Die Sharing Economy hat in der Schweiz ein sehr grosses Potenzial – und hier sind auch einige innovative Geschäftsmodelle entstanden: Mobility ist zum führenden Car-Sharing-Anbieter aufgestiegen, Züri Velo und Publibike ermöglichen das Bike-Sharing, über Mycamper können Interessierte Wohnmobile und Camper mieten und vermieten.

Weniger klar sind laut Rigo Tietz, Leiter des Kompetenzzentrums Strategisches Management am Institut für Strategie und Marketing der Ostschweizer Fachhochschule (OST), die Angebote beim Skitourismus: Selbst wenn die Destinationen vor Ort Solaranlagen installieren – ein massgeblicher Teil der Emissionen entstehe bei der Anreise, oft per Auto.

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Risiken und Nebenwirkungen

Geschäftsmodelle wie Peer-to-Peer, Trash-to-Cash (wie bei den «Freitag»-Taschen) oder Zwei-Seiten-Märkte wie Mycamper haben sich etabliert. Bei anderen Geschäftsmodellen können laut Tietz Fehlanreize gesetzt werden. Bei «Mieten statt kaufen» könnten Personen Dinge nutzen, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Abo-Modelle weisen die Gesamtkosten oft nicht transparent aus und User verlieren leicht den Überblick über Kündigungsfristen und Laufzeiten.

«Die Schweiz hat in den letzten Jahren eine zunehmende Anzahl innovativer Geschäftsmodelle in der Green Economy entwickelt, um Nachhaltigkeitsaspekte in Geschäftsmodelle zu integrieren und ihre Umweltziele zu erreichen», sagt auch Michael von Kutzschenbach, Dozent für Unternehmensführung an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FNHW). Er verweist auf die Arbeiten von Nancy Bocken, die in den Niederlanden zu nachhaltigkeitsorientierten innovativen Geschäftsmodellen forscht. Sie unterscheidet sechs nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsmodellarchetypen: Effizienz/Produktivität (Verbrauch weniger Ressourcen), Net-Zero (Ersatz durch erneuerbare Ressourcen), «Circular Economy» (Schliessen von Ressourcenkreisläufen, Wiederverwendung), Suffizienzwirtschaft (mit weniger Ressourcen auskommen), Nettopositiv für Natur und Gesellschaft (Stewardship und regenerative Geschäftsmodelle) sowie «Flourishing» (gesellschaftliches und ökologisches Wohlbefinden kommt hier vor wirtschaftlicher Optimierung).

«Gleichzeitig gilt es aber auch zu berücksichtigen, dass sich mit zunehmenden Nachhaltigkeitsambitionen die Anforderungen an das Hinterfragen der bestehenden Geschäftsziele und -logiken erhöht. So lassen sich die ersten drei Archetypen bereits durch technische Verbesserungen erreichen, während ambitioniertere Archetypen oft einen Paradigmenwechsel und soziale Innovation nötig machen», sagt er.

«Geschäftsmodellinnovationen, die lediglich Effizienzpotenziale abschöpfen, sind aus meiner Sicht unzureichend, da sie oft Rebound-Effekte produzieren.» Auch Geschäftsmodelle, die darauf abzielen, so viele Produkte wie möglich zu verkaufen, können dazu führen, dass Umweltaspekte wie die Langlebigkeit der Produkte und gesellschaftliche Aspekte wie faire Arbeitsbedingungen vernachlässigt würden.

 

Nicht ohne eigenes Patent

Innovative Produkte und Geschäftsmodelle nützen wenig, wenn der Schutz des dahinterstehenden geistigen Eigentums (IP) nicht gewährleistet ist. «Ein solcher Schutz ermöglicht zunächst, dass niemand ohne die Einwilligung der Inhaber die patentierte Erfindung, die registrierte Marke oder das Design nutzen kann», sagt Hansueli Stamm, Chefökonom beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum in Bern. «Und falls es doch jemand tut, kann ich mich dagegen zur Wehr setzen.»

Innovative Unternehmen können laut Stamm ihre Erfindungen mit Patenten schützen. Das Aussehen respektive die Form oder die Gestaltung ihrer Produkte lassen sich mittels Design schützen, und mit einer Marke kann dem Produkt ein unverwechselbares Zeichen mitgegeben werden, das ebenfalls exklusiv vom Inhaber genutzt werden kann. Dazu kommt das Urheberrecht, durch das unter anderem Software geschützt ist. «Welches dieser Schutzrechte das geeignete ist oder ob beispielsweise Geheimhaltung in der speziellen Situation sich besser eignet als ein Patent, muss von Fall zu Fall abgeklärt werden», rät Stamm.