Die Art und Weise, wie Lebensmittel produziert werden, ist nicht mehr nachhaltig, denn die globale Agrar- und Ernährungswirtschaft verursacht 30 Prozent der Treibhausgasemissionen, verbraucht 70 Prozent des Süsswassers und ist für 80 Prozent der weltweiten Entwaldung verantwortlich. Da die Bevölkerung bis 2050 auf rund zehn Milliarden Menschen anwachsen wird, ist eine Steigerung der Nahrungsmittelproduktion um 56 Prozent erforderlich.
Nachdem sich 150 Organisationen auf der COP28 im Dezember 2023 zusammengeschlossen haben, um einen nachhaltigen Wandel herbeizuführen, stellt sich nicht mehr die Frage, ob sich die Agrar- und Ernährungssysteme als Reaktion auf die wachsende Nachfrage und die begrenzten Ressourcen weiterentwickeln sollen. Die neue Frage lautet: Wie können sie mehr Menschen ernähren und dabei weniger natürliche Ressourcen verbrauchen und weniger schädliche Auswirkungen auf die Umwelt haben? Die Unternehmen, die sich dieser Herausforderung stellen, schaffen eine Reihe interessanter Investitionsmöglichkeiten.
Die Autoren
Fabio Sofia, Mitgründer, Zebra Impact Ventures
Lionel Aeschlimann, CEO, Mirabaud Asset Management.
Insektenfuttermittel stösst auf grosses Interesse
Regenerative Landwirtschaft bezieht sich auf Lebensmittelproduktionssysteme, die eine doppelte Aufgabe erfüllen: Steigerung des Produktionsvolumens bei gleichzeitiger Umweltfreundlichkeit, Einhaltung der Klimaziele und Förderung der Artenvielfalt. Schätzungen gehen davon aus, dass diese Art der Landwirtschaft die globalen CO₂-Emissionen um 5 bis 15 Prozent pro Jahr reduzieren und zu widerstandsfähigeren und fruchtbareren Böden beitragen kann.
Die Umstellung auf diese neue Art der Welternährung schafft Investitionsmöglichkeiten in der gesamten globalen Lebensmittelwertschöpfungskette, wobei der Investitionsmarkt für Agrarnahrungsmitteltechnologie bis 2030 auf 700 Milliarden Dollar anwachsen dürfte. Der Sektor verfügt über eine hohe Dynamik mit hervorragenden langfristigen Wachstumschancen und einer attraktiven Bewertungsdynamik. Ausserdem bietet er den Anlegern die Möglichkeit, einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu nehmen, ohne auf das Potenzial für finanzielle Erträge verzichten zu müssen.
Somit ist alternative Ernährung ein wachsendes Segment des Agrarnahrungsmittelmarktes mit grossem Investitionspotenzial. Insbesondere konzentriert sich der Sektor auf die Entwicklung neuer Proteinquellen, die ebenso attraktiv und gleichzeitig nachhaltiger sind als die heute üblichen Fleisch- und Milchprodukte. Die Branche hatte 2023 einen geschätzten Wert von 76 Milliarden Dollar und wird bis 2033 voraussichtlich 423 Milliarden Dollar erreichen, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 19 Prozent.
Während Filetsteaks aus dem Labor und rindfleischfreie Burger in den Medien viel Aufmerksamkeit erregt haben, sind B2B-Unternehmen, die näher an der Landwirtschaft und Produktion der Branche sind, spannender, da dieses Marktsegment eine bessere Portfolioresistenz bei geringerer Volatilität bietet. Ein Beispiel für eine B2B-Anwendung ist die Aufzucht von Insekten zur Verwendung in Tierfutter, insbesondere in der Geflügelindustrie, die einen hohen Bedarf an nährstoffreicher Nahrung hat, welche die schnelle Wachstumsphase der Vögel unterstützt. Die zunehmende Verwendung von Insektenfutter anstelle von traditionellen Optionen wie Sojamehl, die zur Abholzung der Wälder und zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen, stärkt nachweislich das Immunsystem der Tiere und fördert die Gesundheit, da weniger Antibiotika benötigt werden.
Da die Produktion von Insektenfuttermittel für Tiere bei grossen Unternehmen auf grosses Interesse stösst, sorgt diese für kontinuierliches Wachstum und spricht damit für beachtliches Investitionspotenzial. Trotzdem gilt es zu beachten, dass dieser aufstrebende Industriezweig nicht ohne Herausforderungen ist. So könnte die Verfügbarkeit einer Vielzahl von ganzjährigen Alternativen wie Fisch, Schalentieren und Wasserpflanzen den Absatz einschränken. Auch die staatlichen Vorschriften in Bezug auf Tiergesundheit und Produktqualität sowie die Forderung nach effizienten Lieferketten, welche die Produkte in frischem Zustand liefern, können die Kapazitäten der Insektenfutter-Grosshändler einschränken.