Bei Künstlerinnen und Künstlern ist in den letzten Jahren das Bedürfnis gewachsen, eine grössere Kontrolle über die eigenen Werke zu haben. Viele sind der Meinung, dass Künstler in Zukunft neue Technologien nutzen sollten, um direkt an Sammlerinnen und Sammler zu verkaufen. Unsere Anwendung Arcual dagegen konzentriert sich auf die Stärkung von Vertrauen, Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Künstlern, Galerien und Sammlern, um diese Beziehungen zu stärken und sicherzustellen, dass alle davon profitieren.
Die Autorin
Arcual-Gründerin Bernadine Bröcker Wieder leitete eine Galerie in London. Ihr erstes Kunst-Tech-Projekt war Vastari, ein Matchmaking-Service fürSammler, Ausstellungsmacher und Museen.
Arcual ist ein Online-Toolkit, das von Galerien genutzt wird, um den Prozess des Kunstkaufs für Sammler nahtlos und sicher zu gestalten. Es wurde speziell entwickelt, um Künstlerinnen und Künstlern von Anfang an mehr Transparenz und Zugang zu Informationen zu bieten. Sie können ihre Werke direkt von ihrem Atelier aus über Arcual in ihre Galerie einliefern. Beide Parteien genehmigen und verifizieren die Bedingungen des Smart Contract und die Details des Echtheitszertifikats, bevor es in der Blockchain protokolliert wird, wodurch eine unveränderliche Dokumentation entsteht.
Der intelligente Vertrag hält den Künstler während des gesamten Lebenszyklus seines Werkes mit ihm in Verbindung. Er wird sofort informiert und bezahlt, wenn das Werk verkauft wird, ebenso über Wiederverkaufsgebühren, die sicherstellen, dass der Künstler oder die Künstlerin von allen zukünftigen Verkäufen finanziell profitiert und Zugang zu Informationen erhält und die Möglichkeit bekommt, Werke für Ausstellungen zurückzufordern.
Eine weitere nützliche Funktion ist das Digital Dossier, das wir an unserem Stand in der Collectors Lounge an der Art Basel vorstellen werden. Aus Gesprächen mit unserer Community wissen wir, dass Kunstschaffende mehr Mitspracherecht bei der Dokumentation ihrer Kunstwerke möchten. Dies gilt insbesondere für solche, die in nicht-traditionellen Medien arbeiten und deren Werke möglicherweise komplizierter zu erhalten oder auszustellen sind.
Dieser Wunsch wurde auch von Sammlerinnen und Sammlern geäussert, die an einer stärkeren Verbindung mit den Kunstschaffenden und ihren Werken interessiert sind. Das reicht von der Aufnahme eines Selfies oder eines Fotos des Künstlers bis hin zu Details wie der Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien. Mit dem digitalen Dossier können Künstler bis zu zwanzig Anhänge zu ihren Werken hinzufügen, darunter Skizzen, Entwürfe, Schriften sowie Zustandsberichte und Richtlinien für Versand, Pflege und die Präsentation. Sammler können all diese Unterlagen an einem sicheren Ort aufbewahren und so die Authentizität und Herkunft der Kunstwerke verbessern.
Phoebe Cummings als Beispiel
An unserem Stand in der Collectors Lounge haben wir die Funktion des digitalen Dossiers durch eine einzigartige Skulptur der britischen Künstlerin Phoebe Cummings zum Leben erweckt. Das Werk von Phoebe Cummings eignet sich perfekt zur Veranschaulichung des Prozesses, denn sie ist bekannt dafür, dass sie rohen, ungebrannten Ton verwendet, um detailreiche, von der Natur inspirierte Installationen zu schaffen, die im Laufe ihres Lebens oft Risse bekommen, ihre Form verändern oder sich sogar ganz auflösen.
Die Besucherinnen und Besucher werden sehen können, dass die Künstlerin ihren kreativen Prozess mithilfe eines digitalen Dossiers dokumentiert hat, das die Erzählung rund um das Werk erweitert und wichtige sensorische Informationen und Details für die künftige Ausstellung festhält. Zudem werden wir an unserem Stand eine Reihe von Gesprächen mit innovativen Stimmen aus den Bereichen Kunst, Technologie, Kunstrecht und Kuration veranstalten, die unter dem Namen Arcual Reflections bekannt sind. Auch werden ausstellende Galerien an der Art Basel, etwa Greta Meert, Mai 36, Nathalie Obadia und Nils Stærk, Werke für den Verkauf über Arcual zur Verfügung stellen.
Bei Arcual erleben wir immer wieder, wie wichtig es ist, sich Gedanken darüber zu machen, wie Technologie in der Zukunft eingesetzt werden kann, ausgehend von diesen ersten Ideen. Das bedeutet, dass die Technologie anpassbar, aufrüstbar und skalierbar sein muss. Es gibt keine Einheitsgrösse für alles im Leben, aber in der Technologie geht es um Binäres. In den letzten zehn Jahren haben sich die Grenzen zwischen der Kunstwelt und der Technologie definitiv verwischt – und das ist spannend.