Der Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China trifft die Schweizer Industrie, den Handel und auch Transport- und Logistikfirmen in vielfältiger Weise. Zum einen hat sich die Konjunktur weltweit abgeschwächt. Die Exporte aus China sind rückläufig. Zum anderen hat sich der bürokratische und finanzielle Aufwand bei Exporten – nicht nur in die USA – erhöht. Immer mehr Ursprungszeugnisse müssen erstellt werden, um in den USA zu beweisen, dass die Waren nicht aus China kommen. Oder in China, dass die Importe nicht aus den USA stammen. Die Ursprungszeugnisse, ausgestellt von den kantonalen Handelskammern, sollen wie eine Art Antizollpille wirken und vor Strafzöllen schützen. In manchen Fällen reicht auch ein Hinweis zur Herkunftsbezeichnung (etwa «Country of Origin: Switzerland») auf einem Handelsdokument wie der Handelsrechnung.
Doch der Konflikt zeigt weit mehr Auswirkungen. Zahlreiche Hersteller in den USA, aber auch in Europa, haben zwischenzeitlich auf Lieferanten in anderen asiatischen Ländern umgestellt. In Vietnam können die See- und Flughäfen die gestiegenen Frachtvolumina kaum noch bewältigen. Insgesamt sind die Seefrachtmengen im Transpazifikverkehr (Asien– Nordamerika) jedoch erstmals seit 2009 gefallen. Das Beratungsunternehmen Alphaliner geht 2019 von einem Rückgang von 2 Prozent aus. Auch die Frachtmengen im Asien-Europa-Verkehr sind rückläufig, sowohl auf dem Wasser- wie auf dem Luftweg. Negativ betroffen ist die gesamte Transportkette: Reeder, Fluggesellschaften, Hafenterminals, Flughäfen, Handling-Agents, Spediteure und andere. Obwohl im Schiffbau die Aufträge drastisch gesunken sind und Frachtkapazitäten aufgrund von Umrüstungen (IMO 2020; siehe Artikel 39) und Stilllegungen reduziert wurden, bleiben die Frachtraten für Transporteure unbefriedigend niedrig und für Verlader und Spediteure volatil.
Die USA haben allerdings nicht nur gegen China, sondern auch gegen Russland, Iran, Nordkorea, Venezuela und die EU warenbezogene Embargos verhängt. Darüber hinaus gibt es Sanktionen gegen zahlreiche Einzelpersonen, Organisationen und Unternehmen in verschiedenen Ländern. Da Schweizer Firmen stark in internationale Wertschöpfungsketten eingebunden sind, sind viele negativ tangiert. Liefern sie beispielsweise Flugzeugteile, Textilien oder Käse, die in der EU produziert wurden, in die USA, müssen sie seit Oktober Strafzölle bezahlen. Das gilt auch, wenn Schweizer Firmen in den USA Endmontagen ihrer Produkte mit Material oder Halbfabrikaten aus der EU machen lassen. Nicht betroffen sind dagegen Hersteller von Emmentaler- und Gruyère-Käse, die nachweisen können, dass dieser in der Schweiz hergestellt und direkt von hier aus in die USA versandt wurde.
Aufgrund der Komplexität der Sanktionsmassnahmen verlangen immer mehr Transporteure/Spediteure eine Erklärung des Ausführers, in der dieser bestätigt, dass die relevanten Embargo- und Sanktionslistenprüfungen erfolgt sind und die auszuführende Ware von keinen restriktiven Massnahmen betroffen ist. Die Ausführererklärung entbindet die Speditions- oder Transportfirma nicht von ihrer Haftung, wenn der Spediteur/Transporteur – unter Anwendung der Sorgfalt des ordentlichen Kaufmanns – Kenntnisse oder Vermutungen über Umstände hat oder haben müsste, die an der Richtigkeit der Erklärung des Ausführers zweifeln lassen. In diesem Fall hat der Spediteur/Transporteur die Pflicht, den Ausführer vor Abgabe der Ausfuhrzollanmeldung zu informieren.
Ein manueller Abgleich sämtlicher Sanktionsverordnungen sowie Güter, Personen- und Firmenlisten ist zeitintensiv und mühsam. Zahlreiche Softwarehersteller bieten Lösungen für eine automatisierte, regelmässige Kontrolle von Waren, Kunden und Lieferanten an. Manche Logistikdienstleister, die über solche Softwareprogramme verfügen, offerieren Compliance-Kontrollen auch als mehrwertschaffenden Zusatzservice.
In Zeiten wirtschaftspolitischer Unsicherheit, zunehmender Handelshemmnisse sowie volatiler Zolltarife und Frachtraten sollten Supply-Chain- und Logistikmanager wie auch Spediteure und Transporteure bei Themen wie Zuordnung des Zolltarifs (HS-Code), Dokumentenerstellung, Ursprungszeugnisse und Zoll-Compliance nichts dem Zufall überlassen. Nur eine rechtzeitige Abklärung der Handelsrisiken und eine konzernweite Automatisierung der Zollprozesse bieten ein Höchstmass an Sicherheit.