Wer im Winter zu lange mit offenen Fenstern lüftet, heizt ins Freie hinaus. Einen ähnlichen Effekt hat eine unzureichende Gebäudehülle: Ein Teil der Wärme entweicht durch die Aussenwände, das Dach, die Fenster oder die Türen nach draussen und erhöht den Energiebedarf. Die Idee der Dämmung ist alles andere als neu, wie archäologische Ausgrabungen zeigen. Bereits die Menschen in der Bronzezeit stellten für ihre Häuser zweischalige Mauern aus Flechtwänden und Lehm her und füllten sie mit trockenem Gras. Diese jahrtausendealte Technik erreichte gemäss Fachleuten hervorragende Dämmwerte, die mit dem Isolierungsstandard von heute vergleichbar sind.

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Bis zu 60 Prozent Heizkosten sparen

Durch eine Wärmedämmung kann der Wärmebedarf eines Gebäudes drastisch sinken. Gemäss der Beratungsplattform Energieheld.ch lassen sich durch eine Dämmung 30 bis 60 Prozent der anfallenden Kosten einsparen. Ein gedämmtes Haus bedeutet weniger Heizkosten und einen tieferen CO2-Ausstoss. Wenn neue Fenster dazukommen, erhöht sich die Einsparung zusätzlich. Die Wärmedämmung funktioniert wie eine riesige warme Mütze, die über das Haus gestülpt wird. Die Dachdämmung kann bis zu einem Fünftel des gesamten Wärmeverlustes eines Hauses ausmachen. Bei einer Dachsanierung sorgt der Einbau von mehrere Zentimeter dicken Matten oder Platten im Dachbereich für den gewünschten Effekt. Sie bestehen aus Mineralwolle – Stein- oder Glaswolle –, Schafwolle, Zellulose, Holzfasern oder Hanf oder aus synthetischen Materialien wie Polystyrol.

Gemeinsam mit Fachleuten ist abzuklären, ob es reicht, nur einzelne Gebäudeteile wie den Estrich, den Keller oder die Fassade zu dämmen. Bei einer Fassadendämmung werden die Dämmstoffe auf der bestehenden Aussenmauer angebracht. Oft entscheidet sich die Bauherrschaft aus ästhetischen Gründen gegen eine Fassadendämmung. Oder sie ist schlicht nicht möglich, etwa aus Denkmalschutzgründen. Es gibt darüber hinaus die Variante eines speziellen Wärmedämmputzes, bei dem das Produkt dünn auf die Fassade aufgebracht wird.

Auf dem Weg zu einem energieeffizienten Haus spielt zudem die Gebäudetechnik eine entscheidende Rolle. Dazu gehören Heizung, Warmwasser, Lüftung, Klima, Sanitär, Elektrisch und Gebäudeautomation. Der Einsatz von intelligenten Heizsystemen, einer effizienten Wärmerückgewinnung und moderner Steuerungstechnik ermöglicht weitere signifikante Einsparungen. Technologien wie Wärmepumpen oder Photovoltaikanlagen sind sogar ein Weg, um die Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien zu erreichen.

Gemäss Energie Schweiz liegt der Energieverbrauch oft höher als vorgesehen, weil die Anlage anders betrieben wird oder die Nutzenden sich anders verhalten als geplant: Etwa wenn sie die Raumtemperatur höher einstellen oder mehr über die Fenster lüften, obwohl das nicht nötig wäre. Um diesen «Performance Gap» möglichst klein zu halten, sollte die zuständige Fachperson möglichst genau über die Gebäudetechnik informieren.

Investitionen in die Gebäudehülle und Gebäudetechnik rechnen sich nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich. Angesichts der hohen Energiepreise lassen sich viele Effizienzmassnahmen innert weniger Jahre amortisieren. Der Bausektor spielt somit eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Energiewende und dem Erreichen der Klimaziele. Für Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer empfiehlt es sich, dafür regelmässig finanzielle Mittel auf die Seite zu legen. Insbesondere wenn eine Fassadenrenovation ansteht, lohnt es sich, gleichzeitig auch eine Dämmung der Gebäudehülle in Betracht zu ziehen.

 

Nur 1 Prozent wird pro Jahr modernisiert

Eine finanzielle Entlastung bieten Förderbeitrage aus dem Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen: Fachleute empfehlen, diese Beiträge bei der Finanzierungsplanung miteinzubeziehen. Urs Hanselmann von der Organisation Gebäudehülle Schweiz weist darauf hin, dass es sinnvoll ist, die Gebäudehülle zu dämmen, bevor eine Heizung ersetzt wird: «So kann nach dieser Effizienzsteigerung die Heizung deutlich kleiner dimensioniert werden, was die zusätzlichen Investitionskosten in der Gebäudetechnik tiefer ausfallen lässt.»

Laut Bund wird pro Jahr nur 1 Prozent des Gebäudebestandes modernisiert. Auch der Gebäudehüllenexperte Hanselmann betont, dass die Erneuerungsrate aktuell immer noch zu tief ist und damit zu befürchten ist, dass bis 2050 der Gebäudepark Schweiz nicht vollständig modernisiert wird.