Lugano wächst stetig, und dies vor allem wegen des Zuzugs vermögender Personen. Henley & Partners ist eine auf «Wohnsitz und Staatsbürgerschaft durch Investitionen» spezialisierte Agentur mit über fünfzig Niederlassungen weltweit. In einem Bericht wertet sie Lugano als «neuste Entdeckung der Superreichen» und hebt hervor, dass die kleine Tessiner Metropole zu den 15 Städten weltweit gehöre, die gemessen an den wohlhabenden Einwohnern am schnellsten wachse. Offiziell wird das zwar nicht bestätigt, aber Lugano zählt derzeit angeblich mehrere Tausend Millionäre.
Jährlich ziehen weitere dazu; ein Hauptteil aus der Deutschschweiz, viele aus Deutschland und Italien, aber auch Expats, sogar aus Südafrika. Manche sind (halb-)pensioniert, andere arbeiten für internationale Konzerne, häufig quasi Homeoffice-basiert.
Der wachsende Anteil an ausländischen Vermögenden verändert die Landschaft, sei dies im Kulinarikangebot, bei den Einkaufsboutiquen oder sogar im Nachtleben – und aber auch im Bereich Bildung. Die Università della Svizzera italiana, beispielsweise, fokussiert sich auf zeitgemässe Themen, Kommunikationswissenschaften, Informatik oder Biomedizin und unterrichtet zudem auch in englischer Sprache.
Wer gewinnt, sind auch die Anbieter von Luxusimmobilien wie Engel & Völkers oder Fontana Sotheby’s International Realty. Sie berichten ziemlich optimistisch von ihren neuen Rekordzahlen im Tessin. Und dass dabei, nach der Pandemie, ein Quadratmeter im Luganer Luxussegment bereits zwischen 15’000 und 20’000 Franken kosten würde.
Ausländische Nachfrage
Wer mit einer Familie nach Lugano zieht oder sich primär eine Investitionsimmobilie aneignen will, sucht im High-End-Sektor natürlich Villen mit grosszügigem Umland und Platz für Gartenanlage mit Pools. Entsprechende Angebote gibt es beispielsweise in Collina d'Oro oder in Pregassona; beide Ortschaften mit Weitsicht und ausserhalb der Touristenrouten und dennoch per ÖV direkt mit dem Stadtzentrum verbunden.
Neu errichtete Luxuswohnungen und Penthouses stehen in Pregassona ebenfalls im Angebot, aber auch zum Beispiel in Aldesago unterhalb des Monte Brè oder in den Hügeln oberhalb Lugano-Paradiso.
Grosswohnungen mit fünf oder mehr Zimmern, herrliche Terrassen, Weitblick inklusive, tragen schnell mal ein Preisschild von 5 Millionen Schweizer Franken. Immer noch elegante 4,5-Zimmer-Wohnungen mit viel Licht, aber näher zur Stadt sind für 2 bis 2,5 Mio. erhältlich.
Und in den Quartieren Luganos werden einige 3,5-Zimmer-Wohnungen für unter 1 Millionen Franken angeboten. Dort ist dann einfach wichtig, dass genügend Licht einfliesst und dass es mindestens einen kleinen Relax-Balkon hat.
Ein «pied-à-terre» mitten in Lugano ist aber gar keine so schlechte Idee. Denn wer da im Zentrum wohnt, kann die Stadt immer zu Fuss erkunden, abends durch die Gassen ziehen, und Hafen und Bahnhof als Ausgangspunkte für unzählige Ausflüge nehmen. Ascona und Como sind ja mittlerweile auch mit dem ÖV bestens vernetzt.
Hoher Lifestyle
Lugano hat sich tatsächlich auch dank dem internationalen Zuzug entwickelt. Es strahlt heute eine internationale Atmosphäre aus wie keine andere Ortschaft im Tessin, immer schön mit mediterranem Flair dekoriert. Für Expats und deren Familie spielen, neben den zwei vertretbar-nahen Flughäfen Zürich und Mailand, noch andere Faktoren mit: Sicherheit und politische Ruhe, Infrastruktur und Angebotspalette, aber auch interessante Steuerpakete.
Und so wird Lugano weiterwachsen, vor allem auch im High-End-Segment. La Divisione Sviluppo economico, Luganos Abteilung für Wirtschaftsförderung, unternimmt im Rahmen ihres Entwicklungsplans 2018-2028 grosse Anstrengungen, um Unternehmen, Wirtschaftsverbände, Wissenschaft und Forschung nach Lugano zu bringen.
Parallel dazu findet eine qualitativ hochstehende Zuwanderung statt, welche natürlich direkte Auswirkungen auf die Miet- und Kaufpreise von Immobilien hat. Das wiederum könnte auch Spekulanten und Kurzzeit-Investoren anlocken – und das ist keine gute Entwicklung für den Mittelstand, der immer mehr Mühe hat, in Lugano preiswerte Mietwohnungen zu finden. Luganos Erfolg als innovative und zukunftsorientierte Stadt hat eben auch seine Schattenseiten.
Übrigens, es bleibt abzuwarten, ob der Flughafen Lugano-Ango eines Tages wieder Linienflüge anbieten wird. Derzeit können dort nur Privatjets landen; direkte Inlandverbindungen nach Genf und Zürich machen weder kommerziell noch aus Umweltgründen Sinn. Zudem, Lugano ist mittlerweile bestens an den interkontinentalen Flughafen Mailand-Malpensa angebunden.
In diesem Sinne: Lugano ist eine kleine Weltstadt geworden.