Was ist von der ursprünglichen Idee des Gründers Gérard Blitz übrig geblieben, als er 1950 auf Mallorca das erste Club-Med-Dorf eröffnete?
Damals in den Nachkriegsjahren kreierte Blitz dieses Mantra: «Das Ziel im Leben ist, glücklich zu sein. Der Ort, um glücklich zu sein, ist hier. Der Zeitpunkt, um glücklich zu sein, ist jetzt.» Diese zeitlose Aussage bestimmt auch heute noch unser Tun.
Blitz und der spätere, langjährige Geschäftsführer Gilbert Trigano prägten dann das Unternehmen bis in die 1990er Jahre.
Ja, sie erfanden und entwickelten eine neue Art des Zusammenlebens, einen völlig neuen Ferienstil: den All-inclusive-Urlaub. An den schönsten Orten der Welt entstanden mitten in der Natur oder am Meer komplette Resorts, wo man sich entspannen und eine Vielzahl von Sportarten ausüben konnte. Unsere Gäste sollten einzigartige Ferien erleben, frei von allen Zwängen und in aller Seelenruhe. Da passte es, dass sie während des Urlaubs kein Bargeld in die Hände nehmen mussten, all inclusive eben.
Welches waren weitere Elemente?
Sicher auch, dass wir uns bewusst den Familien öffneten und ihnen eine breite Kinderbetreuung anboten; auch das wurde Teil unserer DNA.
«Um ein Image zu verändern, muss man den Markt verstehen.»
Seit bald zwanzig Jahren stehen Sie dem Unternehmen vor. Wie hat sich Club Med unter Ihrer Führung weiterentwickelt?
Einerseits war ich von der Grundidee, von unseren Werten und auch vom Charakter der Club-Med-Resorts überzeugt, anderseits mussten wir unsere Positionierung überdenken, und wir realisierten, dass eine deutliche Steigerung der Qualität vorzunehmen ist.
2010 stieg die chinesische Gruppe Fosun mit 10 Prozent am Kapital ein, fünf Jahre danach wurde das Unternehmen sogar Mehrheitsaktionär. Wie sehr beeinflussten die Chinesen Strategie und Entwicklung?
Fosun war von Anfang an von der Stärke der Marke Club Med überzeugt und hat deshalb die entsprechenden Strategiekorrekturen mit Überzeugung unterstützt. Und zudem mitgeholfen, die weiteren Projekte zu verfolgen. Darüber hinaus hat uns Fosun auf dem Weg in neue Marktsegmente begleitet und uns auch im digitalen Bereich unterstützt.
Was bedeutet das betreffend der von Ihnen angestrebten Qualitätssteigerung?
Mittlerweile sind 97 Prozent unserer Resorts premium und bieten jedem Gast eine individuelle Interpretation von Luxus; die persönliche Betreuung spielt dabei eine Schlüsselrolle.
Mit Respekt darf festgehalten werden, dass das Image von Club Med in der deutschsprachigen Schweiz nicht wirklich positiv war. Teils wegen den Grossüberbauungen in den Skiresorts, teils wegen dem damaligen 70er Stil, und auch weil es lange als zu frankofon galt.
Um ein bestimmtes Image zu verändern, muss man die Erwartungen des Marktes verstehen und mit den richtigen Botschaften auftreten. Unser Schweizer Club-Med-Büro konzentriert nun seine Energie und Aktivitäten in erster Linie auf unsere neue «Club Med Exclusive Collection». Das sind Destinationen und Angebote der Spitzenklasse, die unseren Schweizer Gästen gefallen werden.
In der Schweiz gab es einst zwölf Club-Med-Resorts, heute nur noch das von St. Moritz – und dieses zudem nur in den Wintermonaten. Was ist passiert?
Historisch war die Schweiz stark mit unserer Marke verbunden, das erste Club-Med-Feriendorf eröffnete bereits 1956 in Leysin. Später richteten wir uns stärker auf Frankreich und Italien aus, und viele der älteren Schweizer Resorts entsprachen nicht mehr unseren Anforderungen oder hätten aufwendig überholt werden müssen. Immerhin, wir betreiben weiterhin St. Moritz und werden das Resort im Sommer 2024 renovieren.
Der Deutschschweizer Tourismusmarkt ist, international gesehen, zwar ein kleiner, aber pro Kopf lukrativer Markt. Wie bearbeiten Sie die Deutschschweiz?
Wir waren in den vergangenen Jahren weniger präsent, wollen jetzt aber wieder stärker auftreten. Denn wir sehen die Deutschschweiz, gerade wegen unserer Exclusive Collection, als Wachstumsmarkt. Unsere Strategie stützt sich vor allem auf unsere Partneragenturen vor Ort wie etwa Kuoni. Zudem haben wir in Zürich einen Verkaufsmanager eingestellt.
Der Renovierer
Name: Henri Marie Edmond Valéry Giscard d'Estaing
Funktion: CEO Club Med SAS
Geboren: 17. Oktober 1956
Wohnort: Paris
Aber der Club Med verkauft sich schon primär in den frankofonen Märkten, abgesehen von China in der Zeit vor der Pandemie?
Ja, Frankreich ist unser wichtigster Markt, aber unsere Kundinnen und Kunden kommen mittlerweile aus fast fünfzig Ländern. Nach Frankreich und China sind Brasilien, Kanada, die USA, Belgien und Grossbritannien die wichtigsten Märkte.
Stehen auch Eröffnungen an?
Bis Ende 2024 werden wir zehn neue Resorts eröffnen und weitere 13 renovieren oder erweitern. Unser Ziel ist, das weltweit führende Unternehmen für Premium-, All-inclusive- und Erlebnisurlaub zu werden.
Wie sieht das geografisch aus? Gerade auf dem Schweizer Markt dürften Destinationen wie die Seychellen oder Malediven gefragt sein.
Generell ist es so, dass unsere Gäste vermehrt in den Indischen Ozean reisen wollen, das gilt im Winter wie im Sommer und sowohl für Paare wie auch für Familien. Wir besitzen auf den Seychellen ein Exclusive-Collection-Resort, das im Januar 2020 auf der Privatinsel Saint Anne eröffnet wurde. Wir hatten uns damals entschieden, nur einen Fünftel der Inselfläche zu nutzen, um die lokale Flora und Fauna zu schützen und die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.
«Jeder Gast kann sich ein Ferienprogramm zusammenstellen.»
Und auf den Malediven?
Auch da besitzen wir zwei Resorts, beide sind Teil unserer Exclusive Collection. Kani mit seinen Pfahlbausuiten liegt ebenfalls auf einer Privatinsel, und auch unsere Villen auf Finolhu bieten exklusive Dienstleistungen.
Wie lautet Ihr «Elevator-Pitch» für eine Familie mit Kleinkindern?
Ein Club-Med-Urlaub ist ein Heilmittel gegen die Zwänge des Alltags: Wir bieten unseren Gästen eine echte Pause, die Möglichkeit, ein wenig von der Leichtigkeit wiederzufinden und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Dazu passt, dass sich die Familien um nichts kümmern müssen. Mahlzeiten, Getränke, Aktivitäten und Unterhaltungsangebote stehen ebenso bereit wie die professionelle Betreuung der Kinder in Spielclubs mit Kinderpools. In den Sommerresorts sind Kinder unter sechs Jahren übrigens kostenfrei. Und dann gibt es neben einem breiten Wellnessangebot auch allerlei Sportmöglichkeiten wie Tennis, Volleyball, Segeln, Windsurfen, Paddle und Yoga. Jeder Gast und jede Familie kann sich ein persönliches Ferienprogramm zusammenstellen.