Unsere Umwelt verändert sich immer schneller, und das launische Klima macht auch den Pflanzen auf dem Balkon und im Gemüsebeet zu schaffen. Neue Krankheiten und Schädlinge tauchen auf, extreme Temperaturen, Sommerhitze, Starkregen und Hagel lassen die Bauernregeln hinfällig werden.
Die traditionelle Bauerngartenkultur mit viel Wasser, Dünger und Gift ist endgültig passé, und sowohl im Garten wie auch auf dem essbaren Balkon brechen neue Zeiten an. Heutzutage wird ökologischer, ganzheitlicher und viel nachhaltiger gegärtnert. Dafür braucht man aber auch andere Pflanzen: erstens solche, die robust und krankheitsresistent sind, und zweitens solche, die mit den neuen Klimaverhältnissen zurechtkommen.
Pflanzen für die Ewigkeit
In unserem Gartenbuch zeigen wir, wie nachhaltige, mehrjährige Gemüse und Kräuter im Garten und auf dem Balkon am besten angebaut und wie sie für die neuen Verhältnisse züchterisch angepasst werden. Diese «ewigen» Gemüse wie etwa Meerkohl und Spargel werden nur einmal gepflanzt und bieten dann mit minimalem Aufwand jedes Jahr wieder eine reiche Ernte. Moderne Rhabarberzüchtungen erlauben eine Ernte die ganze Saison hindurch und bieten zudem essbare Blüten, die sich wie Broccoli zubereiten lassen. Vielversprechend ist der Ausblick auf neue Proteinpflanzen wie zum Beispiel mehrjährige Feuerbohnen oder Erbsen mit sehr nahrhaften Wurzelknollen, die als Proteinquelle der Zukunft dienen könnten.
Bei den Kräutern und Blattgemüsen gilt es ganz besonders, die Sorten an das Klima und den Standort anzupassen. Denn was nützen einem Kopfsalate oder ein Beet voll Spinat, wenn sie vorzeitig aufschiessen? Und was, wenn es mit dem Basilikum trotz warmen Temperaturen einfach nicht klappen will? In diesem Bereich gibt es einige Tricks – allen voran jener, der das richtige Timing betrifft. Aber auch bei den Kräutern und beim Salat gilt hauptsächlich: Die Auswahl der richtigen Sorten macht den Unterschied. Und wenn das Wetter verrückt spielt, dann ist auch in diesem Bereich am meisten Verlass auf die «ewigen», mehrjährigen Arten, die sogar nach einem Hagelschaden meistens einfach wieder nachwachsen.
Melonen vom Balkon
Auch bei den Nachtschattengewächsen tut sich Spannendes. Kartoffeln, deren Laub nicht mehr krank wird, gehören ebenso in den neuen, nachhaltigen Gemüsegarten wie auf den Balkon. Für heissere, exponiertere Standorte sind Süsskartoffeln, Yacón oder Taro die neuen Stars. Wir zeigen, wie diese am besten angebaut werden und worauf es ankommt.
Besonders spannend sind die Neuheiten im Bereich der Fruchtgemüse. Die Züchtung von robusten Freilandtomaten macht riesige Fortschritte. Und so gibt es inzwischen eine Vielfalt an schmackhaften Tomatensorten, die auf dem Balkon und auch draussen im Garten bei jedem Wetter gesund bleiben und eine reiche Ernte bieten. Mit dem neuen Klima ergeben sich auch neue Möglichkeiten. So können Auberginen, Chilis und Peperoni nun auch bei uns problemlos draussen gedeihen – vorausgesetzt, man wählt die richtigen Sorten, die dann eben auch mal Dauerregen und unerwartete kältere Phasen überleben. Auch andere Fruchtgemüse wie Gurken, Kürbisse oder sogar Wassermelonen gehören zu den neuen Stars auf dem Balkon mit Essbarem sowie in den modernen Gemüsegärten und überraschen uns mit leckeren Früchten aus eigener Ernte.
Welches Gemüse und welche Kräuter brauchen wir angesichts des immer unberechenbareren Klimas mit Hitzesommern und Starkregen? Welche neuen Pflanzen gedeihen im Garten und auf dem Stadtbalkon – auch ohne Chemie? Welche alten Klassiker bewähren sich noch immer? Welche Sorten sind die geschmackvollsten und zugleich pflegeleicht? Und wie werden überhaupt neue Pflanzen gezüchtet? Die Gartenexpertin und «Landliebe»-Kolumnistin Sabine Reber und der Lubera-Gründer und Pflanzenzüchter Markus Kobelt geben Einblick in die spannende Welt der alten und neuen Gartenpflanzen und zeigen, wie man heutzutage erfolgreich gärtnert und Gesundes erntet. Buchpremiere ist am 12. März 2024 an der Giardina. Sabine Reber, Markus Kobelt: «Der essbare Garten: Robuste Gemüse und Kräuter für Beet und Topf», aus der «Landliebe»-Buchreihe, Beobachter-Verlag, ca. 40 Franken.