Ende Mai wehte ein frischer Nachhaltigkeitswind durch die grosse Halle des Zürcher Hauptbahnhofs. Bereits zum dritten Mal fand «Unser Klima» statt; eine hochaktuelle Publikumsmesse, die sowohl B2B-wie auch B2C-ausgerichtet war. Bespielt wurde unter anderem das Thema «energieeffiziente Gebäudetechnik im 21. Jahrhundert», beispielsweise mit neuen nachhaltigen Heizungssystemen. Unternehmen wie Buderus Schweiz, Meier Tobler oder Elcotherm aus dem sankt-gallischen Vilters-Wangs – das Unternehmen ist schon seit bald hundert Jahren im Geschäft – stellten im Bereich Heizung und Lüftung ihre Lösungen vor. Zur Materie gehören Wärmepumpen, thermische Solarsysteme, kontrollierte Wohnungslüftung, klassische Klimageräte und natürlich Photovoltaik.
Hoffen auf die jungen Generationen
Mit dabei war Öbu, der Verband für nachhaltiges Wirtschaften; er fördert die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs, Agenda 2030). Auf der Messe im Zürcher Hauptbahnhof wurden von rund dreissig Ausstellenden einige Aufgaben beleuchtet: Grossthemen wie energieeffiziente Neubauten, grüne Stromerzeugnisse und Batteriespeicher oder Lösungen für optimales Umlaufwasser. Aber auch Kleinthemen für jeden Haushalt, wie beispielsweise wiederverwendbare Weihnachtsbäume oder verbrauchsarme Haushaltsgeräte. Passend dazu boten die Elektrizitätswerke von Stadt und Kanton Zürich individuelle Energieberatungen an.
Unter den Besuchern und Besucherinnen befanden sich viele aus der jüngeren Generation, einige Studierende auch, die das Thema Nachhaltigkeit im Bauwesen gesamtheitlich verstehen wollen – um das Wissen vielleicht eines Tages in ihren Berufsweg integrieren zu können. Die Generation Y und die Generation Z verstehen längst, dass beispielsweise papierlose Abläufe im Architekturbüro oder Abfallreduzierung auf der Baustelle ein absolutes Muss sind. Weniger bekannt hingegen ist, wie manuelle Prozesse auf automatisierte Systeme umgestellt werden können. So kann neue Baumanagement-Software die normalerweise stark papierlastigen Zeiterfassungs- und Lohnabrechnungsprozesse automatisieren. Oder, mithilfe einer Cloud-basierten Anwendung können digitale Zeitkarten die Arbeitszeiten der Mitarbeitenden vor Ort erfassen.
Ein anderes Thema ist die Verwendung von Telematik zur Verfolgung des Kraftstoffverbrauchs von einzelnen Geräten auf der Baustelle. Telematik ist die Brücke zwischen physischen Geräten und der Cloud. Sie ermöglicht eine Echtzeitüberwachung des Kraftstoffverbrauchs, kontrolliert aber auch Leerlaufzeiten, Standorte oder weitere Details. Mit diesen Funktionen können Bauteams den Kraftstoffverbrauch optimieren, Emissionen und Kosten reduzieren und vorausschauende Wartung durchführen. Das alles ist eben auch Teil eines vernünftigen Schaffens.
Chancen im Fertigbau
Immobilienentwickler, Architekten und Bauführer, die ihren CO2-Fussabdruck verbessern möchten, können weitere nachhaltige Technologien in Betracht ziehen. So werden wohl bald 3D-gedruckte Konstruktionen die Branche verändern. Additive Fertigung minimiert Abfall und ist weniger störend für die lokale Umwelt. 3D-Druck dürfte eine der zukünftigen Schlüsseltechnologien für umweltfreundliches Bauen werden.
Ein weiterer Pfeiler wird auch sein, wiedergewonnene oder recycelte Materialien in Neuprojekte zu integrieren. Gerade in Amerika entwickelt sich, als Reaktion auf neue strengere Abrissrichtlinien, ein starker Trend, wertvolle Materialien aus älteren Gebäuden, vor allem Holz, wiederzuverwenden. Und drittens, Fertigbau und Modulbau erfreuen sich aufgrund ihrer Effizienz- und Nachhaltigkeitsvorteile wachsender Beliebtheit; auch wenn im Moment noch eher in Nordamerika, Nordeuropa und dem Fernen Osten. Beide neuartigen Baumethoden nutzen optimierte additive Fertigungstaktiken, die unter anderem eben auch den Abfall minimieren. Zudem verursacht Fertigbau weit weniger Lärmbelästigung und verbraucht weniger Energie als herkömmliche Baumethoden.
Kommunikation hilft
Zurück zum Thema Heizungssysteme, auch hier gibt es zahlreiche signifikante Entwicklungen: Moderne Wärmepumpen beispielsweise setzen Umweltwärme ein und reduzieren den Energieverbrauch. Und Brennwertkessel nutzen die Energie des Wasserdampfs im Abgas, wodurch der Brennstoff effizienter genutzt wird. Fernwärme, die Wärmeenergie über Leitungsnetze an verschiedene Haushalte verteilt, dient ebenfalls als energieeffiziente Lösung. Und die regelmässige Wartung solcher Systeme kann den Energieverbrauch weiter minimieren.
Grünes Bauen bietet Firmen, Gemeinden und Bewohnerinnen und Bewohnern viele reale Vorteile. Das muss aber stets erklärt werden, intern im Betrieb und extern gegenüber Partnern und Kunden oder Kundinnen – und das ist nicht immer einfach. Helfen können entsprechende Zertifizierungsprogramme wie unter anderem Leed (Leadership in Energy and Environmental Design). Ursprünglich ein U-Samerikanisches Gebäudelabel, wird die Zertifizierung heute in über 150 Ländern angewendet.
In der Branche geht es primär um verantwortungsvolles und zukunftsgerechtes Bauen, das auch «verkauft» werden, also mittels klarer Informationen zu allen Zielgruppen getragen werden muss. Wenn diese Kommunikation dann auch dazu führt, das Ansehen der involvierten Unternehmen zu verbessern, umso besser.