Wer schneller liefern kann, macht das Geschäft. Diese Feststellung ist nicht neu, aber immer noch hochaktuell. Die stetig gestiegenen Ansprüche der Kundinnen und Kunden im stationären wie im Online-Handel zwingen heute jeden Hersteller, Lagerung, Kommissionierung und Versand so effizient wie nur möglich zu gestalten. Aber auch die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Zahlreiche Unternehmen konzentrierten ihre Fertigung an einem Standort, um möglichst kostengünstig produzieren zu können.
Doch wie sollen die produzierten Güter und Produkte gelagert beziehungsweise vertrieben werden? Braucht es ein dezentrales oder ein zentrales Lager? Die Antwort darauf hängt von einer Vielzahl an Einflussfaktoren ab. Der grösste Einfluss auf eine Entscheidung geht derzeit von den Kundinnen und Kunden aus. Sie bestimmen mit ihrem Kaufverhalten weitgehend das Vorgehen der Hersteller im Bereich Lager. Die entscheidende Frage ist also: Wie gelangt mein Produkt auf dem kürzesten Weg zum Abnehmer?
Lieferung innert 24 Stunden oder gar am selben Tag? Dieser Herausforderung müssen sich immer mehr Unternehmen in Bereich Produktion und Handel stellen. Jeder Hersteller oder auch Handelsbetrieb muss aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen und der verschärften Konkurrenz die eigene Distributionspolitik regelmässig überprüfen, um allenfalls Anpassungen an den Lagerstandorten und den Vertriebswegen vornehmen zu können. Die einzelnen Güter sollen aber nicht nur auf dem kürzesten Weg zum Empfänger gelangen, die Transporte sollen in Zukunft auch so umweltschonend wie möglich durchgeführt werden.
Ein zentrales Lager weist eine ganze Reihe von Vorteilen auf: Es kann vollautomatisiert werden, und die Lagerorganisation und -verwaltung erfolgen effizient und kostengünstig, dank geringeren Lager- und Standortkosten. Nur einmal fallen auch die Investitionskosten in die technische Ausstattung an. Von Vorteil ist weiter, dass im Zentrallager alle Waren des Sortiments vorhanden sind. Dies gewährleistet eine hohe Verfügbarkeit. Mit anderen Worten: Egal, welche Ware ein Kunde bestellt, man kann sicher sein, dass diese im Zentrallager zu finden ist. Gleichzeitig können aber auch die Mindestbestände niedrig gehalten werden. Besteht die Kundenstruktur einer Firma aus wenigen Grosskunden, die im günstigsten Fall auch noch regional relativ konzentriert liegen, ist eine zentrale Lagerung von Vorteil. Die Transporte können optimal ausgelastet und die anfallenden Transportkosten auf viele Waren verteilt werden.
Doch die zentrale Lagerung hat auch einige Nachteile. So sind etwa die Wege zum Kunden in der Regel länger als bei einer dezentralen Lagerung, das heisst, die Lieferflexibilität ist geringer. Auch eine Belieferung am gleichen Tag dürfte wohl kaum möglich sein.
Das sind die Merkmale
- Optimaler Standpunkt in der Mitte des Liefergebietes, um (relativ) kurze Transportwege zu realisieren
- Kosteneinsparung, da nur ein Lager gebaut und betrieben werden muss
- Erleichterter Steueraufwand, da alle Waren zentral gelagert sind
- Hohe Verfügbarkeit der Waren
- Für wenige Grosskunden, die regional konzentriert sind, besonders geeignet
Anders sieht es bei einer dezentralen Lagerung aus. Bei einer Kundenstruktur, die aus vielen kleinen und regional verstreuten Abnehmern besteht, bietet sich die dezentrale Lagerung an, denn diese gewährleistet, dass die Ware schon relativ nah beim Kunden positioniert werden kann. Es ergeben sich also kurze Lieferzeiten, da nur kürzere Strecken überwunden werden müssen. Der Nachteil liegt hier in der höheren Belastung durch Investitions- und Fixkosten, denn die Firmen müssen verschiedene Lager betreiben und diese auch mit dem notwendigen technischen Equipment ausstatten. Zusätzlich ergibt sich das Risiko der Fehlallokation, also die richtige Ware im falschen Lager zu haben. Das bedeutet, dass die Verfügbarkeit der Produkte sinkt. Ein wichtiger Faktor der dezentralen Lagerung ist auch die Kommunikation zwischen der Firmenzentrale und den Lagern sowie unter den Lagern. Letztere muss reibungslos funktionieren.
Das sind die Merkmale
- Mehrere kleine, regional verstreute Lager in der Nähe der Kunden
- Kurze Wege zu den Kunden
- Höhere Investitions- und Betriebskosten
- Höherer Steuerungsaufwand
- Risiko, dass die richtigen Waren im falschen Lager sind (Fehlallokation)
Beim Entscheid für eine zentrale oder eine dezentrale Lagerung steht ein wichtiger Faktor im Mittelpunkt, nämlich die gegenseitige Abhängigkeit von Bestandesund Transportkosten.
Während bei einer zentralen Lagerhaltung die Lagerkosten in der Regel tief gehalten werden können und die Transportkosten eher hoch ausfallen, verhält es sich bei der dezentralen Lagerung genau umgekehrt: Durch mehrere Lager in der Nähe der Kunden sinken die Transportkosten, aber die Kosten für Lagerhaltung (etwa aufgrund mehrerer Gebäude) steigen.
Denkbar ist jedoch auch eine Kombination der beiden Varianten, indem aus einem zentralen Lager sowohl Kunden wie regionale Filiallager beliefert werden. Letztere verfügen meist nicht über das volle Sortiment, aber sie sind dafür im Kundenbereich besser aufgestellt, was eine rasche Lieferung gewährleistet. Beide Lagerarten bieten zudem die Möglichkeit, dass deren Betrieb an einen externen Logistikdienstleister delegiert werden kann. Dieser kann durch Bündelungseffekte beim Transport von Produkten verschiedener Hersteller Transportkosten einsparen. Der Entscheid, welche Lagerart die bessere ist, hängt also von zahlreichen Faktoren ab, die einzeln analysiert und gewichtet werden müssen. Zentral allerdings ist die Herausforderung, die Kundschaft so rasch und so zuverlässig wie möglich zu beliefern.
Die Güter sollen neu nicht nur auf dem kürzesten Weg zum Kunden gelangen, sondern auch umweltschonend.