Die Begriffe Nachhaltigkeit, CO₂-Reduktion und grüne Energie stehen heute in jedem Logistikunternehmen im Mittelpunkt – sei dies ein Hersteller von Systemen und Anlagen oder seien es Dienstleister, welche die Versorgung von Wirtschaft und Gesellschaft gewährleisten. Gemäss einer Studie des World Economic Forums entfallen auf Transport und Logistik rund 5,5 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen. Ein Wert, der in den kommenden Jahren reduziert werden muss. Dabei muss neben den Güter-, Informations- und Finanzflüssen auch an neue Logistikflüsse gedacht werden, um die globalen Klima- und Nachhaltigkeitsziele des Pariser Abkommens erreichen zu können. Auch in der Logistikbranche hat sich ein deutlich ausgeprägtes Nachhaltigkeitsbewusstsein entwickelt.
Elektrifizierung senkt die Emissionen
Die Realisierung einer CO₂-freien Intralogistik setzt vier Schwerpunkte voraus: Energieversorgung der Logistikanlagen, energieeffiziente Flurfördermittel, Digitalisierung und Automatisierung mittels Robotern. Die Hauptaufgabe von Herstellern, aber auch der Politik wird es sein, in Zukunft für eine ausreichende Versorgung von Strom aus erneuerbaren Quellen zu sorgen. Hier sind zweifellos noch einige Hausaufgaben zu erledigen, schwergewichtig von den Energieversorgern und der Politik.
Noch werden in der Logistik viele Tätigkeiten entlang der Wertschöpfungsketten manuell erledigt, was sich während der Pandemie wegen ausfallenden Personals schmerzhaft bemerkbar machte. Sollen Lager in Zukunft effizienter genutzt werden, braucht es den Einsatz von intelligenten Flurfördergeräten, vorwiegend mit Elektroantrieb.
Entscheidend für die Nachhaltigkeit und die Gesamtkosten von Flurfördergeräten ist nach Ansicht von Markus Zoller, Mitglied der Geschäftsleitung von Jungheinrich, die Antriebs- und Batterietechnik. Werden Flurfördergeräte aus erneuerbaren Energiequellen geladen, können Elektrostapler weitgehend CO₂-neutral betrieben werden.
Einen Beitrag zur Ressourcenschonung ist auch der Einsatz von Second Life Products oder Third Life Products bei Batterien und Occasionsfahrzeugen. Ein elektrischer Gegengewichtsstapler mit Lithium-Ionen-Batterien erzeugt etwa 53 Prozent weniger CO₂-Emissionen über einen Zeitraum von 10 000 Betriebsstunden als ein vergleichbarer Stapler mit Verbrennungsmotor.
Eine wichtige Rolle in der Realisierung von nachhaltiger Logistik spielen die Automatisierung und die Digitalisierung. Lagerkontrollsysteme und automatische Lade- und Steuerungstechnik tragen dazu bei, die Lagerkapazitäten effizient auszunutzen. Eine optimale Abstimmung zwischen Mensch, Maschine und Lager führt zu einer Reduktion der Fehlerquote, was das Unfallrisiko senkt und die Sicherheit steigert. Kollaborative Roboter (Cobots) werden heute schon in vielen Bereichen der Logistik und der Produktion eingesetzt. Durch sie lassen sich manuell ausgeführte Tätigkeiten, die oft repetitiv und körperbelastend sind, schrittweise und wirtschaftlich automatisieren.
Digitalisierung und Automatisierung sind damit auch eine Lösung für den sich verschärfenden Fachkräftemangel. Kontrollen haben ergeben, dass der Einsatz von drei automatisierten Flurfördergeräten in einem 6-Tage-/24-Stunden-Betrieb bis zu zehn fehlende Fachkräfte kompensieren kann. Lager- und Kommissionierroboter gelangen heute in zunehmendem Masse in der E-Commerce-Branche zum Einsatz. Darüber hinaus können Roboter zum Beispiel grössere Chargen in höherer Qualität automatisch produzieren und eine grössere Anzahl von Artikeln sortieren, verpacken und palettieren. Dadurch können Produktion und Intralogistik flexibler und leistungsfähiger werden. Zudem entsteht die Möglichkeit zur Produktion von kleineren Losgrössen.
Digitalisierung steigert die Leistung
Mit der Automatisierung lässt sich das Kommissionierprinzip Person-zur-Ware durch das effizientere Ware-zur-Person-Prinzip ersetzen. «Die Digitalisierung ist eine gute Chance für Logistiker, dem Preisdruck in der Branche zu begegnen. Mit einer zukunftssicheren IT und dem Einsatz digitaler Geschäftsmodelle lässt sich die Effizienz beträchtlich steigern», unterstreicht Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport, Logistik und Tourismus bei PwC Deutschland. Bei der Digitalisierung in der Logistik geht es auch darum, die Qualität der Daten zu verbessern. Dadurch können Abläufe effizienter gestaltet und Anlagen optimaler genutzt werden. Der Weg, um die Bedürfnisse der modernen Kundin schnell, zuverlässig und gut verfolgbar zu erfüllen, führt über eine konsequente Digitalisierung.