Mangels neuerer Zahlen lässt sich über die Entwicklung der über achtzig Firmen des Schweizerischen Stahlund Haustechnikhandelsverbands (SSHV) nur spekulieren. Schätzungsweise haben die SSHV-Unternehmen 2021 den durch die Covid-19-Pandemie bedingten Umsatzeinbruch des Vorjahres, der 5 bis 10 Prozent ausmachte, grösstenteils wieder wettgemacht. Wahrscheinlich wurde zudem die Umsatzschwelle von 3 Milliarden Franken – speziell im Stahlhandel – 2021 wieder überschritten. Die Umsatzkurve des SSHV, der zentralen Schnittstelle in der Wertschöpfungskette der Metallwerkstoffe, ist ein gutes Indiz dafür, wie es der Metall- und Stahlbranche insgesamt in der Schweiz geht. Die stärksten Aufholeffekte erlebten jene Segmente, die in der Krise am meisten gelitten hatten. Das betraf vor allem den Handel mit Stählen, Metallen, Blechen und Halbfabrikaten für die MEM-Industrie. Dieser wuchs im letzten Jahr in gewissen Bereichen gar wieder zweistellig, derweil die Aufhol effekte etwa im Handel mit der Bauwirtschaft weitaus weniger ausgeprägt waren.
Vieles der Preisentwicklung geschuldet
Die Stürmsfs in Goldach SG, mit rund 250 Mitarbeitenden ein Schwergewicht der Branche, erlebte 2021 ein Rekordjahr. CEO Michael Thüler erklärt: «Wir konnten in sämtlichen Bereichen den Umsatz steigern.» Die Ostschweizer liegen damit mit ihrem 2021er-Abschluss in etwa wieder auf dem Absatzniveau der Vor-Corona-Zeit. Das Unternehmen ist breit abgestützt. Es beliefert sowohl die Industrie als auch die Bauwirtschaft, womit es Schwankungen in einzelnen Segmenten leichter abfedern kann. Allerdings beruht bei Stürmsfs ein Teil des Wachstums auf rechnerischer Kosmetik. Jedenfalls hat die Preisentwicklung kräftig mitgeholfen, die Zahlen beim Umsatz und Ertrag nach oben zu treiben. Das scheint durchaus repräsentativ zu sein für die gesamte Branche.
Seit Februar 2022 gehen die Metallpreise durch die Decke. Schuld ist Putin.
Christoph Weber, CEO der Arthur Weber AG in Seewen SZ, spricht ebenfalls von einem erfolgreichen 2021. Allerdings habe die allgemeine Teuerung die erfreulichen Umsatzzahlen wesentlich beeinflusst, räumt er ein. Alles ist bei Arthur Weber jedoch nicht nur Preiseffekten geschuldet. Die Schwyzer konnten auch bei den Umsatzvolumina zulegen, und zwar sowohl organisch als auch dank zwei Akquisitionen in den Bereichen Haustechnik und Werkzeuge. Damit ist die Weber-Gruppe nun an dreissig Standorten in der Schweiz präsent. Als «äusserst herausfordernd» erlebt Weber das laufende 2022. «Eine Planung ist fast nicht möglich; wir müssen täglich auf neue Situationen reagieren und dabei versuchen, trotz grossen Unsicherheiten unsere Kunden bestmöglich zu unterstützen», sagt er.
Auch für die Debrunner Koenig Gruppe (DKG), mit über 1500 Beschäftigten der grösste Stahldistributor der Schweiz, verlief das Geschäftsjahr 2021 sehr zufriedenstellend. Der Umsatz stieg auf 1,13 Milliarden Franken. Doch wie in der gesamten Branche prägten auch bei DKG die steigenden Preise und die Logistikengpässe auf dem Beschaffungsmarkt das Tagesgeschehen. «Dank unserem globalen Sourcing und guten Partnerschaften mit den Werken unseres Mutterkonzerns konnten wir die Versorgungssicherheit für unsere Kunden jedoch jederzeit sicherstellen», erklärt Firmensprecher Armin Lutz. DKG gehört zum deutschen Stahlriesen Klöckner & Co. Dessen Grösse erweist sich bei Materialengpässen auf dem Markt immer wieder als Vorteil.
