Die Washington National Capital Region, Arlington und Alexandria inklusive, ist das siebtgrösste Ballungsgebiet der Vereinigten Staaten und zählt je nach Quelle rund 6,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Aber die Hauptstadt selbst ist mit ihren 680’000 Ortsansässigen überraschend klein und übersichtlich – und einfach zu Fuss oder mit dem Fahrrad zu erkunden.

Obwohl es vieles zu erleben gibt, eine negative Nachricht gleich zuerst: Nein, Schweizer Bürgerinnen und Bürger können das Weisse Haus nicht besichtigen. Zwar ist dieses geschichtsträchtige Gebäude laut offiziellen Angaben «auch für Nicht-US-Bürger offen», aber diese müssen sich vorher, und zwar über ihre Botschaft, anmelden. Doch schon auf der Startseite der Website der Schweizer Botschaft wird erklärt, dass die Anforderungen «streng» seien und dass die Botschaft nicht in der Lage sei, solche Begehren zu unterstützen; das Gleiche gelte auch für das Verteidigungsministerium Pentagon. Das Weisse Haus kann also nur als Kulisse für das obligate Selfie an der Pennsylvania Avenue NW dienen. Stehen bleiben und reflektieren wird man an diesem Ort trotzdem – wer hat hier schon die Welt gerettet oder vernichtende Aktionen ausgeheckt? Viele Namen kommen einem in den Sinn: Theodore Roosevelt, Eisenhower, JFK natürlich oder Richard Nixon. Und dann die Protagonisten und Protagonistinnen dieses Jahrhunderts, von denen einige auch jetzt gerade wieder aktiv sind.

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Tiefe Erinnerungen

Die Weltpolitik aus amerikanischer Perspektive begleitet den Besucher und die Besucherin auf dem gesamten Rundgang durch die Hauptstadt: das 169 Meter hohe Washington Monument beispielsweise, ein Obelisk zu Ehren George Washingtons, des ersten US-Präsidenten. Unweit davon, gegenüber dem Reflexionsbecken, steht das Lincoln Memorial mit dem ikonischen Denkmal des auf einem Marmorstuhl sitzenden 16. Präsidenten. Und ohne makaber sein zu wollen: Die Erinnerungsstätten der amerikanischen Kriege des letzten Jahrhunderts sind Teil des Standardprogramms – die Stätten zum Zweiten Weltkrieg oder zum Korea-Krieg und ebenso, traurig-schön gestaltet, das Vietnam Veterans Memorial.

Doch Washington offeriert auch Positives und Lehrreiches. Wie beispielsweise über das breite Angebot der Smithsonian Institution, welche auf ihrem Gebiet nicht weniger als 19 Museen beherbergt. Das Beste daran: Alle Eintritte, auch jener in den Zoo, sind gratis. In der Auswahl stehen beispielsweise das National Museum of African American History and Culture, die National Gallery of Art oder das Museum of Natural History. Und dann natürlich auch das spannende National Air and Space Museum. Dort werden allerlei Flugmaschinen aller Generationen gezeigt, unter anderem die Raumfähre «Voyager» oder ein Concorde-Jet. Flugsimulatoren und ein Imax-Kino ergänzen das Erlebnis.

 

Luxuriöse Unterkunft

Neben den üblichen, häufig lieblosen Kettenhotels bietet die amerikanische Hauptstadt auch Exklusives: Erste Adresse ist das legendäre Boutiquehotel Hay-Adams, natürlich mit Bezug zur Geschichte. John Hay arbeitete im Stab unter anderem von Abraham Lincoln, und sein Haus diente als beliebter Treffpunkt der damaligen Politelite. Das Hotel wurde an alter Stelle und im alten Stil erbaut, mit Innendekorationen und Holzvertäfelungen aus der ursprünglichen Hay-Residenz.

«The Willard» nennt man das 1818 erbauten Gebäude an der Pennsylvania Avenue, welches heute als Intercontinental-Hotel betrieben wird. Allein der Besuch der Round Robin Bar aus dem vorletzten Jahrhundert lohnt sich. Und um bei der amerikanischen Geschichte zu bleiben: Abraham Lincoln lebte die letzten Tage vor seiner Amtseinführung im «Willard», und Martin Luther King Jr. gab seiner Rede «I have a dream» in der Hotellobby den letzten Schliff.

