Zwar lernte man den Unterschied früher einmal in den Geografiestunden, aber beide Pole liegen nicht an den Routen der Massentouristen. Gerade die Antarktis, auch weil die Anreise via Südamerika viel Zeit beansprucht, war eher Ziel von Abenteurern und Aussteigerinnen oder für ältere Semester, die dann einmal doch die Traumziele auf ihrer Bucketlist abarbeiten konnten.

Die beiden Pole unterscheiden sich grundsätzlich: Die Arktis ist keine Landmasse, sondern ein grösstenteils gefrorenes Meer, weit weg von Russland, Europa, Grönland und Nordamerika. Die Antarktis hingegen liegt unter einer dicken Eisschicht, mit bis zu 2000 Meter hohen Bergen. Der sechste Kontinent gehört der Wissenschaft und darf weder militärisch noch industriell genutzt werden. Dies wurde 1961 im Antarktis-Vertrag für das unbewohnte Gebiet zwischen 60 und 90 Grad südlicher Breite festgehalten.

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Die Arktis ist leichter zugänglich; es gibt mehrere Routen, beispielsweise ab Grönland oder Kanada. Eine Reise ist ab der Schweiz schon ab etwa zehn Tagen machbar. Aufgrund der isolierten Lage und der strengen Umweltschutzvorschriften ist die Antarktis hingegen schwieriger zu erreichen. Die meisten Abfahrten starten im argentinischen Ushuaia oder in Punta Arenas in Chile. Wer die Antarktis bereist, sollte idealerweise drei Wochen einplanen, auch weil ein «Gesamterlebnis Südpol» mit Ausflügen nach Patagonien, in die chilenische Atacama-Wüste oder die pulsierende Hauptstadt Buenos Aires besser abgerundet werden kann. Die Anzahl Besucherinnen und Besucher auf Kreuzfahrten zu den antarktischen Halbinseln ist beschränkt, entsprechend früh sollte man sich mit der Reiseplanung auseinandersetzen.

Silversea und Hapag-Lloyd: High End

Dawa Sigrist, Reisefachmann in Zürich, befasst sich für seine Klientinnen und Klienten mit individuellen Luxusausfahrten zu den zwei Polen. «Lange wurden nur Kleinkabinen auf Forschungsschiffen angeboten, das Angebot hat sich jedoch innert weniger Jahre vervielfacht. Heute führen die besten Reedereien, beispielsweise Silversea Cruises und die in Hamburg domizilierte Hapag-Lloyd Cruises, beide mit langer Erfahrung im Expedition-Business, Kreuzfahrten unter höchsten Sicherheitsansprüchen und vor allem mit allem Komfort durch.»

Die Wahl der Unterkunft ist sehr relevant, denn je nach Route verbringt man zwischen zwei und drei Wochen auf einem Schiff. Die neuen Kabinen und Suiten sind oft geräumig, schön eingerichtet und verfügen über private Balkone. «Der Gast steht ja nicht stundenlang auf der Reling, sondern verbringt auch viel Zeit im eigenen Zimmer. Deshalb wünschen sich anspruchsvolle Reisende ein komfortables Rückzugsgebiet», sagt Sigrist. Dazu kommen die Annehmlichkeiten auf den Schiffen, etwa exzellente Restaurants, die zum Teil auch Gourmet-Mahlzeiten anbieten, dann Lounges und Bars, Wellnessbereiche und Fitnessstudios. Laut Sigrist sind die neuen Kreuzfahrten an den Nordpol und an den Südpol auch familienfreundlich. «Mehrere Reedereien bieten sogar Aktivitäten für junge Entdecker an, aber ich empfehle dennoch, dass Kinder erst so ab zehn Jahren mitreisen», so Sigrist.

