Es ist nicht neu, dass Private-Equity-Firmen weltweit Unternehmen aufkaufen, um sie schnell gewinnbringend wieder zu veräussern. Die F. G. Pfister Stiftung geht einen anderen Weg. Für den Verwaltungsratspräsidenten und Delegierten Rudolf Obrecht, aber auch jede und jeden anderen im Team ist klar, dass man mit den Investitionen der Stiftung in Schweizer KMU, die eine Nachfolgelösung suchen, einen nachhaltigen und langfristigen Ansatz verfolgen möchte.

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«Wir haben ein unternehmerisches Modell entwickelt, dessen Ziel kaufen, halten, ausbauen und entwickeln von Schweizer KMU ist, die eine externe Lösung für ihre Nachfolge suchen», fasst es Rudolf Obrecht zusammen. «Was wir tun, sehen wir als Generationenprojekt, um den Weiterbestand und die Entwicklung dieser Unternehmen zu ermöglichen. Wir unterscheiden uns komplett von einem Private Equity, wobei oft Firmen aufgespalten werden, um die erfolgreichen Sparten weiterzuverkaufen.» Bei der Due Diligence, wo unter anderem Kennzahlen, Geschäftsmodell und Potenzial geprüft werden, muss sich das Unternehmen bewähren. 

«Die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen müssen stimmen», sagt Rudolf Obrecht. «Ebenso ist ein nachhaltiges Geschäftsmodell mit Schweiz-Bezug wichtig. Der Umsatz sollte zwischen 10 und 50 Millionen Franken liegen.» Danach geht es jedoch darum, gemeinsam eine Nachfolgelösung für den operativen Bereich zu finden sowie strategisch zur Entwicklung des Unternehmens beizutragen. Wir sehen uns nicht als blosse Investoren, sondern als Partner, die das langfristige Wohl des Unternehmens und seiner Mitarbeitenden im Auge haben. Dies harmoniert mit den Interessen vieler Wirtschaftsakteure, da wir nicht auf kurzfristige Gewinne abzielen, sondern auf die nachhaltige Sicherung und Weiterentwicklung des Unternehmens.» 

 

Wertvoll sein

Im September 2020 wurde in das erste Unternehmen investiert. Die Zesar.ch AG produziert unter anderem unter dem Motto «Swiss made für Klassenzimmer» hochwertige Möbel für Schulen. Im Jahr 1926 gegründet, schaut man auf eine lange Tradition zurück und ist damit ein klassisches Schweizer KMU. Mit der Übergabe an die Pfister Stiftung hat Roland Zaugg sicherstellen können, dass die Firma in seinem und dem Sinne des Unternehmens fortgeführt werden wird. Zaugg selbst, der den Weg einer frühzeitigen Nachfolgeregelung gewählt hat, ist jedoch weiterhin im Verwaltungsrat aktiv. Übrigens etwas, was für fast alle KMU gilt, in die die Stiftung investiert. Der ehemalige Inhaber bleibt dem Unternehmen erhalten. 

«Nebst den rein ökonomischen Grundlagen ist bei einer Beteiligung das Teilen von gemeinsamen Werten relevant. Wird zum Beispiel eine gleiche oder zumindest ähnliche Kultur gelebt? Wichtig ist auch, die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden und sie in den Fokus zu rücken. Es ist schlussendlich ihr Know-how, das das Unternehmen erfolgreich macht. Wir nehmen Einsitz in den Verwaltungsrat, stehen diesen KMU auf strategischer Ebene beratend zur Seite und stellen unsere Expertise zur Verfügung, mischen uns jedoch nicht in operative Belangen ein.» 

 

Entscheidungen sind wichtig

Die letzten Jahre waren für die F. G. Pfister Holding, die zu 100 Prozent der F. G. Pfister Stiftung gehört, von grossen Veränderungen geprägt. Und die haben nicht jeden erfreut. Mitarbeitende nicht, aber auch die Schweizer Bevölkerung war in Teilen konsterniert. Gegründet im Jahr 1882 als solider Schweizer Möbel- und Bettwarenladen mauserte sich Möbel Pfister zum grössten Unternehmen im hiesigen Einrichtungsfachhandel. 2019 dann das grosse Beben. Im Rahmen der globalen Konsolidierung im Möbelmarkt wurde die Grösse von Pfister ein Problem, und es mussten mehr und mehr Mitarbeitende abgebaut werden. 

2019 dann der Entscheid, die Möbelhäuser an den österreichischen Konzern XXXLutz zu verkaufen. «Die oberste Verpflichtung, die uns Fritz Gottlieb Pfister – Gründer der Möbelhäuser Pfister vor über 130 Jahren – mitgegeben hat, ist, den Arbeitsplätzen Sorge zu tragen. Der Verkauf war ein schwieriger, aber richtiger Entscheid. Ziel war es immer, die Arbeitsplätze zu sichern – was auch im Sinne des Stiftungszwecks ist. Das ist uns gelungen. Heute entwickeln sich diese Möbelhäuser unter den neuen Besitzern sehr gut und haben in den vergangenen Jahren über 150 neue Arbeitsplätze in der Schweiz geschaffen. Nach dem Verkauf war die Idee, dass die F. G. Pfister Stiftung etwas an dieses Land zurückgeben wollte, das Pfister gross gemacht hat. 

Gleichzeitig war aber auch offensichtlich, dass viele KMU mit der Unternehmensnachfolge hadern. So entstand die Idee, ein Modell für Schweizer KMU zu entwickeln, das eine Nachfolgelösung sucht und Pfister hier als Alternative zu den aktuellen Akteuren im Markt positioniert. Fehlende Nachfolgelösungen bedrohen die Vielfalt der Schweizer Wirtschaft und den Werkplatz. Entweder werden diese Firmen in ein anderes Unternehmen integriert oder sie verschwinden ganz – inklusive Arbeitsplätze. Und so schliesst sich der Kreis.