Andreas Steffes, SSHV-Sekretär und Geschäftsführer der Dachorganisation Metal.suisse, meint zur Stimmungslage: «Anfang 2022 dachte jeder, dass nun die Krisenzeit definitiv abgeschlossen sei; doch als dann Moskaus Truppen Ende Februar in die Ukraine losstürmten, gingen bei uns die Materialpreise durch die Decke.» Mittlerweile haben verschiedene Stahlwerke in Europa die Produktion stillgelegt. Der Handel hat wieder ähnliche Beschaffungsprobleme wie während der Pandemie, die nun durch die Sanktionen zusätzlich verschärft werden. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs fehlen zudem Logistikkapazitäten in ganz Europa. Trotzdem blieb die Nachfrage zumindest im ersten Halbjahr 2022 unverändert hoch, denn die Industrie und die Bauwirtschaft liefen über die ganze Zeit relativ munter gut ausgelastet weiter.
Improvisationsmodus wird Normalfall
Ein oft ausprobiertes Rezept, um die Verfügbarkeit der Produkte besser zu gewährleisten, sind grosse Lagerbestände. Allerdings schwingt dabei das Risiko mit, dass man eventuell zum ungünstigen Zeitpunkt eingekauft hat. Jedenfalls erweist sich die Beschaffung im laufenden Jahr nochmals als anspruchsvoller, denn zur Verknappung von Werkstoffen und Gütern gesellen sich nun die äusserst volatilen Preise. «Tendenziell geht es bei den Preisen zwar steil nach oben, doch kurzfristig auch wieder jäh nach unten. Im Mai zum Beispiel wurden nach einem steilen Anstieg in den Vormonaten viele Güter plötzlich wieder billiger. Und der Handel, der sich vorsorglich eingedeckt hatte, sass auf zu teuren Lagern und musste einiges abschreiben», gibt Steffes zu bedenken.
Thüler versucht trotz alledem gelassen zu bleiben. Er verweist darauf, dass der Auftragsbestand bei den meisten Kunden immer noch so gut ist, dass zumindest bis Ende 2022 weiterhin eine gute Auslastung gewährleistet sein dürfte. Der Nachfragerückgang, wie er sich seit Mitte Sommer nun etwa in der Automobilbranche und im Baugewerbe immer deutlicher abzeichnet, dürfte sich gemäss Thüler erst im nächsten Jahr auf die Handelsvolumina der Stahlhändler auswirken. Erfreulicherweise sind die Materialpreise, die eben noch explodierten, zeitweilig wieder unter Druck geraten. An der Beschaffungsfront lebt die Hoffnung weiter, dass sich einiges wieder entspannen könnte, ohne dass es gleich zu einer Rezession kommen muss. «Es gibt zwar weiterhin Lieferengpässe, aber diese betreffen weniger den Stahl und die Metalle, sondern andere Warengruppen wie Pneumatik, Getriebe und Elektrokomponenten», so Thüler.
Mangel an Strom bedeutet das Aus
Trotz gewissen Erholungen kündigt das «Stahlbarometer» weitere Tiefs an. Die steigenden Zinsen dürften spätestens im nächsten Jahr die Investitionsbereitschaft entscheidend lähmen. Damit würden viele Projekte bei den wichtigsten Stahlverbrauchern in der Bauwirtschaft und in der Industrie gestoppt. Noch mehr Bauchweh bereiten der gesamten Stahlbranche die explodierenden Energiepreise. Die europäische Stahl- und Aluminiumindustrie hat deswegen im Laufe des Jahres bereits einige Hochöfen stillgelegt. Sollten die Stromkosten weiter steigen, droht der kontinentalen Stahlproduktion gar der Kahlschlag. Besonders hart könnte es Schweizer Unternehmen treffen, zumal gewisse direkte Konkurrenten in der EU von einer Strompreisdeckelung und von staatlichen Subventionen profitieren.
