Worauf freuen Sie sich bei der Art Basel am meisten?

Auf all die Entdeckungen, die ich bei den 285 teilnehmenden Galerien aus aller Welt machen werde. Besondere Höhepunkte werden bei Unlimited zu sehen sein. Ich denke etwa an die Rauminstallation von Donald Judd oder die Installation von Faith Ringgold.

 

Es ist die erste Messe, die Sie als neue Direktorin der Basler Ausgabe verantworten. Was machen Sie anders?

Mir liegt die regionale Verankerung und Vernetzung besonders am Herzen. Damit soll auch die lokale Kunstszene gestärkt werden. In diesem Jahr verbinden wir deshalb die Messe noch stärker mit der Stadt Basel. Wir bringen den Parcours, die Kunst im öffentlichen Raum, unter der neuen künstlerischen Leitung von Stefanie Hessler, der Direktorin des Swiss Institute in New York, als kuratierte Ausstellung in die Clarastrasse, und wir übernehmen das Merian am Rhein mit dem Restaurant und der Terrasse. Hier zeigen wir ein Programm, das auch am Abend und in der Nacht stattfindet. Junge Leute können sich treffen und über Kunst austauschen.

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Pendeln zwischen Berlin und Basel

Zur Person

Maike Cruse wurde 1975 in Bielefeld geboren und absolvierte ein Kunststudium in London. Während sie als Presseverantwortliche bei den KW Berlin und der Berlin Biennale tätig war, gründete sie verschiedene Offspaces. Von 2008 bis 2011 war sie Pressechefin der Art Basel. Danach kehrte sie nach Berlin zurück, wo sie zwei Kunstmessen und das Gallery Weekend leitete. Maike Cruse ist seit Juli 2023 wieder Teil der Art Basel und leitet die Schweizer Ausgabe der Messe.

 

Art Basel

Die Messe findet vom 13. bis 16. Juni statt. Tagestickets (68 Franken) oder permanente Tickets (240 Franken), Vernissage-Karten (200 Franken) und Entdeckungsprogramme (1850 bis 2960 Franken) kann man über Artbasel.com buchen. Für Studentinnen und Senioren und Ortsansässige gibt es ermässigte Karten.

Welche Trends sehen Sie im Kunstmarkt?

Ich glaube nicht, dass die Kunstwelt auf Trends reagiert. Künstlerinnen und Künstler haben ja ganz einzigartige, individuelle Stimmen. Was wir aber sehen, sind die vielen Künstlerinnen und Künstler aus dem globalen Süden, die, wie gerade bei der Biennale in Venedig, auch bei uns in Basel vorgestellt werden. Sie gelten häufig als Neuentdeckungen. Zum Beispiel La Chola Poblete aus Argentinien, dieses Jahr in unserem Statements-Sektor vertreten. Oder die noch sehr junge Künstlerin Nour Jaouda aus Libyen, die ihre Textil- und skulpturalen Arbeiten im Galeriestand von Union Pacific zeigen wird.

 

Meist ist die avancierteste Kunst – etwa Video und Performance – schwieriger verkäuflich. Doch genau ums Verkaufen dreht es sich an der Art Basel. Ein Dilemma?

Als bedeutende Kunsthandelsplattform ist es für uns tatsächlich entscheidend, dass die Geschäfte für die teilnehmenden Galerien gut laufen. Doch auch die zum Teil monumentalen und ortsspezifischen Werke in unseren Spezialsektoren Unlimited und Parcours sind verkäuflich. Das Wichtigste bei der Art Basel ist über alle Sektoren hinweg die erstklassige Qualität der gezeigten Werke.

 

Der «Art Basel and UBS Global Art Market Report 2024» berichtet von einem Umsatzrückgang im Kunstmarkt. Entsprechend scheinen die Galeristen nervös, was die Kauflaune der Sammlerinnen und Sammler betrifft.

Die Herausforderungen liegen tatsächlich in der derzeitigen geopolitischen Lage, der hohen Inflation und der Entwicklung der Zinsen, und sie betreffen vor allem das hochpreisige Segment. Aber auch die kleineren und mittelgrossen Galerien spüren natürlich die erhöhten Transportkosten und allgemein steigenden Preise.

