Wirklich neu ist das Konzept Kreislaufwirtschaft nicht. Nur drängte sich der Begriff – fast parallel zu den globalen Pandemiejahren – stärker in die Medien, in die interessierte Öffentlichkeit und vor allem auch in die Unternehmen. Aber bereits vor 33 Jahren berichtete der britische Wirtschaftswissenschafter David W. Pearce von der Minimierung von Ressourcen, von  der bestmöglichen Wiederverwendung. Starke Begriffe wie «Zero Waste» sind aber neu, man benötigt heute einfache Schlagwörter.

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CAS in Managing Circular Economy

Viele hiesige Unternehmen beschäftigen sich jedoch schon länger mit dem Thema. Axpo Power beispielsweise betreibt in der Schweiz fünfzehn Vergärungsanlagen, welche aus Grüngutabfällen von Haushalten, Industrie, Gärtnereien und Landwirtschaft Energie in Form von Biogas gewinnen und diese Abfälle in Dünger für die Landwirtschaft umwandeln. Ein biogener Kreis, wie Michael Würsch, der Gesamtprojektleiter für Vergärungsanlagen, ausführt. Auch Siemens Schweiz hat Kreislaufwirtschaft und Dematerialisierung als strategische Themen aufgenommen. Lena Eberle arbeitet bei diesem Konzern als Umweltbeauftragte und erklärt dazu: «Unter dem Begriff Degree haben wir einen klaren Rahmen für Nachhaltigkeit geschaffen, es geht hier um Ressourceneffizienz. Konkret arbeiten wir an der Thematik ‹robustes Ökodesign› sowie am Entkoppeln von natürlichen Ressourcen durch den verstärkten Einkauf von Sekundärmaterial».

Dass dieses Gebiet neue Denk- und Handlungsansätze benötigt, hat auch die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur (ZHAW) erkannt und ein neues Weiterbildungsangebot geschaffen. Das Certificate of Advanced Studies (CAS) wurde für mittlere Führungskräfte im privaten und öffentlichen Sektor kreiert und soll die Vorteile und Einschränkungen der Kreislaufwirtschaft und deren Prinzipien vermitteln. Lena Eberle und Michael Würsch haben beide dieses neue CAS absolviert und bewerten ihre Erfahrungen durchaus positiv. Eberle gefiel das praxisorientierte Programm mit den anderen Teilnehmenden mit teils ganz unterschiedlichem beruflichem Hintergrund. Und auch Michael Würsch schätzte die Durchmischung der aus seiner Sicht sehr diskussionsfreudigen Klasse. «Wir konnten von Erfahrungen und Erkenntnissen aus ganz anderen Industriesektoren profitieren.» Würsch schätzt speziell das erlernte Wissen im Bereich der Materialflüsse, aber auch, dass man in der Klasse neue Softwaretools ausprobieren konnte. Eines dieser Softwarepakete werde mittlerweile im Axpo-Konzern eingesetzt.

Die ZHAW ergänzt die theoretischen Lektionen mit zwei Besuchstagen bei Unternehmen, welche sich in der Kreislaufwirtschaft engagieren. Dabei werden zentrale Aspekte gezeigt – wie die Langlebigkeit der Produkte, die Reparierbarkeit, die Transparenz in der Lieferkette – und auch die Art und Weise, wie geschlossene Kreisläufe mit der Produktqualität gekoppelt sind. Ein weiteres Thema ist Ökodesign, das darauf abzielt, relevante ökologische Faktoren bereits bei der Planung und Gestaltung von Produkten zu berücksichtigen. Die Bauteile sind idealerweise so zu planen und zu entwickeln, dass sie nicht zu Abfall werden. Im Mittelpunkt steht also immer die Verringerung des Materialverbrauchs über den gesamten Lebenszyklus bei gleichzeitiger Maximierung der Nutzung und des Werts aller Komponenten und Materialien zu jedem Zeitpunkt.

 

Motivation zur Weiterbildung

Was bewegt Menschen dazu, sich für das CAS Managing Circular Economy einzuschreiben? Lena Eberle erinnert daran, dass sich der globale Verbrauch von Ressourcen in den letzten fünfzig Jahren vervielfacht hat und nur ein Bruchteil davon wiederverwendet wird. «Der Begriff Wegwerfgesellschaft verdeutlicht das, und für mich ist klar: Kreislaufwirtschaft ist essenziell für unser Wirtschaften – einen anderen Weg gibt es nicht. Ich war deshalb neugierig, mehr über das Wie zu erfahren.»

Michael Würsch erzählt, er sei eher zufällig auf das CAS aufmerksam geworden, habe jedoch bald festgestellt, dass ihn das neue Thema interessiert und es auch für seine Arbeit relevant sei. Beide Konzerne haben ihre Arbeitnehmenden betreffend der beruflichen Weiterentwicklung für die Weiterbildung unterstützt. 

Die ZHAW bietet das CAS Kreislaufwirtschaft (12 ECTS) für 8000 Franken an. Der Unterricht findet überwiegend auf Englisch statt. Alle Vorträge und die schriftlichen Arbeiten können jedoch sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch erstellt werden. In diesen Tagen beginnt der neue Kurs; die Daten für 2024 werden auf der Website der Fachhochschule publiziert.