Drei Schwerpunktbereiche sind es, in denen in der Logistik Innovationen stattfinden: zunächst bei Prozessen, Technologien und Software für die Handhabung und Buchung von Frachtlieferungen. Weitere Innovationen gibt es auch im Bereich der Infrastruktur Innovationen. Dazu zählen die Hafenbetreiber wie der Port of Rotterdam sowie Startups wie Shone oder Massterly, die sich auf die Optimierung der Handhabung von Frachten in Häfen spezialisiert haben. Der Bereich dazwischen, die Transportmittel, gilt indes als der sichtbarste Teil, in dem Veränderungen stattfinden. Denn so wie an Land mit automatischen Lastwagen experimentiert wird, so sollen dereinst automatisch gesteuerte Schiffe über die Meere pflügen.

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Bevor die Automatisierung von Schiffen überhaupt das Experimentierstadium überwunden hat, gab es vergangenes Jahr schon die erste Konsolidierung: Der britische Mischkonzern Rolls-Royce verkaufe die Marine-Technologie-Sparte an die norwegische Firma Kongsberg, die sich auf das Thema Technologielösungen für unterschiedliche Sparten wie Marine, Luftund Raumfahrt sowie die Öl- und Gasindustrie spezialisiert hat. Kongsberg hat zudem zusammen mit der ebenfalls global aufgestellten norwegischen Firma Wilhelmsen das Startup Massterly gegründet, welches das Thema autonom gesteuerte Schiffe voranbringen soll. Beide Firmen sind in Branchenkreisen so bekannt und so weit führend wie beispielsweise Google mit Waymo bei autonomen Fahrzeugen. Den beiden norwegischen Firmen trauen Analysten auch zu, dass sie in dieser Nische zukünftig eine weltweit führende Rolle spielen werden.

Auf dem Weg zur smarten Miene

Autonome Lastwagen werden sich laut den Analysten von Morgan Stanley zuerst in geschlossenen, kontrollierbaren Umgebungen durchsetzen. Erste Schritte sind bereits vollzogen: Rio Tinto beispielsweise, ein grosser Minenkonzern, hat beim US-Baumaschinenkonzern Caterpillar zwanzig autonome Lastwagen bestellt. Diese sollen ab 2021 in der australischen Mine Koodaideri für den Abbau von Eisenerz genutzt werden. Mit dem weiteren Zubehör unterschiedlicher Hersteller will Rio Tinto die erste «intelligente Mine» der Welt aufbauen. Bereits heute nutzt das Unternehmen 96 autonom fahrende Lastwagen in der australischen Pilbara-Minenregion; Konkurrent BHP lässt dort 50 Fahrzeuge fahren.

Alleine die Kosten pro schweren Lastwagen liegen gemäss Schätzungen von McKinsey bei 6 Millionen Dollar. Das macht solche Anschaffungen nur für sehr grosse Minenbetreiber finanzierbar. Im Rennen sind weitere Konsortien wie Scania aus Schweden, das sich für die Entwicklungen mit dem japanischen Baumaschinenhersteller Komatsu zusammengetan hat. Und Volvo testet seit 2016 autonome Lastwagen im Eisenerzabbau in Nordschweden.

Zu den Kosten-Nutzen-Rechnungen dieser Logistikautomatisierung gibt es erste Anhaltspunkte: Gemäss Vale, einem grossen Minenkonzern aus Brasilien, bringen autonom fahrende Lastwagen eine Erhöhung der Transportleistung um 26 Prozent (die Computer benötigen keine Mittags- und Rauchpausen), während die Wartungskosten infolge weniger ruppiger Fahrweise um 10 Prozent sinken. Selbst die Reifen – ein kompletter Satz kostet bei einem Riesenlaster 40 000 Dollar – halten 25 Prozent länger. Solche indirekten Kostenersparnisse und Effizienzsteigerungen fallen mehr ins Gewicht als die Löhne der lokalen Fahrer.

Intelligente Stadt zeigt den Weg

In den Minen steht nicht nur die Einsparung des Fahrers im Vordergrund. Mindestens so wichtig ist die Vermeidung von Unfällen. Eine Auswertung des National Institute for Occupational Safety and Health (NIOSH) aus den USA zeigte, dass 57 Prozent der Unfälle in Minen erfolgten, wenn der Fahrer am Steuer war und einen gravierenden Fehler machte. Bei weiteren 27 Prozent der Unfälle war der Fahrer gerade mit der Reparatur beschäftigt. Besonders viele Unfälle passierten bei Fahrern mit weniger als fünf Jahren Erfahrung. Computer machen weniger Fahrfehler, so die Überlegung, und sie kommen auch nicht auf die Idee, selber am Fahrzeug zu hantieren – beides sind wichtige Argumente im Bergbaubetrieb. Allerdings sind auch die fahrerlosen Grosslastwagen im geschlossenen Bergbau nicht unfallfrei unterwegs: Die BHP-Gruppe, musste im Februar einen Unfall mit einem autonomen Lastwagen melden.

Längerfristig, so die Erwartung der Analysten, werden sich autonome Fahrzeuge als Erstes in solchen geschlossenen Geländen durchsetzen. Davon gehen auch jene Leute aus, die das Xiong’an-New-Area-Projekt 100 Kilometer südwestlich von Peking in China planen: Hier wird eine Stadt aufgebaut, die von Anfang an für autonome Fahrzeuge geeignet ist. Die Strassen verlaufen teilweise im Untergrund, Fussgänger und Radfahrer erhalten eigene Spuren und im Boden sind massenhaft Sensoren und Kabel verlegt, mit denen die Fahrzeuge sich orientieren und untereinander kommunizieren.

Ausserhalb dieser Stadt müssen Fahrerinnen und Fahrer zukünftig weiterhin auf den Verkehr achten - bis sie die nächste so aufgebaute Stadt in China erreichen.

Wegen der sanfteren Fahrweise der Computer sinken die Wartungskosten um 10 Prozent.