Es geht um Grossbritannien, aber, schriftstellermässig gesehen, nicht um die literarische Welt von William Shakespeare oder Agatha Christie. Es geht um die 2019 verstorbene Rosamunde Pilcher, die irgendwo doch zu den Grossen der Szene gehört – immerhin wurden ihre Bücher 65 Millionen Mal verkauft, auch in Deutschland und in der Schweiz. Das hat etwa das ZDF dazu bewogen, innert dreissig Jahren mehr als hundert Fernsehfilme zu Pilchers Romanen zu produzieren. Es geht dabei immer um Liebe, Hass, Leidenschaft und allerlei tragische Schicksalsschläge. Pilcher gilt als Meisterin der Liebesschnulze, und ihre Arbeit wurde immer wieder auch als Kitsch bezeichnet.
Dass die Romane meist in Pilchers Heimat Cornwall spielen und dies in den Filmen entsprechend emotional visualisiert wurde, ist ebenfalls Teil des Erfolgs. Die Schriftstellerin beschrieb ihre Strände, Dörfer, Schlösser und Pubs immer verklärt-romantisiert. In einem Interview erzählte sie einmal: «Ja, in meinen Geschichten gibt es immer einen gewissen Eskapismus, ich schreibe über die Flucht vor der Wirklichkeit.»
Die raue Schönheit Cornwalls ist aber eine Tatsache. Das lassen sich auch die jährlich mehr als 300 000 Besucherinnen und Besucher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht entgehen. Die Grafschaft Cornwall bildet eine Halbinsel mit wilden Moorgebieten und zahllosen Sandstränden, die bei Land’s End zusammenkommen. An der Südküste gibt es kleine Hafendörfer wie Fowey und Falmouth, und die von hohen Klippen gesäumte Nordküste ist vor allem bei Surfern und Surferinnen beliebt. Cornwall verweist mit Hunderten von frühgeschichtlichen Steinkreisen und Grabhügeln auf seine bewegte Vergangenheit, beeinflusst etwa von den keltischen Briten und, ab 43 vor unserer Zeitrechnung, von den Römern, die Britannien bis ins vierte Jahrhundert regierten.
Das Klima lebt von viel Niederschlag, aber dank dem Nordatlantikstrom sind auch die Winter mild. Dadurch gedeihen mediterrane und teilweise sogar subtropische Pflanzen. Wettertechnisch liegt die beste Reisezeit im April/Mai und im September/Oktober. Sommerferienzeit-relevant bietet die Edelweiss Air meist wöchentlich einen Direktflug von Zürich ins Städtchen Newquay an. Sonst erfolgt die Anreise am besten via London; von dort gibt es Flugverbindungen oder einen rund fünfstündigen Direktzug ab London-Paddington nach Truro, dem Verwaltungssitz der Grafschaft Cornwall.
The British Way
Ein Grossteil der Unterkünfte sind einfache Gasthäuser, häufig mit wenigen Zimmern, dafür einem urigen Pub und Folkmusik am Samstagabend. Aber auch hohe Ansprüche können befriedigt werden, beispielsweise im bald einhundertjährigen und familiengeführten Luxushotel Carlyon Bay in St Austell. Man offeriert hier Golfplatz, Pools, Wellness und Tennis.
Es ist alles ein bisschen «old-fashioned», aber gerade das suchen viele Reisende vom europäischen Festland. Das Gleiche gilt für das im viktorianischen Stil erbaute Headland Hotel, knapp ausserhalb von Newquay. Mehrere Pilcher-Filme wurden dort produziert. Man zelebriert die alte Welt, was auch heisst: Das eine oder andere müsste vielleicht ein wenig renoviert werden. Bei beiden Hotels gilt zudem, bei der Buchung genau nachzufragen. Zimmer in den Hof bringen nichts, dafür bieten die anderen einen fantastischen Meerblick.
Bei einem Aufenthalt in Cornwall gilt es also, sich der kühlen britischen Eigenart zu stellen und dabei Wind und Wetter unaufgeregt anzunehmen. Für Getränke ist immer gesorgt, und gegen den schnellen Hunger bestellt man sich am besten Cornish Pasty, eine mit der Region um Cornwall assoziierte Teigtasche, gefüllt mit Rindfleisch, Kartoffeln, Kohlrabi und Zwiebeln. Cheers.