Das Werk Steeltec der Swiss Steel Group zum Beispiel benötigt am Standort Emmenbrücke ungefähr so viel Strom wie die Stadt Luzern mit ihren 90 000 Einwohnerinnen und Einwohnern. «Sollten die Energiepreise weiter steigen, sehen wir uns gezwungen, am Standort Emmenbrücke auf Kurzarbeit umzustellen», erklärt ein Sprecher des Stahlkochers. Noch vor zwei Jahren hätte der teure Strom dem damals schwer angeschlagenen Stahlwerk wohl das Genick gebrochen. Doch dessen Mutterkonzern, die Swiss Steel Group, schaffte nach längerer Krise im vergangenen Geschäftsjahr 2021 den Turnaround. Dieser Aufwärtstrend setzte sich im ersten Halbjahr 2022 weiter fort. Im zweiten Quartal konnte Swiss Steel den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro erhöhen. Allerdings sank die Absatzmenge im selben Zeitraum um 12 Prozent auf 457 Kilotonnen Stahl. Der kräftige Umsatzzuwachs war also allein den höheren Preisen geschuldet. Derweil der sich verknappende teure Strom nun zum neuerlichen Bremser werden könnte.
Die Maschinenindustrie und das Baugewerbe sind die besten Abnehmer
MEM-Industrie Am Ende der Wertschöpfungskette spielt als Verarbeiter von Metallen die Maschinen-, Elektround Metallindustrie (MEM) die entscheidende Rolle. Sie ist über die Branchenverbände Swissmem sowie Swissmechanic organisiert. Die Swissmem zählt zurzeit rund 1200 Mitgliederfirmen, die über 150 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Die Swissmechanic vertritt annähernd 1400 KMU der MEM-Branche, die zusammen rund 70 000 Beschäftigte zählen und 2021 ein Umsatzvolumen von geschätzten 15 Milliarden Franken generierten. In der gesamten MEM-Industrie waren im ersten Halbjahr 2022 knapp 321 000 Beschäftigte tätig. Deren Güterausfuhren erreichten im ersten Semester 2022 einen Wert von 36,5 Milliarden Franken (plus 9 Prozent im Vergleich mit der Vorjahresperiode). Die Exportquote betrug knapp vier Fünftel (78,5 Prozent) des gesamten Swissmem-Umsatzes. Der Anteil der Metalle an den MEM-Exporten verharrte bei rund 20 Prozent. Die Kapazitätsauslastung in der Branche lag per 30. Juni bei 89,5 Prozent und damit deutlich über dem langjährigen Mittel von 86 Prozent. Im zweiten Halbjahr hat sich die Stimmung in der Branche deutlich eingetrübt (siehe oben).
SBV Neben der MEM-Industrie ist die Bauwirtschaft der zweite grosse Endverbraucher von Metallen und Stählen, mit dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) als wichtigstem Repräsentanten. Das Bauhauptgewerbe setzte 2021 über 23 Milliarden Franken (plus 4,5 Prozent) um. Beschäftigt waren rund 91 500 Festangestellte (nach Vollzeitstellen gerechnet). Im laufenden Jahr bewegte sich das Investitionsvolumen auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr, was aber wegen der Preisentwicklung faktisch einer Abnahme der Bautätigkeit gleichkommt. Zement und Stahl als die beiden wichtigsten Baustoffe sind massiv teurer geworden. Die deutlich gestiegenen Hypothekarzinsen dürften die Bautätigkeit in naher Zukunft weiter dämpfen.
Genauso wie Steeltec verarbeitet auch Stahl Gerlafingen AG, ein Unternehmen der italienischen Beltrame Group, Schrott zu hochwertigem Stahl. In Gerlafingen werden jährlich annähernd 800 Kilotonnen Bewehrungs- und Profilstahl für die Bauwirtschaft produziert. Und wie in Emmenbrücke haben auch in Gerlafingen die Energiepreise das Stahlwerk wieder in den Krisenmodus gezwungen. Die Werksleitung von Stahl Gerlafingen hofft nun auf Unterstützung aus Bern. «Wir begrüssen jedenfalls die politischen Vorstösse für eine Entlastung des Stromtarifs der energieintensiven Schweizer Industriebetriebe mit einem Versorgungsauftrag», sagt ein Sprecher der Beltrame Group.
