Unabhängig von der globalen Entwicklung wird davon ausgegangen, dass Schwellenländer sich 2024 besser entwickeln werden als Industriestaaten. Das liegt vor allem an ihrer grösseren Flexibilität bezüglich geld- und finanzpolitischer Unterstützung.

Ein wichtiger Unterschied zwischen Schwellen- und Industrieländern ist die Zusammensetzung ihrer Verbraucherpreiskörbe, speziell hinsichtlich der Nahrungsmittelpreise. Dies verschafft den Notenbanken der Emerging Markets mehr Spielraum, um ihre Geldpolitik bei Bedarf zu lockern.

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Der Autor

Evariste Verchere, Head of Public Debt Portfolio Management, Blueorchard, Zürich

Emissionen in lokaler Währung

Fiskalpolitisch ergibt sich mehr Flexibilität aus den geringeren Verschuldungsquoten: Während der Internationale Währungsfonds für die G7-Industriestaaten Ende 2023 mit einer Verschuldungsquote von 128 Prozent des Bruttoinlandsproduktes rechnet, sind es für die Schwellen- und Entwicklungsländer lediglich 67 Prozent. Die Risikoaufschläge von Schwellenländeranleihen wirkten historisch betrachtet womöglich recht eng. Dennoch sind die Papiere aus einer Risiko-Rendite-Perspektive betrachtet attraktiv. Gleichzeitig unterstützt eine ebenso wie 2023 eher verhaltene Emissionstätigkeit den Markt, während die Nachfrage gesund sein dürfte. Denn indexnahe Investoren werden Kuponzahlungen und auslaufende Papiere neu anlegen müssen, um nicht untergewichtet zu sein. 2024 werden vermehrt Emissionen in lokalen Währungen erwartet, weil die Dollar-Zinsen steigen.

Angesichts der zahlreichen Wahlen und Konflikte auf der ganzen Welt wird der Markt ein erhebliches Mass an politischem Risiko einpreisen. Im Gegensatz zum Leverage-Zyklus sind die politischen Risikoprämien meist spezifischer Natur und können diversifiziert werden. Sie müssen zwar von Fall zu Fall bewertet werden, können aber attraktive Einstiegspunkte bieten.

Empfehlenswert sind daher momentan vor allem Investment-Grade-Anleihen und eher kürzere Laufzeiten. Angesichts der hohen Erwartungen an eine sanfte Landung der Weltwirtschaft gibt es Enttäuschungspotenzial. Daher besteht keine Notwendigkeit, unnötige Risiken einzugehen. Der Grossteil der Rendite dürfte 2024 durch aktives Management aus relativen Bewertungsunterschieden zu holen sein – im Unterschied zu den vergangenen beiden Jahren, als vor allem die breite Marktentwicklung ausschlaggebend war.