In Schweizer Haushalten fallen jedes Jahr rund 195 000 Tonnen Plastikverpackungen und Getränkekartons wie Tetra Pak als Abfall an. Der Grossteil dieser Mengen wird aktuell in Kehrichtverbrennungsanlagen energetisch verwertet statt rezykliert. Weil bisher eine nationale Recyclinglösung fehlte, werden Jahr für Jahr wertvolle Rohstoffe vernichtet. Und das, obwohl der Bedarf an hochwertigen Rezyklaten in der Industrie wächst. Um das Recycling dieser Wertstoffe flächendeckend zu ermöglichen, wurde Recypac gegründet.
Recycling ermöglichen
«Effektives und effizientes Recycling von Kunststoffen kann nur gelingen, wenn die ganze Prozesskette miteingebunden wird, daher arbeiten wir mit Verpackungsproduzenten, Herstellern, dem Detailhandel und Gemeinden zusammen», erklärt Odile Inauen. Sie ist Geschäftsführerin von Recypac. Der nicht gewinnorientierte Verein hat sich zum Ziel gesetzt, ein schweizweit flächendeckendes und einheitliches Recyclingsystem für Plastikverpackungen und Getränkekartons aufzubauen.
Hier braucht es Sensibilisierung vor allem auch aufseiten der Produzenten und derjenigen, die Plastikverpackungen und Getränkekartons in Umlauf bringen. Recypac kooperiert daher auch mit den grossen Detailhändlerinnen wie Lidl, Coop, Aldi und der Migros. Auf der anderen Seite bestehen Partnerschaften mit Lebensmittel- und Konsumgüterproduzenten wie Emmi, Unilever und L’Oréal. Ziel ist, gemeinsam mit diesen Unternehmen und in Einklang mit der Abfallhierarchie ein ökologisch hochwertiges Recycling für anfallende Einwegverpackungen aufzubauen. Es geht darum, besser rezyklierbare Verpackungen in Umlauf zu bringen – zum Beispiel sollen Verbundverpackungen durch rezyklierbare Verpackungen ersetzt werden. Und es sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, diese nach schweizweit einheitlichen Kriterien zu sammeln.
Ambitionierter Plan
«Wir wollen gemeinsam mit den Unternehmen eine Kreislaufwirtschaft aufbauen, die den ökologischen Fussabdruck der Schweiz verbessert», erklärt Odile Inauen. Das Sammelkonzept ähnelt demjenigen des Kehrichts. Verbrauchtes wird in Säcke gefüllt und zu klar definierten Sammelstellen gebracht. Dazu die Recypac-Geschäftsführerin: «Um das zu ermöglichen, werden wir den Gemeinden bereits im vierten Quartal 2024 ein Angebot für die Einführung einer Recypac-Sammlung unterbreiten.» Parallel wird am Aufbau der Recyclinginfrastruktur gearbeitet. «Wir brauchen moderne Sortier- und Recyclinganlagen in der Schweiz», sagt Inauen. «Aktuell müssen wir mit dem Sammelgut noch ins grenznahe Ausland, hier haben wir noch Nachholbedarf.»
Dieser ganzheitliche Ansatz ist der grösste Mehrwert der Recypac-Lösung gegenüber bestehenden Sammelsystemen für Plastikverpackungen. Indem vom Produktdesign über die konsumentenfreundliche Rückgabeinfrastruktur bis hin zu einer hochwertigen Verwertung der ganze Kreislauf mitgedacht wird. Dazu Odile Inauen abschliessend: «Womit wir wieder bei der funktionierenden Kreislaufwirtschaft sind. Jeder und jede Teilnehmende im Kreislauf muss sich der eigenen ökologischen Verantwortung bewusst sein und wissen, was das eigene Tun für Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette hat. Es braucht Transparenz und eine realistische Herangehensweise – beides streben wir an.»