Traditionelle Anlagen wie Aktien und Anleihen kämpfen mit hoher Volatilität und Unsicherheit, und die Anlegenden fragen sich, wo sie noch sicher investieren können. Das gilt insbesondere für institutionelle Anleger, die wiederum ihren Kunden, Kundinnen und Partnern verpflichtet sind. Sie setzen daher zunehmend auf Infrastrukturanlagen, die eine wertvolle Diversifizierung und eine Absicherung gegen Marktfluktuationen bieten. «Institutionelle Investoren wie beispielsweise Pensionskassen oder Versicherungen erhalten so eine Planungssicherheit, denn Infrastrukturinvestitionen liefern langfristige und vorhersehbare Cashflows über Jahrzehnte hinweg», sagt Biff Ourso, Global Head of Infrastructure bei Nuveen. «Infrastruktur bietet für das institutionelle Portfolio einen gewissen Inflationsschutz und Widerstandsfähigkeit angesichts des verlangsamten Wirtschaftswachstums.»
Anlagen in Infrastrukturanlagen sichern stabile und oft langfristige Erträge. Häufig stellen Infrastrukturanlagen wesentliche Dienstleistungen wie Stromerzeugung, Wasser- und Abfallwirtschaft, Strassen, Brücken, Kommunikationsnetze und Rechenzentren bereit. Die stetige Nachfrage nach ihren Dienstleistungen in Verbindung mit starken Nachhaltigkeitseigenschaften und Marktpositionen aufgrund ihrer Grösse und Kapitalintensität macht die Vermögenswerte weniger anfällig für Konjunkturzyklen und Veränderungen der Marktbedingungen. Mit anderen Worten: Sie können Anlegenden unkorrelierte Renditen und echte Diversifizierung bieten.
Investitionen in nachhaltige Projekte
Ein erfolgreiches Beispiel für ein nachhaltiges Infrastrukturprojekt sind die Offshore-Windparks Borkum Riffgrund 3 und Gode Wind 3 in Deutschland. Projekte wie diese könnten zur Blaupause für andere Länder werden. Borkum Riffgrund 3 ist der erste deutsche Offshore-Windpark, der ohne Subventionen vergeben wurde. Möglich war das in erster Linie durch mehrere langfristige Stromabnahmeverträge, die mit Industrie- und Technologiekunden abgeschlossen wurden – sogenannte Corporate Power Purchase Agreements (CPPAs). Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die globale Umstellung auf nachhaltige Energie eines der wichtigsten Anlagethemen der heutigen Zeit ist. Regierungen und Unternehmen auf der ganzen Welt streben eine Dekarbonisierung an, während gleichzeitig die Digitalisierung und die generative KI die Nachfrage nach Energie antreiben.
«Wenn man den Lärm umgeht, ist immer noch eine unbestreitbare Menge an Kapital in Bewegung, das auf die Nutzung erneuerbarer Energien anstelle fossiler Brennstoffe abzielt», sagt Biff Ourso. «Unternehmen und Regierungen setzen zunehmend auf Solar- und Windenergie, da diese Technologien aufgrund der kontinuierlichen Senkung der Kosten im Laufe der Zeit sowohl wettbewerbsfähige Kosten als auch Nachhaltigkeitsvorteile gegenüber fossilen Brennstoffen bieten.» Ebenso ist sich der Experte sicher, dass der Einmarsch Russlands in die Ukraine und die Belastung der globalen Lieferketten zweifellos als weiterer Katalysator für viele Nationen gewirkt hat. Gezielt wurde nach Wegen gesucht, um die Energieunabhängigkeit voranzutreiben und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. «Dies wird weltweit noch verstärkt durch Investoren, Unternehmen und Regierungen, die daran arbeiten, die Netto-null-Ziele bis 2050 zu erreichen.»
Erneuerbare Energien bleiben wichtig
Wie fast jede Anlageklasse aber werden auch Infrastrukturanlagen von politischen Massnahmen und regulatorischen Rahmenbedingungen tangiert. Und Infrastruktur und Nachhaltigkeit sind hier fest miteinander verwoben. Aktuell schaut man gespannt Richtung USA. Investoren und Kommentatorinnen versuchen verständlicherweise, zu entschlüsseln, ob die Rhetorik und die Exekutivmassnahmen aus dem Weissen Haus und der sogenannte Rückzieher in Bereichen wie beispielsweise dem der erneuerbaren Energien die Zukunft sauberer Energie radikal verändern. Doch es sieht so aus, dass Präsident Trump eher nicht auf umfassende Änderungen des Inflation Reduction Act (IRA) drängen wird. «Viele Teile des IRA werden parteiübergreifend unterstützt und liefern erhebliche Vorteile für republikanische Staaten. Die Energiepolitik der neuen Regierung bietet noch immer einige Chancen – insbesondere im Kontext ihres KI-Vorreiterziels», so Ourso.
Geht es also um eine Zukunftsprognose, lässt sich sagen: Obwohl die Trump-Administration fossile Brennstoffe aktiv fördert und deren Bedeutung politisch untermauert, bleibt der Übergang zu erneuerbaren Energien aus wirtschaftlichen Gründen stabil. Unternehmen und Verbraucherinnen profitieren zunehmend von den finanziellen Vorteilen erneuerbarer Energien, wodurch Investitionsentscheidungen und damit Kapitalströme weiterhin in diese Richtung gelenkt werden. Diese Entwicklungen, einschliesslich der finanziellen Vorteile erneuerbarer Energien, können als weltweites Vorbild für strategische Entscheidungen institutioneller Investoren dienen. Und der Blick über die Grenzen hinaus wird auch weiterhin bestehen bleiben (müssen). Denn in der Schweiz existieren fast keine heimischen Infrastrukturprojekte, die die Anforderungen institutioneller Anleger erfüllen.
Gute Aussichten für die Zukunft
Die Energiewende könnte demnach einen Investmentboom auslösen – insbesondere bei institutionellen Investoren. Laut Bloomberg NEF müssen die globalen Investitionen hierfür zwischen 2024 und 2030 durchschnittlich 4,8 Billionen Dollar pro Jahr betragen. Nur so könnte das mit dem Pariser Abkommen in Einklang stehende Netto-null-Szenario erreicht werden. Diese Investitionssumme ist fast dreimal so hoch wie die 1,8 Billionen Dollar, die 2023 ausgegeben wurden. Das Institut erwartet daher langfristig einen erheblichen Anstieg des Investitionsniveaus. Der Übergang zu einer CO₂-armen Wirtschaft wird Investments in erneuerbare Energien fördern. Gleichzeitig steigert die Digitalisierung den Energiebedarf und schafft Chancen für eine nachhaltige Energieinfrastruktur. Das sind ermutigende Entwicklungen, die die wachsende Bedeutung nachhaltiger Infrastruktur für den globalen Investitionsmarkt unterstreichen.