An einer Februar-Tagung der Gruppierung «Leading Hotels of the World» wurde erklärt, dass das Luxusreisesegment mindestens in Europa und Amerika wieder gesund sei. Dennoch brachte die Pandemie eine Entwicklung mit sich, die auch Auswirkungen auf das Hotelgeschäft hat. Im Highend-Segment fordern Reisende Angebote und Dienstleistungen, die individuell auf sie ausgerichtet sind. Schon länger geht es etwa um eine Auswahl an Gesundheitskissen, um die individuelle Beratung im Wellnessbereich und die Flexibilität in der Küche. Was dazukommt, ist, dass nicht nur Individuelle, sondern auch gesellschaftliche Gruppen offen Anerkennung fordern und eine entsprechende Umstellung in der Bedienung. Diese Zielgruppen treten entweder mit stärkerem Selbstvertrauen auf oder sind per Definition tatsächlich neu.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

 

Modern Family

Laut Studien besteht in den westlichen Ländern fast ein Viertel aller Familien aus einem Elternteil. Das löst seitens dieser Familien neue Forderungen nach entsprechenden Familienangeboten und Betreuungssystemen während des Aufenthalts aus. So, dass eben auch ein «single parent» auf seine/ihre eigene Erholungszeit kommen kann. Kinder werden also nicht mehr einfach stundenweise in einem Kindergarten des Hotels abgegeben, sondern müssen mit interaktiven Events, Ausflügen und Programmen (Theater, Singen, Sport) professionell über Halbtage oder sogar ganztags betreut werden.

In diesem Zielpublikum steckt auch die neue Generation Alpha, also Menschen, die, je nach Quelle, in den Jahren zwischen 2010 und 2015 geboren wurden. Diese Generation soll nicht mehr nur geduldet sein, sondern altersgerecht und interaktiv betreut werden. Auch die LGBTIA+-Community ist immer selbstsicherer unterwegs, häufig als Teil einer Patchwork-Familie, und will sich im Ferienresort nicht mehr «verstecken». Sie fordern, als ganzheitliche Familie wahrgenommen und bedient zu werden.

Henry

Eine andere Zielgruppe drängt ebenfalls auf Anerkennung, und das ziemlich laut. Die «Henrys» sind die «High Earners, Not Rich Yet»-Vertreterinnen und -Vertreter, die mit viel Speed die Luxusresorts erobern. Aus dieser Gruppe entwickeln sich später die Millionärinnen und Millionäre, und davon gibt es, so eine Schätzung, weltweit jedes Jahr 13 000 neue. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die «High End»-Nachfrage aus China ausserordentlich wachsen wird. Im Segment der Luxusreisen dürfte ein wahrer China-Boom entstehen.

 

Nachhaltigkeit

Die Generationen Y und Z werden bewusster Resorts und Destinationen auswählen, die sich der Aufgabe «Negative Emissionen» stellen. Natürlich, ein Teil dieser Klientel wird bald gar nicht mehr in einen Flieger steigen, ein anderer Teil fordert realistische Kompensationsmöglichkeiten. Luxus ist nicht out, aber er muss nachvollziehbar nachhaltig sein. Dazu passt, dass es bisher nur ein kleines Land in Südostasien geschafft hat, was im industriellen Zeitalter noch keiner anderen Nation gelungen ist: Bhutan ist das erste Land mit einer negativen CO₂-Bilanz. Hotel- und Resort-Anbieter müssen sich also einlesen, umdenken, anpacken und sich bewusst sein, dass die «neuen Luxusreisenden» genau hinschauen und, falls nicht passend, nicht buchen.

New-Age-Wellness

Was wohl noch schneller wächst, ist die Nachfrage nach Wissen und Dienstleistungen im Bereich Gesundheit – sowohl für den Körper wie auch für den Geist. Die meist lieblosen Fitnessräume gibt es schon lange, farblich eintönig, ungenügend betreut, emotionslos. Dem allem soll nun das Menschliche beigefügt werden; mit Spass, Empathie und Fachwissen. Bereits gibt es Wellness-Concierges – neu stellen erste Hotels sogar Spiritual-Concierges ein. Hotelangestellte also, die ausgebildete Gesundheits-Coaches sind – oder «Soul-Beraterinnen», die Fachkenntnisse mitbringen, um zusammen mit den Kundinnen und Kunden die Urlaubszeit für spezifische Gespräche oder Kurse zu nutzen.

Das Stichwort auch im Luxusreisesegment ist also Interaktivität – und nicht mehr «einfach in Ruhe gelassen werden», wie das viele Luxushotels seit Jahrzehnten zelebrieren. Das waren die eleganten, aber ruhig-langweiligen Business-Lounges im obersten Stock. Neu wollen Luxushotels deshalb richtige Member-Zonen bauen, in denen man die Gäste zusammenführt, sie untereinander vorstellt und so auslöst, dass sie untereinander Wissen und Interessen austauschen.