Was 1835 mit der Gründung einer Eisenwarenhandlung in Rorschach SG begann, ist heute einer der führenden Lieferanten und Dienstleister in den Bereichen Stahl und Metall: Stürmsfs setzt pro Jahr rund 90 000 Tonnen Material ab. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Goldach SG und mit Standorten in Arnegg SG, Härkingen SO und Klaus in Österreich beschäftigt 230 Mitarbeitende. Die bald 200-jährige Unternehmensgeschichte ist auch geprägt von Zusammenschlüssen, Umfirmierungen und Übernahmen.
So entstand die Stürmsfs im Jahr 2011 durch den Zusammenschluss der Stürm AG mit dem Bereich Stahl + Metall der SFS Locher AG. Stürmsfs war Teil der SFS Group, auch auf Software-Ebene. Vor dem Börsengang 2014 verkaufte die SFS Group ihre 50-Prozent-Beteiligung an der Stürmsfs AG an die Huwa Finanz- und Beteiligungs AG – und das Goldacher Unternehmen begann die Digitalisierung voranzutreiben.
Als eines der ersten Unternehmen der Stahlbranche führte Stürmsfs einen E-Shop mit Realtime-Konfiguration ein. Damit können Kundinnen und Kunden selbstständig Angebote mit ihren individuellen Konditionen kalkulieren. Grössere Kunden wurden schon damals via Schnittstelle integriert. Diese Optimierungen waren einer der Treiber für weitere Digitalisierungsschritte. Dazu kam die Notwendigkeit, sich auch softwaremässig und rechtlich eigenständiger aufzustellen mit der Vision E-Commerce und digitale Fabrik.
Die Zielsetzung
Nicht nur mitspielen, sondern führen: Das ist für Stürmsfs die Devise auf dem Stahl- und Metallmarkt in der Schweiz, im Vorarlberg und im Tirol. «Wir wollen die bevorzugte Adresse für ganzheitliche Versorgungslösungen aus einer Hand sein», sagt Michael Thüler, CEO der Stürmsfs AG. Und: «Die Kundschaft soll sich auf uns verlassen können.» Und das erfordert einiges. Denn zum einen sind die Kundinnen und Kunden im Bausektor zu Hause, wo Kurzfristigkeit an der Tagesordnung liegt. Zum anderen beliefert Stürmsfs die Maschinenbauer und die Fertigungsindustrie. Hier wird auf Gesamtkosten-Optimierungen und langfristige Versorgungssicherheit gesetzt.
Dass die Digitalisierung der richtige Weg zu diesen Zielen ist, hat der Webshop bereits bewiesen: Hier wächst der Umsatz im zweistelligen Prozentbereich. 30 Prozent des Umsatzes stammen aus Aufträgen, die digital hereinkommen und verarbeitet werden. In der Verarbeitung der bis zu 1000 Aufträge pro Tag will Stürmsfs vom Manuellen wegkommen, ebenso in der Fertigung: Die Firma soll zu einer Smart Factory werden, in der alle Assets vernetzt sind und standardisiert miteinander kommunizieren. Dies mit dem Ziel, die Effizienz zu steigern, die vom Markt geforderte Materialverfügbarkeit zu gewährleisten und sich ganz auf die Erfüllung der Kundenbedürfnisse zu fokussieren. Um diese Ziele zu erreichen, fördert Stürmsfs auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Mitarbeitenden.
Die Lösung
Ein wichtiger Schritt in die Eigenständigkeit und hin zur digitalen Fabrik war die Loslösung von der Software- und Serverlandschaft der SFS Group. Stürmsfs blieb im gleichen Rechenzentrum, verfügt dort nun aber über einen eigenen Server. «Damit sind wir viel autonomer, wenn es um Weiterentwicklungen geht», erklärt Thomas Künzle, Leiter IT bei Stürmsfs. Mit Unterstützung von SAP-Partner Oneresource in Wil SG migrierte Stürmsfs von SAP R/3 auf S/4Hana.
Stürmsfs hatte die Prozesse unter SAP R/3 bereits stark optimiert. Entsprechend gross war der Wunsch, diese Optimierungen beizubehalten. Dazu kam ein grosser Kosten- und Zeitdruck. «So hatten wir auf einiges verzichtet, was sich im Nachhinein und mit Blick auf die Effizienz doch als nötig erwies», so Künzle. Durch Nachmigrationen konnte hier Abhilfe geschaffen werden.
Der Go-live erfolgte am 1. Januar 2022, eineinhalb Jahre nach dem Kickoff – pünktlich und ohne Lieferunterbruch. «Der Schlüssel zum Erfolg ist die Migration der Stammdaten, bei uns geht es um über 23 000 Produkte», sagt Künzle. «Und letztlich sind es die Menschen, die das Projekt zum Erfolg führten. Sie müssen die Prozesse kennen und sich reinbeissen. Das hat bei uns gut funktioniert.»
Der Nutzen
Bei Stürmsfs nutzen 160 Mitarbeitende die SAP-Prozesse – von der Geschäftsleitung über die Produktion und den Verkauf bis zur Buchhaltung. «Alle konnten nach der Migration sofort weiterarbeiten, ohne Umschulung. Die Usability ist beachtlich», sagt Michael Thüler.
Die IT-SAP-Systemlandschaft wurde um 70 Prozent verkleinert. Dies führte zu Vereinfachungen und zur Reduktion des Wartungsaufwands und des Stromverbrauchs. Die Datenbank und die E-Shop-Abwicklung sind laut Stürmsfs klar schneller. Wichtig auf dem Weg zur digitalen Fabrik: «Wir sind auf dem neusten Stand und haben eine stabile Plattform, an der wir in den nächsten fünf Jahren nichts ändern müssen.»
Auf dieser Basis treibt das KMU die Digitalisierung weiter. Mitarbeitende erhalten Informationen nun gleichzeitig und per App. Darüber hinaus laufen diverse Automatisierungsprojekte, etwa zum Anlegen von Kundenaufträgen im System, zur Vereinfachung von wiederkehrenden Aufträgen oder zur Zuordnung von Lieferungen. So – und mit dem ersten privaten 5G-Netzwerk der Schweiz – nähert sich Stürmsfs Schritt für Schritt dem Ziel Smart Factory. «Mit SAP S/4Hana können wir diese Projekte vorwärtstreiben», sagt Künzle. «Das hilft uns nicht nur, Ressourcen einzusparen, sondern auch, die Datenqualität möglichst hoch zu halten.»