Grüner Stahl ist die einzige Lösung
Die beiden einzigen Schweizer Stahlwerke verarbeiten zusammengerechnet jährlich rund 1,5 Millionen Tonnen Stahlschrott. Sie schliessen einen nationalen Recyclingkreislauf und sind damit wichtige Hebel einer zukunftsfähigen Kreislaufwirtschaft. Mittels Produktion im sogenannten Elektrolichtbogenofen stossen sie deutlich weniger CO₂ aus als beim klassischen Verfahren im Hochofen. Rund 78 Prozent CO₂ und 72 Prozent Energie spart Steeltec im Vergleich. Dabei setzt das Stahlwerk in Emmenbrücke ausschliesslich auf Strom aus Schweizer Wasserkraft. In den nächsten zehn Jahren will der Konzern laut CEO Frank Koch die CO₂-Emissionen nochmals um über 40 Prozent reduzieren. Dazu hat er kürzlich ein White Paper veröffentlicht. «Ohne die Transformation der Stahlindustrie hin zu Green Steel wird der rasante Klimawechsel nicht aufzuhalten sein», so Koch.
Ehrgeizige Klimaziele verfolgen auch die DKG und deren Mutterkonzern Klöckner & Co. «Bis 2040 wollen wir die direkt beeinflussbaren CO₂-Emissionen auf netto null reduzieren», sagt Lutz. Bis dieses Ziel erreicht ist, kompensiert die Firma die CO₂-Emissionen 100-prozentig mit zertifizierten Klimaprojekten. Klöckner & Co hat zudem das Gütesiegel «Green Steel» entwickelt. Damit habe die Stahlbranche, von den Herstellern über die Händler bis zu den Verarbeitern, ein verlässliches und transparentes Instrument in der Hand, um Stahl ökologisch zu bewerten, so Lutz.
Die ökologischen Hausaufgaben sind mittlerweile in der gesamten Branche angekommen. «Wir werden sowohl von unseren Lieferanten als auch von unseren Kunden immer häufiger auf die Themen Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung angesprochen», sagt Thomas Freuler, Geschäftsführer der Spaeter AG in Basel. Die Branche habe in den letzten Jahren ein wahres Innovationsfeuerwerk gestartet, um in der Produktion den CO₂-Ausstoss weiter zu verringern, bekräftigt Metal.suisse-Geschäftsführer Steffes.
Auf und Ab ist die neue Normalität
Trotz zunehmenden Unsicherheiten auf dem politischen und wirtschaftlichen Parkett bleiben die Stahl- und Metallhändler für die Zukunft zuversichtlich. Thüler rechnet bei Stürmsfs zwar im kommenden Jahr mit einem gewissen Abschwung, aber nicht wirklich mit einer Rezession. Er verweist dabei auf die bisher erstaunlich robuste Auftragslage seiner wichtigsten Kunden im Maschinen- und Anlagebau sowie im Baugewerbe. «Trotzdem stellen wir uns darauf ein, dass es jederzeit schnelle und unplanmässige Veränderungen geben könnte, sodass wir agil handeln und rasch entscheiden müssen», so Thüler.
Ähnlich tönt es bei der Spaeter AG. «Wir gehen davon aus, dass sich die Nachfrage mittelfristig auf hohem Niveau stabilisiert, und bleiben trotz allen aktuellen Schwierigkeiten optimistisch», betont Freuler. Man werde im Familienunternehmen jedenfalls an der eingeschlagenen «Strategie 2026» festhalten und sich nicht von kurzfristigen Verwerfungen vom Kurs abbringen lassen. Sein Erfolgsrezept im eigenen Geschäft basiere auf vielen kleinen pragmatischen Verbesserungen und weniger auf operativer Hektik mit überstürzten Grossprojekten. «Wir sind daran, zu lernen, dass Krisen zur neuen Normalität gehören. Wir sind fähig, in Notsituationen schnell und unkompliziert zu reagieren», ist Freuler überzeugt.