Was Klima und Reisezeiten betrifft, verfügt die Arktis über eine breitere Vielfalt an klimatischen Bedingungen; das hängt auch von den Regionen ab, die man besuchen will. Grundsätzlich sind die Sommermonate von Juni bis August die angenehmsten, die Temperaturen sind etwas milder und die Sonne geht an manchen Tagen nicht mehr unter. Die Antarktis hingegen ist der kälteste Ort auf der Erde und deren Landmasse liegt fast völlig unter einem bis 4 Kilometer dicken Panzer aus Eis und Schnee begraben. Fast drei Viertel des Süsswassers der Erde sind in diesem Eis gespeichert. November bis März sind die machbaren Monate für eine Expedition Richtung Südpol.

Faszinierende Tierwelt

Für «polare Einsteiger» dürfte wohl der Nordpol passender sein. Man benötigt weniger Reisezeit und ein kleineres Budget. Zudem sind bei vielen Reisen Aktivitäten ausserhalb des Schiffes, Wanderungen beispielsweise, im Preis enthalten. Da die Arktis grösstenteils ein Meeresgebiet ist, sind die Tiere auf das Überleben im Wasser und auf dem Eis angewiesen. Beheimatet sind Eisbären, Robben, Walrosse, Arktisfüchse und eine Vielzahl an Meeresvögeln. In der Antarktis haben sich die Tiere an die extremeren Bedingungen des Kontinents mit langen kalten Wintern und kurzen kühlen Sommern angepasst.

Es sind vor allem Pinguine, Robben, Wale und allerlei Seevögel. «Die Wahl der Destination wird von Reisenden häufig aufgrund deren persönlichen Vorlieben in der Tierwelt getroffen», weiss Dawa Sigrist. «Wer also explizit Königspinguine sehen möchte, der muss eine Route via Südgeorgien wählen. Und was die Antarktis zudem ausmacht, sind die beeindruckenden Eisformationen und natürlich die unberührte Einsamkeit.» Laut Sigrist lieben vor allem Reisende, die schon Safaris in Afrika erlebten, die Tierbeobachtungen in der Antarktis. Dazu komme auch, dass das Reiseziel Antarktis doch über eine gewisse Exklusivität verfügt.

Wer es noch luxuriöser will, kann sich zum Thema Privatjachten erkundigen. Denn neuerdings ist «Expedition Private Yachting» nicht nur in warmen Gewässern möglich, sondern auch in den Polregionen. Dafür benötigt man zwar etwas grössere Reisebudgets, der grosse Vorteil liegt dafür in der Tatsache, dass man Zeitpunkt, Reisedauer, Route und mitreisende Freunde und Familienmitglieder bestimmen kann. Das werden dann die «Once-in-a-lifetime family experiences», die niemals vergessen werden.

Reisetipps für die Polarregionen

  • Zeitfaktor Arktis- und AntarktisKreuzfahrten sind logistisch, körperlich und spirituell anspruchsvolle Abenteuer mit vielen Reisetagen. Es drängt sich auf, eine solche Reise frühzeitig mit Einlesen und Diskussionen anzustossen, um dann die richtige Wahl des Abfahrtdatums, der Route und der benötigten Kabine fällen zu können. 
  • Beratung Rund fünfzig Kreuzfahrtschiffe bieten Reisen an den Nordund den Südpol an. Jede Reederei hat Stärken und Schwächen, und die meisten Anbieter haben Alleinstellungsmerkmale. Deshalb lohnt sich ein direkter Austausch mit einem Fachmann oder einer Fachfrau im spezialisierten Reisebüro. 
  • Gesundheit Bevor man eine Langstreckenreise in klimaintensives Gebiet plant, sollte man sich ärztlich untersuchen und beraten lassen, um sicherzustellen, dass man den körperlichen Herausforderungen in einer Polarumgebung gewachsen ist. 
  • Versicherung Für Reisen in entlegene Regionen ist es wichtig, medizinische Notfälle, Stornierungen und unvorhergesehene Ereignisse mit einer Reiseversicherung abzudecken. Im Zweifelsfall checken, ob sich bei Reisen in ferne Länder Impfungen empfehlen. 
  • Geduld Ob in die Arktis oder die Antarktis, man benötigt viel Zeit, innere Ruhe – und vor allem Musse.