Der ehemalige britische Finanzminister und Chefredaktor des Evening Standard, George Osborne, sprach am Europa Forum Luzern über den Brexit. What else? Er tat dies gut gelaunt – und mit einigen deftigen Seitenhieben gegenüber Labour-Anführer Jeremy Corbyn.

«Die Debatte über den Brexit ähnelt einem Bürgerkrieg. Die Frage spaltet Familien», sagte George Osborne im Gespräch mit Moderatorin Christine Maier. Vor der anstehenden Wahlen in Grossbritannien stehen die Briten aber vor der Wahl zwischen Pech und Cholera: «Brexit oder einen Marxisten».

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Mit dem Marxisten meinte er den Anführer der Labour-Partei, Jeremy Corbyn. «Einen altmodischen Sozialisten aus den 70er-Jahren», so Osborne. Wenn man wie Osborne (und 16 Millionen Briten) Remainer sei, dann habe man nun eine schwierige Wahl: «Du bekommst ein zweites Referendum. Aber auch einen verrückten Marxisten.»

Über seinen einstigen Parteikollegen, Premierminister Boris Johnson, sagte Osborne, dass dieser bloss eine Idee habe: Das er ein guter Premierminister sei. «Ich kenne ihn seit 25 Jahren. Er hat liberale Seiten, die ich mag. Die andere Seite aber ist, dass er für den Brexit ist.» Johnson habe den Brexit als eine Möglichkeit gesehen, an die Macht kommen. «Er wollte sein ganzes Leben lang Premierminister werden.»

Es gäbe eine 70-prozentige Chance, dass Johnson die Wahlen gewinne. Und dann werde Grossbritannien die EU Ende Januar definitiv verlassen. Doch die zweite grosse Frage stellte Osborne gleich selber in den Raum: Welche Beziehungen werden die Briten mit der EU haben? Diese Frage sei noch immer nicht gelöst.

Der Abschied der Briten werde die EU weniger wettbewerbsfähig machen, so viel ist für Osborne klar. «Ich war der einzige Finanzminister, der das sagte damals.» Dennoch gab er sich optimistisch, was die Wettbewerbsfähigkeit Grossbritanniens betraf. So hätten viele Finanzkonzerne London nicht verlassen, obwohl sie damit drohten. Ebenfalls optimistisch sieht er die Beziehungen zur Schweiz: «Die Schweiz hat in Grossbritannien einen neuen Freund ausserhalb der EU. Wir können nun intensiver miteinander reden. Und uns fragen, wie können wir voneinander lernen?»