Schweizer Giessereien holen Aufträge aus Fernost nach Hause zurück.
Obwohl sich verschiedene Umstände auch für die Giessereien in der Schweiz in jüngster Zeit verschlechtert haben, sind sie bis anhin gut unterwegs. Gemäss den Zahlen des Schweizer Giesserei-Verbands (GVS), der 46 Unternehmen mit rund 2000 Mitarbeitenden auf sich vereinigt, erhöhte sich 2021 das Produktvolumen der Branche gegenüber 2020 um 9 Prozent auf 38 767 Tonnen. Damit konnten die Giessereien zumindest einen Teil der pandemiebedingten Einbussen des Vorjahres wieder wettmachen. Am stärksten, um 15,5 Prozent, legte der Leichtmetallguss zu, gefolgt vom Kupferguss (11 Prozent) und vom Eisenguss (6 Prozent). Die Nachfrage war in allen Anwendermärkten gross. Allerdings geriet der Fahrzeugbereich wegen des Chipmangels bei den Autoherstellern im Jahresverlauf leicht ins Stocken. Wachstumshinderlich waren ausserdem der Fachkräftemangel sowie gewisse Engpässe bei den Rohstoffen. Zum Beispiel wurde Magnesium, ein für die meisten Giessereien unverzichtbarer Werkstoff, wegen des Produktionsstopps in China weltweit knapp.
Im laufenden Jahr haben sich diese Probleme weiter verschärft. Hinzugekommen ist überdies die Preisexplosion bei der Energie. Sie ist derzeit auch bei den Giessereien das alles beherrschende Thema. «Eine längerfristige Planung wird unter den aktuellen Umständen immer schwieriger. Stattdessen ist hochflexibles Handeln unumgänglich», meint GVS-Präsident Danilo Fiato. Die steigenden Kosten liessen sich nicht länger mittels weiterer Produktivitätsfortschritte und Energieeffizienz kompensieren. «Wir sind gezwungen, zumindest einen Teil der Mehrkosten an unsere Kunden und Kundinnen weiterzugeben», so Fiato. Der Branchenpräsident hofft zumindest für 2022 auf ein Ende ohne Schrecken. Zuversichtlich stimmt ihn, dass trotz allen Turbulenzen die Auftragsbücher weiterhin gut gefüllt sind. Zum Teil profitierten die Giessereien in der Schweiz gar davon, dass Aufträge aus logistischen Gründen nun wieder aus Fernost nach Europa zurückgeholt würden. Mittelfristig sieht Fiato für die Schweizer Giessereien gute Chancen vor allem bei komplexen Gussteilen für Leichtbau-Anwendungen. Heute schon haben Recyclingmetalle in der Produktion viele Primärrohstoffe ersetzt. Mit dem Vorteil, dass auch die Giessereien damit massiv Energie und CO₂-Emissionen einsparen.
Autohersteller bremsen Aluindustrie
Einen ähnlichen Jahresverlauf wie die Giessereien erleben die aluminiumverarbeitenden Unternehmen der Schweiz. Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Alu.ch sind die Auftragsbücher bei allen Unternehmen gut gefüllt. Trotzdem rechnet Verbandspräsident Roland Hörzer bis Ende 2022 mit einem leichten Rückgang. Sorgen bereiten ihm vor allem die Geschäfte mit den Fahrzeugherstellern sowie mit dem Elektro- und Maschinenbau. «Wir werden immer wieder mit verzögerten Bestellungen und gar ganzen Auslieferungsstopps konfrontiert», so Hörzer. Der eigentliche Engpass ist der weltweite Chipmangel. Zudem fehlen den Autoherstellern diverse Elektrokomponenten, zum Beispiel Kabelbäume. Diese wurden bis zum Kriegsausbruch in grosser Zahl aus der Ukraine angeliefert. Hingegen tangieren die Schweizer Firmen die Sanktionen gegen Russland, die lediglich 2 Prozent des benötigten Aluminiums von dort beziehen, nur am Rand.
