Kreislaufwirtschaft ist ein Weg, um ökonomische Wertschöpfung bei einem geringeren Ressourcenverbrauch zu erreichen. Doch in der Schweiz setzt erst rund ein Zehntel der Unternehmen auf Kreislaufwirtschaft.

Die Schweiz als rohstoffarmes Land verfolgt schon seit Mitte der 1980er-Jahre Ansätze, die zu einer Kreislaufwirtschaft führen – und es ist ihr gelungen, gewisse Kreisläufe zumindest teilweise zu schliessen. Beispielsweise wurden im Jahr 2018 von 17,5 Millionen Tonnen Rückbaumaterialien wie Beton, Kies, Sand, Asphalt und Mauerwerk bereits knapp 12 Millionen Tonnen wiederverwertet. Bei den Hausabfällen wird etwas mehr als die Hälfte der Abfälle separat gesammelt und stofflich wiederverwertet. Der hohen Recyclingquote der Schweiz steht allerdings eine gewaltige Abfallmenge gegenüber. In kaum einem anderen Land fällt gemessen an der Wohnbevölkerung derart viel Abfall in Haushalten an.

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Auf dem Weg zu mehr Kreislaufwirtschaft bleibt noch einiges zu tun. Beispielsweise bei Textilfasern, Baumaterialien, Kunststoffen und biogenen Abfällen könnte in Zukunft ein höherer Anteil des Materials im Kreislauf gehalten werden. Seit einigen Jahren wird das Prinzip der Kreislaufwirtschaft von Unternehmen immer öfter berücksichtigt.

Bei der Transformation zur Kreislaufwirtschaft spielen KMU eine entscheidende Rolle, denn sie machen über 99 Prozent der Unternehmen in der Schweiz aus. Um die Erfahrung von KMU, die auf dem Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft erfolgreich sind, verfügbar zu machen, haben das Bafu und das Seco beim Think-Tank Sanu Durabilitas eine Studie in Auftrag gegeben. Das Ziel: herausfinden, welche Faktoren ausschlaggebend dafür sind, dass ein Schweizer KMU durch Kreislaufwirtschaft erfolgreich sein kann. Untersucht wurden bereits erfolgreiche Kreislaufwirtschaft-KMU aus der Schweiz sowie der aktuelle Stand der internationalen Forschung. Zudem haben fünf Expertinnen und Experten ihr Wissen eingebracht.

Es ist die erste Studie, die spezifisch Schweizer Kreislaufwirtschafts-KMU untersucht hat. Ausserdem stehen erstmals die besonders ressourcenschonenden Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft im Zentrum: das Teilen, Wiederverwenden und Wiederaufbereiten.

 

Kreislaufwirtschaft für KMU: Elf Erfolgsgeheimnisse

1. Zusätzlichen Nutzen kommunizieren: Den Mehrwert des zirkulären Produktes oder der Dienstleistung gegenüber der linearen Produktion aufzeigen, um sich von Wettbewerbern abzuheben und Kundinnen sowie Partner zu gewinnen.

2. Öko-Nische verlassen: Ein gewohntes Konsumerlebnis gestalten, damit die Kundschaft wenig Anpassungsaufwand hat und somit Kundenkreise über die umweltbewusste Nische hinaus gewonnen werden können.

3. Bequemes Angebot präsentieren: Zeigen, dass Ressourcenschonen nicht anstrengend ist, denn Produkte und Dienstleistungen können so gestaltet sein, dass sie einfach genutzt werden können.

4. Sanft Gewohnheiten ändern: Anreize und Angebote schaffen, die neue, nachhaltigere Konsumgewohnheiten fördern, um den Kundinnen und Kunden den Umstieg zu erleichtern.

5. Physisch präsent sein: Eine zentrale Verkaufsstelle bieten, um das Vertrauen zu stärken und die Sichtbarkeit von Kreislaufwirtschaftsgeschäftsmodellen zu erhöhen.

6. Mutig Neues lernen: Eine Unternehmenskultur fördern, die Innovation und das Erwerben neuer Fähigkeiten unterstützt.

7. Finanziellen Spielraum schaffen: Strategien zur finanziellen Absicherung entwickeln, um das ökonomische Risiko zu reduzieren und Innovationen vorantreiben zu können.

8. Klare Vision verfolgen: Eine klare Richtung definieren, die als Grundlage für Entscheide und Strategien dient.

9. B2B-Markt nicht vergessen: Potenziale im Business-to-Business-Segment erkennen, um von Skaleneffekten und Transparenz zu profitieren.

10. Branchenweit und -übergreifend zusammenarbeiten: Kooperationen in der ganzen Branche, über sie hinaus und entlang der ganzen Wertschöpfungskette initiieren und pflegen, um Synergien zu schaffen und gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen.

11. Rahmenbedingungen aktiv mitgestalten: Sich politisch und gesellschaftlich engagieren, um Gesetze, Normen, Prozesse und Wissen in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft zu verbessern.

Die identifizierten Erfolgsfaktoren verstehen sich nicht als Rezept, denn je nach Branche und Unternehmen müssen Besonderheiten berücksichtigt werden, wie die Autorinnen und Autoren der Studie schreiben. Sie sollen vielmehr als Inspiration für Schweizer KMU dienen, welche sich in Richtung Kreislaufwirtschaft entwickeln oder von Anfang an auf ein zirkuläres Geschäftsmodell setzen wollen.