Empfehlen darf man zudem das «Jefferson» aus den 1920er-Jahren, herrlich im Beaux-Arts-Design renoviert, oder das Kimpton Hotel Monaco, ebenfalls ein Landmark-Gebäude, das im ehemaligen, 1839 eröffneten General Post Office des District of Columbia (D.C.) eingerichtet ist.

 

Gourmeterlebnisse für Präsidenten

Kulinarisch ist Washington globaler ausgerichtet, als man denken könnte, besonders an der 14th Street oder auf dem Union Market. Da werden beispielsweise Meeresfrüchte aus dem Golf von Mexiko oder Pupusas, gefülltes Fladenbrot aus Salvador, angeboten. Exklusive Lokale findet man ebenfalls, speziell ist beispielsweise das kleine Edelrestaurant Jônt. Es öffnet nur abends von Mittwoch bis Sonntag und verfügt gerade mal über 16 Stühle, die an einem grossen Thekentisch stehen, der zur Küche hin ausgerichtet ist. Zubereitet wird hier ein 15-Gänge-Degustationsmenu mit einigen der seltensten und luxuriösesten Zutaten der Welt. Beispielsweise Wagyu-Rindfleisch, Kaluga-Kaviar, Miyazaki-Mango und der schwer erhältliche Ishidai-Fisch. Günstig ist das nicht, das Vergnügen fängt bei 375 Dollar an, die exquisiten Weine verdoppeln die Rechnung. Kurzfristig bekommt man selbstverständlich keinen Platz; Reservationen müssen lange im Voraus platziert werden.

Ziemlich viel günstiger geht es auf dem Potomac River zu. Die zweieinhalbstündige Dinnerflussfahrt bietet, musikalisch umrahmt, gute Küche und allerlei kreative Cocktails. Erwähnenswert ist dieses an sich touristische Angebot wegen der faszinierenden Kulisse der Hauptstadt, zum Beispiel mit Sicht auf das Washington Monument oder auf die Altstadt des südlich gelegenen Alexandrias. Zurück in der gehobenen Gastronomie würde sich auch das «Imperfecto» empfehlen, ebenfalls mit einem Zehn-Gänge-Degustationsmenu im Omakase-Stil, oder das rustikal-elegante «dLeña», in welchem die mexikanischen Gerichte auf Holzfeuern direkt am Esstisch zubereitet werden. Das «Imperfecto» und das «dLeña» sind keine Geheimtipps mehr, dafür aber das «The Inn at Little Washington», welches als erstes Restaurant im Grossraum Washington mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde. Es liegt etwa 115 Kilometer östlich der Hauptstadt; am besten plant man den Besuch inklusive einer Übernachtung vor Ort. Das «Inn» bietet 23 sehr US-traditionell eingerichtete Gästezimmer und Suiten an und gehört zur Vereinigung Relais & Châteaux. Die Preisschilder sind hoch: Standardzimmer sind ab rund 800 Dollar erhältlich, und ein Fünf-Gänge-Menu kostet mindestens 228 Dollar, zuzüglich Getränke und, wie in Amerika üblich, Trinkgeld.

Zuletzt dies für alle Nachtschwärmer: Washington bietet auch ein pulsierendes Nightlife mit unzähligen Bars, Pubs und Clubs. Populär sind beispielsweise «Madam’s Organ», eine vibrierende Blues-Bar, oder die etwas lärmigere «Eighteenth Street Lounge», ein mehrstöckiger Veranstaltungsort mit Live-Unterhaltung. Beide verfügen über eine Dachterrasse mit Sicht auf die Hauptstadt.

Einem langen und unterhaltsamen Wochenende in Washington, D.C., steht also nichts mehr im Weg. Dazu gibt es auch mehr als genügend direkte Flugverbindungen: Ab Zürich führt die Swiss, zusammen mit ihrem Joint-Venture-Partner United Airlines, bis zu 14 Direktflüge pro Woche durch.