Noch in den 1950er und 1960er Jahren stand die Logistik bei vielen Firmen nicht unmittelbar im Zentrum der Unternehmensphilosophie. Lagerung und Vertrieb erfolgten damals weitgehend manuell. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend verändert. «Heute kommt der Unternehmenslogistik eine strategische Schlüsselposition zu», sagt Professor Horst Wildemann, emeritierter Ordinarius für Unternehmensführung, Logistik und Produktion an der Technischen Universität München und Geschäftsführer der Münchner Firmenberatung TCW.
Die Rahmenbedingungen in Industrie, Handel und Dienstleistung unterscheiden sich allerdings deutlich von jenen vor fünfzig Jahren. Der Wettbewerbsdruck und der Zwang zur Kostensenkung zwingen viele Unternehmen zu rationellen Fertigungs- und Vertriebsmethoden. Die Logistik bestimmt heute in entscheidendem Masse ihre Wettbewerbsfähigkeit. Vor allem in Zeiten, die durch gesättigte, fragmentierte Märkte, sowie zyklische Nachfrageschwankungen und fluktuierende Kundenwünsche gekennzeichnet sind. Zahlreiche Hersteller von Konsumgütern stehen vor der Herausforderung, ihre Produkte schneller als bisher den Kundenwünschen anzupassen und die Erzeugnisse zum optimalen Zeitpunkt am Markt verfügbar zu halten. «Die meisten Wirtschaftszweige werden in Zukunft nicht mehr ohne effiziente Materialflusslösungen auskommen», unterstreicht Paul Zumbühl, CEO der weltweit tätigen Interroll-Gruppe.
Der Trend zur Globalisierung von Unternehmensaktivitäten wie etwa die Verlagerung der Fertigung in Niedriglohnländer, aber auch die zunehmende Arbeitsteilung in den Herstellungsprozessen und die Schaffung von Produktionsschwerpunkten beeinflussen die Firmenlogistik deutlich. Ebenfalls eine neu ausgerichtete Logistik erfordern zudem die stetige Ausweitung des Produktangebotes und die gesteigerten Wünsche der Kundschaft nach kurzen Lieferzeiten. Diese Entwicklung wird durch immer intensivere Informationsflüsse geprägt. Von grosser Bedeutung wird es sein, die Datenströme effizient zu beherrschen, wobei die Datensicherheit ein besonderes Augenmerk verlangt.
Wer die Logistikkette vom Rohstoff bis zum Verkaufspunkt richtig organisiert, kann erhebliche Kosten sparen. «Die Digitalisierung erfordert bei vielen Firmen eine Anpassung bestehender Geschäftsmodelle», sagt Benno Reichmuth, bis vor kurzem CEO South West Europe der SSI Schäfer Gruppe.
Neben der Globalisierung, dem Bevölkerungswachstum und dem veränderten Konsumverhalten tritt auch die Nachhaltigkeit als weiterer Treiber der Logistik immer stärker in den Vordergrund. Die Energiewende, die knapper werdenden Ressourcen und der Klimawandel stehen heute im Zentrum. Für die Logistik besteht die Herausforderung darin, den wachsenden Waren- und Datenfluss so ressourcenschonend wie möglich zu organisieren. Dass dies möglich ist, beweisen zahlreiche Hersteller leistungsfähiger Logistikanlagen. Wer hier die Nase vorn hat, braucht sich um die Zukunft keine allzu grossen Sorgen zu machen.
Der Schweizer Logistikgesamtmarkt erreichte 2017 nach Angaben der «Logistikmarktstudie Schweiz» der Universität St. Gallen und von GS1 ein wertbezogenes Marktvolumen von 39,1 Milliarden Franken. In den beiden Vorjahren waren die Zahlen rückläufig. Im Jahr 2018 dürfte der Markt zwischen 1 und 2 Prozent gewachsen sein. Für das laufende Jahr geht die Studie ebenfalls von einer Zunahme in derselben Grössenordnung aus. Dies ergibt für 2019 ein Umsatzvolumen von rund 40 Milliarden Franken.
Der Anteil des wertbezogenen Logistikmarktvolumens gemessen am Bruttoinlandprodukt der Schweiz entspricht derzeit rund 5,8 Prozent. In den letzten zehn Jahren schwankte dieser Anteil zwischen 5,8 und 6,4 Prozent. Im Jahr 2018 waren in der Schweizer Logistikbranche total 187 440 Personen beschäftigt.
Das Volumen des Intralogistikmarktes in der Schweiz beträgt nach Angaben der «Logistikmarktstudie Schweiz» rund 2,5 Milliarden Franken, mit steigender Tendenz. Die Schweizer Top Ten im Bereich Intralogistik erzielten letztes Jahr einen Umsatz von 3,57 Milliarden Franken und beschäftigten rund 10 000 Mitarbeitende.
Die fünfzig grössten in der Schweiz ansässigen Logistikdienstleister in den Bereichen internationale Transporte/Spedition und die vorwiegend im Schweizer Binnengüterverkehr tätigen Firmen erarbeiteten 2018 einen Gesamtumsatz von 48,3 Milliarden Franken und beschäftigten rund 194600 Mitarbeitende. Heute können die Logistikdienstleister davon ausgehen, dass die Wertschöpfungstiefe weiter ansteigen wird und die ergänzenden Tätigkeiten an Bedeutung gewinnen werden.
Die richtige Organisation der Logistikkette, vom Rohstoff bis zum Verkaufspunkt, spart erhebliche Kosten.