Prozessverbesserung oder Operational Excellence hat verschiedene Facetten. In der Logistik kann das niedrige Bestände mit gleichzeitig hoher Verfügbarkeit bedeuten, in Produktionsprozessen kurze Durchlaufzeiten mit hoher Flexibilität in Bezug auf die Losgrössen.
Oftmals setzen die Firmenverantwortlichen unterschiedliche Schwerpunkte bei der Kostenoptimierung, wobei der Blick auf das Ganze in der Regel zu kurz kommt. Letztendlich ist es entscheidend, dass wir in unseren Wertschöpfungsketten die Prozesse kennen, begreifen, auf neue Herausforderungen systematisch reagieren und diese optimieren können. Schlanke und stabile Betriebsabläufe senken die operativen Kosten.
Prozesse müssen visualisiert werden, um eine Grundlage für deren Optimierung zu haben. Denn es ist uns allen bewusst, dass Geschäftsabläufe von jedem Einzelnen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden und somit unterschiedliche Auffassungen darüber bestehen, wie Produktions oder Logistikprozesse auszusehen haben.
Durch Business Process Modelling werden Fertigungs und Logistikprozesse mithilfe von etablierten Methoden wie der Wertstromanalyse für alle verständlich dokumentiert und Schwachstellen sichtbar gemacht. Durch den Einsatz von Lean-Management-Methoden können kostentreibende Prozesse identifiziert und Verschwendungen von Ressourcen wie Zeit und Geld minimiert werden. Dabei ist es essenziell, dass alle beteiligten Mitarbeitenden mit ins Boot geholt werden. Aufwendige Präsentationen von Spezialisten können kontraproduktiv sein. Die Erarbeitung von Prozessoptimierungen muss gemeinsam entwickelt werden, damit sie von den Mitarbeitenden angenommen und gelebt werden. Agile Methoden sind gefragt, letztlich sind aber die gemeinsame aktive Gestaltung von Charts und der Einbezug von allen Beteiligten mit Stift und Ideen das richtige Mittel
Partizipation ist der Schlüssel für schlanke und effiziente Prozesse.
Nicht die Hundert-Prozent-Befolgung einer Methode ist der Schlüssel zum Erfolg, sondern die Motivation des Teams, Verbesserungen aktiv gestalten zu wollen. Nur wer aktiv partizipiert, fühlt sich als Teil des Ganzen. Das ist der Schlüssel für schlanke und effiziente Prozesse.
Neben der Prozessvisualisierung sind Datenanalysen und Kennzahlen wichtige Hilfsmittel, um Potenziale sichtbar zu machen und Entwicklungen aufzuzeigen. Hier muss die Frage gestellt werden, welches die richtigen Kennzahlen sind, um die Entwicklung einer Firma strategisch lenken zu können. Mithilfe von Smart Data Analytics können durch analytische und statistische Prognosen IstSituationen modelliert und Whatif-Analysen erstellt werden. Durch Aufzeigen von unterschiedlichen Szenarien können Entwicklungen erkannt und daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden.
Mit diesen Analysen wird die Grundlage geschaffen, Smart Logistics zu realisieren. Dabei geht es nicht darum, alles zu implementieren, was die Technik heute und morgen bietet, sondern intelligente Systeme gezielt dort einzusetzen und miteinander zu vernetzen, wo ein sinnvoller Mehrwert oder eine Kostensenkung generiert werden kann. Organisatorische Lösungen wie die Umstellung von einem Push (Versorgung basierend auf Beständen) auf ein PullVersorgungsprinzip (Versorgung basierend auf Nachfrage) in der Fertigung oder die Markierung von definierten Zonen (zum Beispiel Lagerung, Transport, Bearbeitung) können bewirken, dass Fehler vermieden, Prozesse vereinfacht und Abläufe optimiert werden.
Nicht grosse Investitionen, sondern die Fähigkeit, internes Prozessverständnis aufzubauen, bringt Unternehmen weiter. Mitarbeiter werden befähigt, das Verständnis fürs Ganze zu entwickeln und die Firma so flexibel zu gestalten, dass auf Marktveränderungen schnell und effizient reagiert werden kann. Transparente Prozesse und Daten sind der Schlüssel für Operational Excellence.
Klaus Brossok, Senior Consultant, Assoziierter Partner, Rapp Industrieplaner, Münchenstein.