Die Schweiz verfügt über eine der besten Infrastrukturen der Welt. Insbesondere in Bezug auf die Strassen, die Pünktlichkeit der Züge und das Angebot im öffentlichen Verkehr. Im Ländervergleich des Weltwirtschaftsforums im Bereich Infrastruktur erreicht die Schweiz mit der Note «Fast perfekt» den vierten Rang weltweit.

Dennoch erleben wir täglich, dass unsere Verkehrsnetze chronisch überlastet sind. Jeden Tag stehen Schweizerinnen und Schweizer etwa 200 000 Stunden im Stau. Auch in den Zügen werden zu Stosszeiten oder an den Wochenenden die Kapazitätsgrenzen erreicht.

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Der Bund reagiert auf diese Engpässe mit Milliardeninvestitionsprogrammen für den Ausbau von Strasse und Schiene. Ein paar Zahlen: 8,8 Milliarden Franken beantragt der Bund für die Jahre 2024 bis 2027 nur für Betrieb und Unterhalt der Nationalstrassen; für den Ausbau und Agglomerationsprojekte sind bis 2030 weitere 13 Milliarden Franken vorgesehen. Auch für die Schiene wird geklotzt: Mehr und längere Züge, mehr Sitzplätze sowie mehr Platz auf den Perrons und in den Bahnhöfen sollen bis 2025 6,4 Milliarden Franken kosten; für die nächsten zehn Jahre bis 2035 sind vom Parlament bereits knapp 13 Milliarden Franken zusätzlich beschlossen worden.

Aber es gibt Zweifel daran, ob diese Investitionen die richtige Antwort auf die Herausforderungen in der Mobilität sind. Der Unternehmer und Mobilitätsexperte Stefan Muff – seine Kartentechnologie wurde einst zur Basis von Google Maps – verweist auf einen anderen Bereich, den man entwickeln sollte: «Es wäre doch viel intelligenter, Geld in Systeme zu stecken, die uns helfen, die Verkehrsströme so zu steuern, dass es gar nicht erst zu den Spitzen kommt. Das würde Milliarden an Baukosten sparen und übrigens auch viel CO₂, das durch die Bautätigkeit freigesetzt wird.» Mittels der von ihm entwickelten Apps in England, den USA und Japan ist es möglich, über Pricing und Belohnungen Verkehrsströme zu lenken und Spitzen zu vermindern. Leider hat die SBB ein gemeinsames Projekt 2019 beendet.

Immerhin hat der Bund unter dem Stichwort «Mobility Pricing» bereits erste Schritte unternommen, um in fünf Projekten zu testen, wie sich das Pricing auf das Mobilitätsverhalten auswirkt. Aber das reicht nicht. Es sind grössere Anstrengungen nötig, um mithilfe der Digitalisierung und künstlicher Intelligenz eine effizientere Verkehrssteuerung umzusetzen.