Was unternimmt Jungheinrich Schweiz im Bereich Nachhaltigkeit?
Im Jahr 2022 führte Jungheinrich eine umfassende Corporate-Carbon-Footprint-Analyse und ein Produkt- und Services-Lifecycle-Assessment durch, aus denen wir entscheidende Initiativen abgeleitet haben. Unsere oberste Priorität dabei ist die konsequente Reduzierung unserer Treibhausgasemissionen.
Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Unser Ziel ist, bis 2030 in Scope 1 und 2 Netto-null-Emissionen gemäss den Standards der Science Based Targets Initiative (SBTI) zu erreichen. Im Bereich Scope 3 streben wir Netto-null-Emissionen bis zum Jahr 2050 an.
Und wie wollen Sie das erreichen?
Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg war die Entscheidung von Jungheinrich im März dieses Jahres, die Produktion von verbrennungsmotorgesteuerten Staplern vollständig einzustellen. Seitdem konzentrieren wir uns ausschliesslich auf die Herstellung von elektrisch betriebenen Flurförderzeugen. Diese Fahrzeuge, die mit Lithium-Ionen-Batterien (LIB-Batterien) ausgestattet sind, verbrauchen zudem während des Betriebs nochmals 20 Prozent weniger Energie im Vergleich zu solchen mit Blei-Säure-Batterien. Unsere ehrgeizigen Ziele beinhalten zudem die Erhöhung unserer Energieautarkie in Hirschthal auf 85 Prozent. Bis zum Jahr 2030 planen wir die vollständige Umstellung unseres Aussendienstes auf Elektromobilität und eine erhebliche Reduzierung unserer Abfallmengen.
Markus Zoller ist Leiter Sales Support und Mitglied der Geschäftsleitung von Jungheinrich Schweiz.
Was noch?
Unsere Automatisierungslösungen helfen durch bessere Abstimmung zwischen Maschine, Mensch und Lager, unnötige Transporte zu vermeiden und Unfälle zu reduzieren. Energieverbrauch und Emissionen verringern sich, bestehende Lagerkapazitäten und der vorhandene Platz werden optimal ausgenutzt mit dem Ziel eines «Zero-Carbon-Warehouses». Und: Bereits seit über einem Jahrzehnt setzen wir mit unseren industriell aufgearbeiteten Occasionsfahrzeugen und dem Konzept «Refurbishment as a Service» Massstäbe in Richtung einer Kreislaufwirtschaft. Ebenfalls versuchen wir mit innovativen Nutzungskonzepten wie «Power Buy the Hour», Kunden eine attraktive Alternative zum Fahrzeugkauf anzubieten.
Und damit erreichen Sie netto null?
Die Reduktion des Ressourcenverbrauchs in den vor- und nachgelagerten Bereichen des Scope 3 bleibt eine enorme Herausforderung, die uns noch einige Jahre beschäftigen wird. Die verbleibenden CO₂-Äquivalente, die trotz unserer Bemühungen nicht vermieden oder reduziert werden können, kompensieren wir aktiv. Unsere Überzeugung bleibt jedoch unverändert: «Reduzieren geht vor kompensieren.»
Welche Recyclinglösungen bieten Sie Ihren Kundinnen und Kunden an?
Für Jungheinrich Schweiz steht zunächst einmal die Maximierung des Produktlebenszyklus im Fokus. Die Verwendung von LIB-Batterien erweist sich hier als sehr vorteilhaft aufgrund ihrer Wartungsfreiheit, Effizienz und langen Lebensdauer. Blei-Säure- und Lithium-Ionen-Batterien werden, sobald diese ihren ersten Lebenszyklus abgeschlossen haben, je nach ihrem Zustand entweder lokal aufgearbeitet oder in darauf spezialisierten Aufarbeitungswerken industriell vollständig wiederaufbereitet und stehen danach für einen zweiten oder sogar dritten Lebenszyklus zu Verfügung. Im Fall von LIB-Batterien können diese am Ende ihres Lebenszyklus noch in weniger anspruchsvollen Anwendungen, beispielsweise als Stromspeicher für PV-Anlagen, verwendet werden. Wenn der Lebenszyklus vollständig abgeschlossen ist, erfolgt ein umfassendes Recycling, bei dem Komponenten und Rohstoffe zurückgewonnen und wiederverwertet werden. Im Fall von LIB-Batterien kann eine Recyclingquote der eingesetzten Rohstoffe von bis zu 95 Prozent erreicht werden.
Wie wird die Aufarbeitung und Wiederverwendung von Maschinen bei Jungheinrich durchgeführt?
Fahrzeuge mit geringem Aufarbeitungsbedarf werden lokal in unserer Werkstatt fachmännisch instand gesetzt, um sicherzustellen, dass sie wieder in einwandfreiem Zustand sind. Für Fahrzeuge mit einem höheren Aufarbeitungsbedarf verfügen wir über spezialisierte Aufarbeitungswerke, in denen sie industriell vollständig wiederaufbereitet werden. Das Ergebnis ist beeindruckend – am Ende des Prozesses sind diese Fahrzeuge von Neufahrzeugen nicht mehr zu unterscheiden. In der Tat können wir hier von einem «Cradle to cradle»-Ansatz sprechen, bei dem Ressourcen effizient genutzt und die Lebensdauer der Maschinen erheblich verlängert wird. Im Vergleich zu einem Neufahrzeug können wir bis zu 80 Pro-zent der CO₂-Äquivalent-Emissionen einsparen.
Wie trägt der Occasionsmarkt für Jungheinrich-Fahrzeuge zur Kreislaufwirtschaft bei?
Unsere Fahrzeuge zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit aus und können bis zu drei Lebenszyklen lang auf dem Markt bestehen. Dies ist ein bedeutender Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Durch die Wiederverwendung und den Verkauf von Occasionsfahrzeugen verlängern wir deren Lebensdauer erheblich und minimieren gleichzeitig den Bedarf an Neuproduktion und den damit verbundenen höheren Ressourcenverbrauch.
Welche Massnahmen ergreifen Sie, um Modernisierungslösungen für automatische Logistikanlagen und Lager anzubieten?
Jungheinrich Schweiz setzt aktiv auf die Modernisierung und Überarbeitung bestehender Automatikanlagen, um deren Lebensdauer zu verlängern und ihre Leistungsfähigkeit zu optimieren. Dies bietet nicht nur ökonomische Vorteile für unsere Kunden und Kundinnen, sondern leistet auch einen erheblichen Beitrag zur Schonung von Ressourcen. Ein wichtiger Aspekt unserer Modernisierungslösungen ist die Möglichkeit, diese Aktualisierungen – wenn möglich – während des laufenden Betriebs durchzuführen. Dies gewährleistet, dass bestehende Anlagen immer dem neuesten Stand der Technik entsprechen und die aktuellen Anforderungen an Effizienz und Leistung erfüllen. Durch diese Massnahmen trägt Jungheinrich Schweiz aktiv zur Verlängerung der Lebensdauer von Anlagen bei, minimiert zudem den Bedarf an Neubauten und Ressourcenverbrauch und fördert gleichzeitig die Nachhaltigkeit in der Logistikbranche.
Wie werden die Rücknahme und das Recycling von Altgeräten oder das Teilen geregelt, besonders im Hinblick auf Elektronik und Batterien?
Grundsätzlich ermöglichen wir unseren Kunden und Kundinnen immer, alle von uns gekauften Produkte über uns recyceln oder aufarbeiten zu lassen. Weiterhin bieten wir dies unserer Kundschaft auch für Fremdprodukte an.