Nach einem schwachen 2022 und einem durchzogenen Vorjahr gelten Obligationen wieder als attraktiv. Denn wenn die Zinsen fallen, steigen nicht nur ihre Kurse. Auch lassen sich die gegenwärtigen optisch hohen Coupons «mitnehmen», und institutionelle Investoren kommen in den Genuss von vergleichsweise hohen Zahlungen. Dieses Szenario wird derzeit von vielen Banken und Expertinnen geteilt – es hängt allerdings davon ab, ob und dass sich die Zinssenkungen so rasch einstellen, wie man sich das überall erhofft.

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Obacht vor zu raschen Senkungen

Der Ton war im Januar sowohl am Medienbriefing bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) als auch am World Economic Forum (WEF) sehr vorsichtig: Es sei riskant, wenn die Notenbanken die Leitzinsen zu stark und zu früh senken würden. Die Inflation könne dann wieder aufflammen – und die Glaubwürdigkeit der Notenbanken wäre dann angeschlagen. Die Analysten von BNP Paribas gehen von einer «weichen Landung» als Basisszenario aus. Wer heute in Obligationen investiert, setzt darauf, dass die Chancen auf eine Verbesserung der Bedingungen deutlich grösser sind als die Risiken. «Die Zentralbanken arbeiten jetzt mit positiven Realzinsen, um die Wirtschaft im Zaum zu halten, und gehen davon aus, dass sich damit der Inflationssenkungsjob über die Zeit von selbst erledigt», kommentieren die BNP-Analystinnen. «Und die Wirtschaft verlässt sich eher auf die Wirkungen von steigenden Realeinkommen als auf das Aufbrauchen von Ersparnissen und/oder Förderprogrammen.» Damit schwinden auch die Gefahren von Ausschlägen in beide Richtungen. Positive Realzinsen machen ein Heisslaufen der Wirtschaft unwahrscheinlich, und die Normalisierung der Zinsverhältnisse sowie der damit einhergehende Handlungsspielraum der Notenbanken sind gleichzeitig eine gute Vorsorge gegen Abschwünge.

Ein solcher Abschwung könnte durch die Krise bei den Büroliegenschaften in den USA ausgelöst werden. Bei BNP Paribas rät man deshalb, die Obligationen von Banken zu verkaufen und die Gelder in jene von Unternehmen zu investieren. «Das Aufwärtspotenzial bei Banken ist kleiner, und die Restrisiken aufgrund der Krise bei den Geschäftsimmobilien sind grösser als zuvor.» Fundamental seien die meisten Banken in Ordnung – aber woanders sind die Verhältnisse einfach attraktiver.

 

Besser als Aktien plus Staatsanleihen

Vergleichbar argumentiert man bei Pictet Asset Management: Laut Ermira Marika, Leiterin von Developed Markets Credit, haben Portfolios, die zur Hälfte aus Investment-Grade-Firmenobligationen (BBB und höher) und zur Hälfte aus High-Yield-Unternehmens-Obligationen (BB+ und weniger) bestehen, über die vergangenen zwanzig Jahre die weit verbreiteten Kombinationen von 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Staatsanleihen geschlagen. Unternehmensanleihen reagieren nur dann schlecht, wenn es zu plötzlichen Inflationsschocks kommt und/oder der Einsatz von Fremdkapital in der Bilanz zu hoch ist. Auch hier geht man im Basisszenario von einer weiter sinkenden Inflation und einem Zinsniveau aus, das über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liegt. Mit globalen Unternehmensobligationen liessen sich Renditen von 5 bis 7 Prozent erzielen. Die Bonitäts-Ratings sollten aber im B-Bereich bleiben – in der C-Kategorie sind die potenziellen Ausfallrisiken einfach zu hoch.