Das Thema Energie lässt die Schweiz nicht los. Investitionen von rund 75 Milliarden Franken in das Stromnetz bis 2050 sind laut dem Bundesamt für Energie nötig. Michael Frank, Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE): «Wir brauchen gigantisch mehr Strom, und das müssen wir dezentral abwickeln. Wir brauchen den Aus- und Umbau des Netzes.»
Ein Grund sind die nicht disziplinierbaren erneuerbaren Energien wie Wind und Photovoltaik. Ronny Kaufmann, Direktor der Stadtwerkevereinigung Swisspower, befürchtet Geldmangel, Economiesuisse Geldverschwendung. Was liegt näher, als auch institutionelle Anleger für das Thema zu begeistern? Betrachtet man den Schweizer Strommarkt, kommt man zu ernüchternden Erkenntnissen, nicht nur wegen langjähriger Genehmigungsprozesse und Einsprachen gegen Netzbauprojekte. Praktisch die ganze Infrastruktur – bis auf einen Teil im Besitz einzelner Pensionskassen – befindet sich in öffentlicher Hand. Und die öffnet sich kaum.
«In der Schweiz mangelt es an Investitionsmöglichkeiten», sagt Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St. Galler Kantonalbank: «In anderen Ländern ist der Markt privatisiert. Für Pensionskassen fehlt ein guter Zugang, dabei wäre der Markt mit seiner langfristigen Ausrichtung und den stabilen Erträgen attraktiv.»
Die Wissenschaft bestätigt diesen Eindruck. Die Untersuchung der Universität St. Gallen von Rolf Wüstenhagen, Professor am Institut für Wirtschaft und Ökologie, zu Komplementaritäten und Unterschieden zwischen etablierten Energieunternehmen und institutionellen Investoren kommt zum Schluss, dass es etablierte Energieunternehmen und Pensionsfonds vorziehen, nur mit Partnern der gleichen Kategorie zu investieren.
Florian Habermacher, Dozent und Experte für den Energiemarkt am Institut für Betriebs- und Regionalökonomie der Hochschule Luzern, sieht Chancen: «Mit dem grossen Volumen an benötigten Investitionen für die Energiewende werden sich trotz verschiedenen Hürden für eine breite Palette von Akteurinnen und Akteuren interessante Investitionsfelder ergeben.
Der einfachste und sicherste Weg, sich als unabhängiger Investor oder unabhängige Investorin zu beteiligen, ist im aktuellen Umfeld der Kauf von Anleihen der bestehenden Energieunternehmen. Für Nachhaltigkeitsinvestitionen bieten sich Green Bonds an, die mehrere Schweizer Stromkonzerne zu emittieren begonnen haben. Über Bonds lässt sich ebenfalls Kapital in Swissgrid investieren.»