Anleihen in Schweizer Franken haben in den letzten Jahren mit hohen Renditen überrascht. Doch der bisherige Haupttreiber dafür, das Umfeld fallender Zinsen, wird sich deutlich abschwächen. Stattdessen rücken die Faktoren Bonität und Laufzeit in den Vordergrund, was eine gezielte Selektion und eine flexible Strategie erfordert. Wer Chancen frühzeitig erkennt und überteuerte Titel meidet, kann auch in Zukunft von den Stärken dieser Anlageklasse profitieren.

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Der Autor:

Philippe Gehrig, Portfoliomanager, Fisch Asset Management

Schweizer-Franken-Anleihen lieferten bereits in den vergangenen zwei Jahren aussergewöhnliche Erträge. Mit Renditen von 7,4 Prozent im Jahr 2023 und weiteren 5,4 Prozent im Jahr 2024 übertraf der Swiss Bond Index AAA-BBB (SBI) die Erwartungen deutlich. Diese Performance war nicht nur ein Segen für konservative Anleger, sondern auch eine bemerkenswerte Entwicklung für eine Anlageklasse, die weltweit als eine der sichersten gilt. Schweizer-Franken-Anleihen haben sich im gleichen Zeitraum sogar besser entwickelt als Schweizer Aktien (Swiss Performance Index), und dies in einem für risikobehaftete Anlageklassen günstigen Umfeld.

 

Von Inflationsängsten zu Deflationssorgen

Eine zentrale Rolle bei der aussergewöhnlichen Performance von Schweizer-Franken-Anleihen spielte die Zinsentwicklung. Infolge globaler Inflationsängste und damit einhergehender Leitzinserhöhungen erreichten die Renditen bei zehnjährigen Eidgenossen im Jahr 2023 Höchstwerte von 1,5 Prozent – das höchste Niveau seit 2011. Da in der Schweiz die Inflation schon früh unter Kontrolle war, auch dank dem starken Schweizer Franken, reagierte die Schweizerische Nationalbank (SNB) schnell und leitete im Frühjahr 2024 als erste der grossen Zentralbanken einen neuen Zinssenkungszyklus ein. Seither wurden die Leitzinsen in mehreren Schritten um insgesamt 1,75 Prozent gesenkt; sie liegen jetzt bei nur noch 0,5 Prozent. In Kombination mit dem Rückgang der Inflation in der Schweiz – nach Abzug der Mietpreissteigerung bewegt sie sich bereits bei 0 Prozent im Jahresvergleich – dürfte die SNB ihren Zinssenkungsprozess entschlossen weiterführen. Denn mittlerweile erscheint die Gefahr einer Deflation grösser als die einer wiederkehrenden Inflation. Eine mögliche Rückkehr zu Negativzinsen rückt damit näher.

 

Opportunitäten erkennen und gezielt nutzen

In einem Umfeld niedriger Zinsen kommt nun die Höhe der Spreads von Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen eine besondere Bedeutung zu, wobei je nach Laufzeit grosse Unterschiede bestehen. Lang laufende Anleihen von zehn Jahren und mehr sind aufgrund des seit längerem sehr geringen Angebots teuer und bieten entsprechend niedrige Renditen – nicht zuletzt aufgrund der hohen Bonität der Schuldner in diesem Segment. Kürzere Laufzeiten hingegen bieten die Möglichkeit, durch gezielte Auswahl von Anleihen mit tieferem Rating die Verfallsrendite des Gesamtportfolios zu steigern. Eine gründliche Beurteilung der Schuldnerqualität ist dabei jedoch zentral.

Ein Beispiel für die Bedeutung der Kreditanalyse ist der doch sehr überraschende Ausfall des Krankenhausbetreibers GZO Wetzikon. Obwohl Anleihen in Schweizer Franken traditionell als sehr sicher gelten, zeigt der Fall, dass auch in dieser Anlageklasse Risiken bestehen. Gleichzeitig können gerade solche Ereignisse auch Chancen bieten: Wenn Titel derselben Branche in «Sippenhaft» genommen und auf ungerechtfertigt tiefe Preise fallen, entstehen in der Regel attraktive Einstiegsmöglichkeiten.

 

Kreative Lösungen für anspruchsvolle Zeiten

Die kommende Niedrigzinsphase wird für Investoren in Schweizer-Franken-Anleihen ein Balanceakt zwischen Risikomanagement und Ertragsoptimierung. Angesichts der tiefen Zinsen mit einer Verfallrendite des Swiss Bond Index AAA-BBB von derzeit nur 0,7 Prozent sind kreative Ansätze gefragt. Eine vielversprechende Möglichkeit ist die Beimischung von Anlageklassen, die negativ mit Anleihen korrelieren. Wandelanleihen beispielsweise bieten durch ihren eingebetteten Aktienfaktor historisch betrachtet eine Mehrrendite bei vergleichbarem Risiko des Gesamtportfolios. Zudem kann eine solche Beimischung helfen, das Rendite-Risiko-Profil des Portfolios zu verbessern.

Ein starker Schweizer Franken, eine tiefe Schweizer Inflation und eine weiterhin lockere Geldpolitik der SNB sind weiterhin unterstützend für Schweizer-Franken-Anleihen. Doch es wird anspruchsvoller. Investoren müssen sich auf ein Umfeld einstellen, in dem einfache Strategien nicht mehr ausreichen. Aktives Management mit einem selektiven Anlageansatz ist der Schlüssel, um auch in einem Niedrigzinsumfeld attraktive Renditen zu erzielen. Wer bereit ist, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und opportunistische Chancen zu nutzen, kann weiterhin von den Vorzügen dieser insgesamt sehr stabilen und sicheren Anlageklasse profitieren.