In Zeiten der Corona-Lockdowns haben Detailhändler – insbesondere im benachbarten Deutschland – wenig zu Lachen. Viele Geschäfte sind seit Monaten dicht und auch im vergangenen Jahr war Kaufhäuser und Läden wegen der Pandemie lange Zeit zugesperrt.
Das spiegelt sich in den Umsatz und Gewinnzahlen der Unternehmen. Die börsennotierte Ludwig Beck am Rathauseck am Marienplatz mitten in München verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatzeinbruch um 36 Prozent auf rund 60 Millionen Euro und rutschte dadurch tief in die roten Zahlen. Das erste Quartal in diesem Jahr lief sogar noch schlechter.
Ludwig Beck – begehrte Immobilie mitten in der Stadt…
Trotz der coronabedingt katastrophalen operativen Entwicklung haben die Aktionäre des Unternehmens dennoch Grund zur Freude. Nicht wegen voller Kaufhauskassen, sondern wegen der Immobilie am Stammsitz des Unternehmens.
Dort, mitten in München in bester Einkaufslage liegt das Kaufhaus. Die Grundstücksfläche umfasst knapp 2000 Quadratmeter und die Verkaufsfläche beträgt rund 11000 Quadratmeter.
Nach dem jahrelangen Immobilienboom mit schwindelerregenden Preisen in der Stadt rechnen immer mehr Börsianer nach.
… der Wert der Liegenschaft ist dreimal so hoch wie der Börsenwert des Unternehmens
Vor drei Jahren lag der Bodenrichtwert, der die Preise von Immobilienverkäufen berücksichtigt, in ähnlicher Spitzenlage in der angrenzenden Kaufingerstraße nämlich bei 160000 Euro je Quadratmeter.
Das Grundstück von Ludwig Beck mit dem Kaufhaus darauf bringt es damit schon auf Basis des Bodenrichtwerts vor drei Jahren auf einen Wert von geschätzt etwa 300 bis 350 Millionen Euro.
Georg Pröbstl ist Chefredaktor des Börsenbriefs Value-Depesche. Der Börsendienst ist auf substanzstarke unterbewertete Aktien mit guten Perspektiven aus Deutschland, Österreich und der Schweiz spezialisiert. Die jährliche Performance des Musterdepots seit Start im April 2010 beträgt +14,6 Prozent (DAX: +7,8 Prozent).
Transparenzhinweis: Der Autor berät Anlageprodukte. In diesem Beitrag besprochene Aktien können zum Anlageuniversum zählen.
In den letzten beiden Jahren sind die Immobilienpreise in der Stadt aber weiter gestiegen. Möglicherweise liegt der aktuelle Bodenrichtwert, dieser wird alle zwei Jahre berechnet, schon bei 180000 oder gar 200000 Euro je Quadratmeter.
Das Grundstück von Ludwig Beck könnte es damit aktuell bereits auf einen Wert von möglicherweise 350 bis 400 Millionen Euro bringen.
Bisher schien ein Verkauf der Immobilie wenig wahrscheinlich…
Ludwig Beck kostet an der Börse 100 Millionen Euro. Zieht man die Schulden des Unternehmens von rund 100 Millionen Euro ab, würden bei einem möglichen Verkauf der Immobilie geschätzt etwa 250 bis 300 Millionen Euro übrigbleiben.
Eigentlich würde man einen Verkauf der Liegenschaft ja ausschliessen. Denn dann wäre auch Schluss mit dem traditionsreichen Kaufhaus. Aber der inzwischen horrend hohe Immobilienpreis dort, dürfte zusehends Begehrlichkeiten wecken.
… jetzt hat sich aber ein Immobilienunternehmer bei Ludwig Beck eingekauft
Tatsächlich übernahm erst Anfang Dezember der bayerische Baulöwe Alfons Doblinger 24,4 Prozent an Ludwig Beck. Der Immobilien-Tycoon nennt unter anderem auch die nur einen Steinwurf von Ludwig Beck entfernte Immobilie mit dem riesigen Kaufhof-Warenhaus am Marienplatz sein Eigen.
Man fragt sich natürlich schon, welches Interesse ein Immobilienentwickler haben soll, sich an einem Kaufhaus zu beteiligen.
Ob oder wann das Kaufhaus von Ludwig Beck jemals einer anderen Verwendung – etwa einem Hotelbetrieb, Büros oder Mietern aus dem Detailhandel mit extrem hochpreisigen Luxusmarken – zugeführt wird, ist Spekulation.
Aber der Einstieg Doblingers lässt einiges vermuten. Angesichts des enormen Abschlags von Ludwig Beck an der Börse bezogen auf das Nettovermögen ist die Aktie aber sicher einen Blick wert. Das Nettovermögen je Aktie dürfte bei geschätzt etwa 55 Euro liegen.
Ludwig Beck
ISIN: DE0005199905
Gewinn je Aktie 2022e: 0,80 €
KGV 2022e: 39,0
Dividende/Rendite 2020e: -/-
EK je Aktie: 16,10 €
EK-Quote: 32,4 Prozent
KBV: 1,9
Kurs/Ziel/Stopp: 31,20/38,50/21,70 €