzprodukte wie Pannenhilfe, Versicherungen, Reifenservices oder Energiemanagement sind speziell im Firmenkundensegment sehr gefragt. Oft fehlt es Unternehmen an Zeit und Expertise, sich umfassend um diese Themen im Fuhrpark zu kümmern. Auch im Privatkundensegment steigt das Interesse an Full-Service-Lösungen wie etwa Auto-Abos, bei denen Kundinnen von umfassendem Service profitieren und sich um nichts kümmern müssen, während sie gleichzeitig von attraktiven Konditionen Gebrauch machen können.
Und wenn wir zeitlich nach vorne schauen – wird künstliche Intelligenz zum Gamechanger in diesem Geschäft, etwa durch besseres Zins- und Risikomanagement?
KI kann durchaus eine Chance sein, automatisierte Entscheidungen zu treffen und Risikobewertungen zu unterstützen. Insbesondere bei der Analyse grosser Datenmengen kann KI wertvolle Einblicke in Zins- und Marktentwicklungen liefern. Darüber hinaus spielt sie eine wichtige Rolle bei der Betrugserkennung und trägt so zur Risikominimierung bei.
Zur Person
Marinko Knezevic ist seit Juni 2019 CFO und Mitglied der Geschäftsleitung bei Arval Schweiz. Er verfügt über einen Master in Strategic Management (HWZ Zürich) und einen zusätzlichen Master in Banking & Finance (Universität Zürich). Vor Arval war er unter anderem bei Euler Hermes, UBS Schweiz und General Motors tätig.