Die Kunstwelt lebt von der ständigen Innovation, und die kommt meist von den kleinen Galerien. Für die ist aber Messebeteiligung mit substanziellen Kosten verbunden. Die kleinen Galerien sind uns in der Tat essenziell wichtig. Wir bemühen uns deshalb, das gesamte Ökosystem der Kunst zu stärken. Unser Sliding-Scale-Preissystem führt dazu, dass jene Galerien, die einen kleineren Stand buchen, einen geringeren Quadratmeterpreis zahlen als die grossen Galerien. Zudem haben wir mit unserem Statements-Sektor einen Bereich der Messe speziell für jüngere und kleinere Galerien konzipiert.

 

Was sind die grössten Veränderungen der Messe in den vergangenen zwei Dekaden?

Die Kunstwelt hat sich enorm globalisiert. Entsprechend hat sich die Art Basel, was die Herkunftsländer der Galerien, Künstler und Sammler betrifft, stark diversifiziert. Ausserdem ist sie stark gewachsen und hat sich mit Ausstellungsformaten ständig weiterentwickelt. Heute gibt es vier unserer Messen auf drei Kontinenten! Wir arbeiten mit einem internationalen Team über verschiedene Zeitzonen zusammen. Bei alldem ist aber Basel das Herzstück unserer Messen geblieben.

 

Vor zwei Jahren kam die Messe «Paris+ par Art Basel» dazu. Warum soll man noch nach Basel gehen, wenn nur wenige Monate später dieselbe Messe nur drei Stunden von Basel entfernt stattfindet?

Es ist eben nicht dieselbe Messe! Jede unserer Shows ist einzigartig und hat einen starken lokalen Bezug. Die Art Basel in Basel ist unsere grösste Messe, mit Unlimited, dem Parcours und einem umfangreichen Rahmenprogramm. Unsere Messe in Paris hat hingegen einen starken französischen Bezug, in Hongkong stellen zu 50 Prozent asiatische Galerien aus und in Miami Beach kommt ein Grossteil der Galerien aus Nord- und Südamerika. Die Messen profitieren aber voneinander, denn wir lernen zusammen und erweitern unser internationales Netzwerk ständig weiter, seit wir uns global aufgestellt haben.

 

Wie schafft man es als Galerie eigentlich in den erlauchten Kreis der Art Basel?

Die Auswahl trifft das jeweilige Selection Committee. Um die erstklassige Qualität an unseren Shows zu sichern, berät sich das Committee für jede Messe immer wieder von Neuem, und so kommt es auch immer wieder zu Veränderungen. Die Kriterien richten sich danach aus, die höchste Qualität zu sichern. Jede unserer Messen hat ein eigenes Selection Committee, das aus führenden internationalen Galeristinnen und Galeristen besteht. Sie kennen ihre Branche und den Kunstmarkt ja am besten und können mit ihrer Expertise sicherstellen, dass die gezeigten Werke und Projekte unseren Qualitätsansprüchen entsprechen.

 

Die Kunstwelt wirkt immer noch exklusiv, hierarchisch strukturiert und elitär. Inwiefern wollen Sie das innerhalb der Art Basel ändern?

Wir möchten eine möglichst vielschichtige, diverse Gruppe an Besucherinnen und Besuchern ansprechen. Deshalb bieten wir auch Tickets zu reduziertem Preis für Studenten oder unsere reduzierten After-Work-Tickets an. Ausserdem sind unser Parcours, das Projekt auf dem Messeplatz, das «Conversations-Programm» und auch das Programm im Merian frei und für jeden und jede zugänglich. Wir möchten allen, und gerade auch einem jüngeren Publikum, etwas bieten und es auf neuen Wegen ansprechen.

 

Wenn Sie selbst grosse Mittel zur Verfügung hätten, welche Kunst würden Sie sammeln?

Ich selbst kaufe keine Kunst, freue mich aber, dank meinem Beruf ständig von ihr umgeben zu sein.