Fakten zur wichtigen Grundstoffindustrie
Metal.suisse Die Dachorganisation der Metallbranche umfasst sieben Mitglieder: den Schweizerischen Stahl- und Haustechnikhandelsverband (SSHV), den Verband Schweizerischer Edelstahl- und Metallhändler (VSEMH), den AM Suisse, das Stahlbau Zentrum Schweiz (SZS), den Schweizerischen Verein für Schweisstechnik (SVS), die Schweizerische Zentrale Fenster und Fassaden (SZFF) sowie Alu.ch, den Branchenverband der schweizerischen Aluminiumindustrie. Metal.suisse deckt die gesamte Wertschöpfungskette der metallischen Werkstoffe ab.
SSHV Zum Schweizerischen Stahlund Haustechnikhandelsverband gehören über 80 Mitgliederfirmen mit 4900 Beschäftigten, die 2021 zusammen einen geschätzten Umsatz von über 4 Milliarden Franken erzielten. Davon entfallen rund drei Viertel auf den Stahlhandel und ein Viertel auf den Haustechnikhandel.
VSEMH Der Edelstahl- und Metallhandelsverband zählt 46 Mitglieder. Detailliertere Zahlen zu den VSEMH-Firmen gibt es nicht. Wertmässig ist der Umsatz mit Edelstählen und Komponenten aus hochwertigem Material mindestens so bedeutend wie der Umsatz der SSHV-Firmen. Die gehandelten Volumina sind beim Edelstahl jedoch viel geringer.
AM Suisse Die AM Suisse ist der Dachverband der Fachverbände Agrotec Suisse, Metaltec Suisse und Farriertec Suisse. Die AM Suisse vereinigt über 1800 Kleinbetriebe des Metallbaus, davon 1100 Unternehmen des Metall-, Stahl-, Fens-ter- und Fassadenbaus, und 700 Unternehmen der Landtechnik sowie des Hufschmiede-Gewerbes. Die vor allem auf das Baugewerbe ausgerichteten 1100 Metaltec-Mitglieder erwirtschafteten 2021 einen Umsatz von annähernd 3 Milliarden Franken und beschäftigten zusammen 13 000 Leute. In diesem Branchensegment sind weitere tausend Firmen aktiv, die nicht der AM Suisse angeschlossen sind. Zahlen zum Umsatz der Agrotec- sowie Farriertec-Mitglieder (Hufschmiede) liegen keine vor.
SZS Eine wichtige Rolle spielt aus planerischer und gestalterischer Optik das Stahlbau Zentrum Schweiz, ein Verband und Kompetenzzentrum für Planer, Architekten, Ingenieure, Hochschulen und Stahlbauunternehmen mit 550 Mitgliedern. Das SZS definiert mit dem SIA (Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein) die anerkannten Regeln der Technik.
SZFF Die Schweizerische Zentrale Fenster und Fassaden vertritt die Interessen von 150 Firmen (Fensterund Fassadenbau, Planer und Ingenieure, Reinigung) mit 4000 Beschäftigten. 2021 belief sich deren Umsatz auf 1,3 Milliarden Franken.
SVS Der Schweizerische Verein für Schweisstechnik (SVS) zählt 500 Firmen- und nochmals ebenso viele Einzelmitglieder. Es handelt sich nicht um einen klassischen Branchenverband. Der SVS ist auf die Aus- und Weiterbildung in einer spezifischen Technologie fokussiert.
Alu.ch Der Branchenverband der Aluminiumindustrie umfasst 60 aluminiumverarbeitende Firmen mit 8000 Beschäftigten. Die Produktion in deren Walz- und Presswerken wuchs 2021 um 13 Prozent auf 214 700 Tonnen.