Über Cohiba gibt es viel zu erzählen, und zwar schon über die Zeit vor dem eigentlichen Gründungsjahr. 1963 erhielt Fidel Alejandro Castro Ruz, der kubanische Revolutionär, eine vom Zigarrenroller Eduardo Rivera zum eigenen Gebrauch gefertigte Zigarre. Fidel Castro, so sagt die Legende, erkannte sofort die Qualität und liess daraufhin weitere Exemplare für sich herstellen. Diese verschenkte er auch an Staatsoberhäupter und Diplomaten. Basierend auf der Nachfrage aus seinem Bekanntenkreis gründete Eduardo Rivera eine Zigarrenfabrik, ohne für den Brand schon einen Namen zu haben. Stattdessen wurden die Zigarren mit personalisierten Zigarrenringen ausgestattet.

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Erst 1966 kam der Name Cohiba ins Spiel, er stammt aus der Sprache der Taíno-Indianer und bezeichnet einen Wickel aus Tabakblättern, der von den Ureinwohnern Kubas geraucht wurde. Heute noch zeigt das Logo den Kopf des Taíno-Häuptlings Hatuey, der einst den Widerstand gegen die spanische Kolonialherrschaft anführte und als Held der kubanischen Nation geehrt wird. Der Rest ist Geschichte und Cohiba Kult.

 

Zum Jubiläum

Fünfzig Jahre später, im März 2016, fand in Havanna das Festival del Habano statt, der jährliche Branchenhöhepunkt, der von Tabakhändlern, Zigarrenliebhabern und Fachmedien besucht wird. Und dort wurde, zum fünfzigsten Jahrestag der Marke, die Cohiba Majestuosos vorgestellt – und als wunderbarer Gag gleich in einem Mini-Humidor geliefert. Fünfzig Humidore mit je zwanzig Cohiba-Zigarren wurden in einer ersten Produktion hergestellt und am Festival offiziell für je 3800 Dollar verkauft. Es ist nicht mehr nachvollziehbar, welcher Raritätenliebhaber heute die Nummer 01/50 besitzt, aber es wird gemunkelt, dass diese allererste Box später für über 350 000 Dollar weiterverkauft wurde.

Diese limitierten Zigarren tragen die traditionellen Cohiba-Banderolen sowie eine zusätzliche 50-Jahr-Jubiläums-Etikette. Nach dem Festival wurden weitere Humidore mit den Aniversario-Zigarren produziert, insgesamt kamen genau 1966 Boxen auf den Markt. Einige der bestvernetzten internationalen Tabakhändler, die 2016 in Havanna weilten, konnten sich ein Stück erwerben und die 3800 Dollar später mit Gewinn amortisieren. Aber viele wollen solche Raritäten gar nicht verkaufen, auch nicht rauchen, sondern sie lieber in ihrer Sammlung sehen. Auch Manuel Fröhlich besucht diese Festivals und erinnert sich an die jeweils spezielle Stimmung, wenn solche Kostbarkeiten angeboten werden. Fröhlich betreibt in Zürich seinen Tabakshop Manuel’s, inklusive einer eleganten Raucherlounge mit Walk-in-Humidor. «Was damals auf den Markt kam, ob Zigarren oder Give-aways, hat heute einen hohen Sammlerwert. Und dann ist es wie beim Wein: Die meisten Vintage-Weine werden auch nie geöffnet.»

Fröhlich erklärt, dass man ältere Zigarren durchaus noch rauchen kann. Reifegelagert und bei richtiger Feuchtigkeit können sie sich geschmacklich entwickeln. Die Mikroorganismen, die im oder auf dem Tabak leben, führen dazu, dass die Zigarren mit den Jahren milder werden. Nur wie sie dann effektiv schmecken, kann nicht vorausgesagt werden, die einen Zigarren werden mit dem Alter eher süsslich, andere herber.

Auch in der Zigarrenwelt bestimmt die Nachfrage den Preis. Die Jubiläumsbox mit Humidor und zwanzig Zigarren wird inzwischen zu zehntausenden von Franken angeboten, heute findet man im Internet noch Preise von bis zu 38 500 Franken pro Box. Das wären dann 1925 Franken pro Zigarre. Ein Problem ist hier offensichtlich: Die möglichen Riesenmargen laden zum Betrug ein, und deshalb tauchen auf dem Markt auch immer wieder Fälschungen auf. Die Kubaner schützen sich, so gut es geht. Neben der glänzend schwarzen Lackabdeckung des Humidors weist auf der Innenseite des Covers eine kleine Plakette darauf hin, dass es sich um eine exklusive Produktion handelt. Die 15 cm langen Zigarren haben das Ringmass 58, sind also genau 23,02 Millimeter dick. Und was das Aroma betrifft, meint Manuel Fröhlich, so sei die Cohiba Majestuosos 1966 lieblich wie eine sirupartige Schokolade und rieche nach süssen Früchten wie Birnen, Mango und Ananas.

 

2250 Franken pro Stück

Auch wenn sich nicht beweisen lässt, was schon irgendwo in China oder USA für eine einzelne Zigarre bezahlt wurde, darf man davon ausgehen, dass die Cohiba Majestuosos 1966 auf der Skala der Zigarren-Lovers die wohl teuerste Zigarre der Welt ist. Manuel Fröhlich erhielt die Gelegenheit, in Havanna kleinere Jubiläumsangebote zu erwerben: Im eleganten Zweieretui verkauft er in seinem Laden zwei Zigarren der Cohiba Majestuosos 1966 zum Gesamtpreis von 4500 Franken. Das wäre dann der Rekord: 2250 Franken pro Stück. Wenn man davon ausgeht, dass der geübte Raucher für Grossformate bis zu anderthalb Stunden benötigt, wären das dann rund 25 Franken pro Minute – respektive pro Zug. Denn brennt die Zigarre erst einmal, reicht es völlig aus, nur einmal pro Minute einen Zug zu nehmen und dann die Aromen auf sich wirken zu lassen.