Gold schimmert in diesen Tagen nicht nur als Weihnachtsdekoration oder in Form von Schmuck an Fingern und Handgelenken, sondern auch auf Lebensmitteln. Gourmetköchinnen verwenden Gold ebenso wie Confiseure. Es gibt Pralinen mit Gold und Sektflaschen mit umherwirbelnden Goldplättchen. Ein goldenes Steak sorgte 2019 für mediales Aufsehen: Der französische Starfussballer Franck Ribéry hatte das mit Blattgold umwickelte Fleischstück in einem Jetset-Restaurant in Dubai bestellt und davon ein Video auf Social Media gepostet.
22 bis 24 Karat
Goldene Dekorationen auf Speisen und in Getränken sind aber keine Erscheinung des 21. Jahrhunderts. So seltsam es klingen mag: Gold wird schon seit Jahrhunderten nicht nur mit den Augen bewundert, sondern auch einverleibt. Wie alte französische Rezepte zeigen, gab es schon im Mittelalter das Bedürfnis, sich mit exklusiven goldgeschmückten Speisen von anderen abzuheben. Während in der Renaissance die Köche der Reichen ganze Pfauen mit Blattgold überzogen, werden heute eher kleinere Stücke mit echtem Gold optisch aufgewertet.
Macarons mit Blattgoldblättchen in Frankreich beispielsweise oder Teigbällchen mit Goldstaub, die an indischen Hochzeiten für Glanzpunkte sorgen. Auch Speiseeis, Sushi, Champagner und Gin sind mit Goldzusatz erhältlich – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. «Mit essbarem Blattgold sorgen Sie dafür, dass Ihre kulinarischen Kreationen im Gedächtnis bleiben», schreibt ein deutscher Blattgoldzulieferer von Gastronomen, Patissiers und Lebensmittelherstellern.
Gold passt zu allem, weil es vollkommen geschmacksneutral ist. Zudem sind die verwendeten Mengen so gering, dass die hauchdünnen Goldblättchen kaum von der Zunge wahrgenommen werden. Das Edelmetall weist auch keine gesundheitsschädlichen Eigenschaften auf, wird aber wie andere Ballaststoffe einfach wieder ausgeschieden.
Die Europäische Union hat Gold als Lebensmittelzusatzstoff mit der Nummer E 175 zugelassen. Dafür darf aber nur reines Edelmetall von 22 bis 24 Karat verwendet werden – im Gegensatz zur Schmuckproduktion. Blattgold ist so leicht und dünn, weil es äusserst dünn geklopft wurde und einen Bruchteil eines Millimeters flach ist.
Früherer Glaube an heilende Wirkung
Gold ist aber nicht nur dekorativ, sondern wurde in der Vergangenheit auch als Heilmittel gegen Erkrankungen wie etwa Rheuma eingesetzt. Das «Danziger Goldwasser» aus verschiedenen Gewürzen wie Anis und Zimt, Zucker, Alkohol und kleinen Blattgoldflocken soll das Lieblingsgetränk Katharinas der Grossen gewesen sein.
Die Geschichte des Gewürzlikörs lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Zur Entstehung des Getränks gibt es verschiedene Quellen: Die einen sagen, dass die Goldblättchen die Heilkräfte der Kräuter verstärken sollten. Die anderen gehen davon aus, dass das Goldgetränk ein Nebenprodukt des Vergoldens von Möbeln oder Bilderrahmen war: Wenn die Vergolder den Pinsel in den Alkohol tauchten, um Blattgold auf Holz aufzutragen, liessen sie winzige Goldpartikel darin zurück, und eine glitzernde Flüssigkeit entstand.
Goldflocken und Goldfolien
Auch Schokolade kontrastiert sehr schön mit Goldelementen. Das weiss auch Confiseur Thomas Ramseier von Minischoggi in Adliswil, die Kurse und Events im Schokolade- und Backbereich anbietet. Seiner Einschätzung nach verwendet man in der Branche echtes Gold nur für ausgewählte Kreationen. Bei Minischoggi werden die Goldprodukte zu rund 60 Prozent von Restaurant- und Cateringbetreibern und zu 40 Prozent von Privatpersonen gekauft.
«Unsere Kundinnen und Kunden verwenden Blattgold primär für Pralinen, Patisserien und Cocktails», sagt er. Am besten liefen die Blattgoldfolien, gefolgt von den Goldflocken und vom Goldstaub. Die beiden Produkte werden am seltensten verlangt, weil sie gut durch unechten Goldglitzer oder -puder ersetzt werden können.
Für echte Goldprodukte muss man etwas tiefer in die Tasche greifen, wenn es es einem wert ist: Fünf 23-Karat-Blattgoldfolien kosten etwas mehr als 40 Franken, 0,125 Gramm 23-Karat-Goldstaub etwas über 100 Franken.