Brennt das Licht auch, wenn gar niemand da ist, um es zu sehen? Diese Frage klingt zuerst einmal philosophisch, verweist aber auch auf ein handfestes Problem: In zahlreichen Bürogebäuden und Parkhäusern brennt das Licht tatsächlich oft 16 Stunden am Tag, auch wenn keine Menschenseele dort ist. Doch warum ist das so? Diese Frage stellte sich eines Tages der Energie- und Umwelttechnikstudent Patrik Deuss, als er in der Vorlesung die Lampen an der Decke des Raumes an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) betrachtete. Er begann zu recherchieren und berechnete, welches Sparpotenzial sich durch eine Regulierung der Brenndauer ergeben würde. Denn all die unnötig brennenden Leuchten kosten nicht nur Strom, sondern auch Geld. Dabei fiel ihm auf, dass viele öffentliche Gebäude über eine veraltete Infrastruktur verfügen: «Viele Systeme gibt es schon seit fünfzig Jahren. Selbst ein Bewegungsmelder ist nichts Neues», so sein Fazit.

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Deuss wollte es besser und kostengünstiger machen. Er überlegte, dass ein Produkt, mit dem man so viel Geld sparen kann, auch einen gewissen Wert haben darf. Heute ist der 33-Jährige CEO der LED City AG mit 45 Mitarbeitenden. Das in Zürich ansässige Startup hat gerade eine weitere Finanzierungsrunde hinter sich und arbeitet inzwischen mit Partnern in Deutschland und Spanien zusammen.

 

Ein autonomes und dynamisches System

Das Geschäftsmodell von LED City ist in wenigen Sätzen erklärt. Beim Plug-and-Play-Beleuchtungssystem des Startups verfügt jede Lichtquelle über mehrere Sensoren. Intelligente Algorithmen sorgen für eine autonome und dynamische Lichtsteuerung. Sprich: Jeder Teil des Gebäudes wird nach Bedarf ausgeleuchtet. Jede Leuchte kann sich zudem autonom selbst justieren, weil jeder Quadratmeter fortlaufend neu berechnet wird. Wenn niemand da ist, wird das Licht gedimmt. Im Vergleich mit Beleuchtungssystemen, die LED und traditionelle Bewegungsmelder-Steuerungen schon nutzen, lassen sich mit Deuss’ Produkt 80 Prozent der Energie einsparen. Und 90 Prozent Ersparnis sind es sogar gegenüber einer traditionellen Beleuchtungslösung mit Halogenleuchten.

Zusätzlich sind die Lampen von LED City mit Radarsensoren ausgestattet. So funktioniert die Technik auch für Leuchten, die hinter Abde-ckungen verborgen sind. «Diese Software ist bei unseren Mitbewerbern noch nicht vorhanden», erklärt Patrik Deuss.

 

Auch bei der VBZ gibt es noch Potenzial

Auch die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) setzen an ihren Bus- und Tramhaltestellen seit ein paar Jahren auf Bewegungsmelder, bislang jedoch nicht diejenigen von LED City. Die Sensoren des Mitbewerbers sind in die LED-Beleuchtung eingebaut und dimmen das Licht um den Faktor 10, wenn keine Fahrgäste an der Haltestelle warten. Nach einem Pilotprojekt rüsteten die VBZ alle Haltestelle in der Stadt um und sparen mit der neuen Lösung nach eigenen Angaben bis zu 90 Prozent Strom. Die VBZ haben jedoch auch schon Projekte mit LED City umgesetzt; laut Deuss bieten Unterführungen, Tramdepots oder Revisionshallen durchaus zusätzliches Potenzial.

 

Fokus auf die Privatwirtschaft

Bei LED City konzentriert man sich auf skalierbare Kunden und grossflächige Gebäude. Dort ist der Einspareffekt besonders gross. Effizient ist der Einsatz von sensorgesteuerten Leuchten an Orten mit langen Betriebszeiten und grossen Beleuchtungsflächen wie etwa in Parkhäusern, Einkaufszentren oder grossen Hotels. Der Kundenfokus liegt somit auf Immobilienfirmen, Versicherungen, Banken und Immobilienfonds. Privatwirtschaftliche Betriebe machen derzeit rund 90 Prozent der Kunden von LED City aus. Dennoch braucht es noch mehr Sensibilisierung für das Thema energiesparender Beleuchtungslösungen. Von Kunden hört Deuss oft, dass sie das Thema gar nicht erst anpacken, die Energiesparlampe tue es doch auch, so die Meinung. «Oft wird die Dringlichkeit des Klimawandels falsch eingeschätzt. Viele Unternehmen schieben die Nachhaltigkeit als Priorität immer wieder weit nach hinten», stellt Patrik Deuss fest. Als CEO der Millennial-Generation sieht er trotzdem optimistisch in die Zukunft. Er spricht davon, dass sich die herkömmliche Industrie vor Änderungen gerne mit dem Argument schützt, keine Arbeitsplätze gefährden zu wollen. Dabei schaffe die Energiewende wieder neue Arbeitsplätze. LED City suche immer wieder nach neuen Leuten.