Wie läuft das Aluminiumbusiness?

Die aktuelle Situation in unseren Absatzmärkten ist geprägt von einer generell rückläufigen Konjunktur im Bauwesen und einer spürbaren konjunkturellen wie technologischen Verunsicherung bei den Konsumenten und Konsumentinnen der Automobilindustrie. Beispiel: Geht es um eine Neuanschaffung, stellen sie sich nicht nur die Frage, ob sie ein neues, teureres Auto anschaffen können, sondern auch, welches Antriebskonzept das richtige für die Zukunft ist: elektrisch, Wasserstoff oder doch Diesel? Und diese Unsicherheiten bremsen den Konsum und damit unsere Absatzmöglichkeiten. Dies bedeutet für uns, dass wir in der DACH-Region und in Frankreich, unseren Hauptmärkten, mit rückläufigen Umsätzen konfrontiert sind.

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«Produkte aus Aluminium sind endlos rezyklierbar.»

 

Ist die Verunsicherung Ihre bedeutendste Herausforderung?

Zu den grössten Herausforderungen in den nächsten fünf Jahren zählen sicher die Auswirkungen der interventionistischen Politik der grossen Wirtschaftsblöcke USA, China und EU. Europa – vor allem Deutschland – ist gezwungen, mit den USA und China im Subventionswettbewerb gleichzuziehen, weil andernfalls Unternehmen aufgrund der Standortnachteile abwandern. Ein kleines Land wie die Schweiz hat nur begrenzte Möglichkeiten, in diesem Subventionswettkampf mitzumischen. Hinzu kommt, dass vor allem die europäische Interventionspolitik unter dem Deckmantel des «European Green Deal» zusätzlich die Märkte und damit die Preisstrukturen verzerrt. Das ist etwas, auf das sich die gesamten metallverarbeitenden Branchen einstellen müssen.

Was folgt daraus für Ihre Prioritäten bei der Entwicklung des Unternehmens?

Die wichtigsten Themen für uns sind die strikte Verfolgung unserer langfristigen Strategie, wie beispielsweise das Sicherstellen der hohen Dienstleistungsstandards für unsere Kundschaft, sowie die kontinuierliche Verbesserung der Produktivität. Alles Dinge, die wir – im Gegensatz zur Subventionspolitik – direkt beeinflussen können.

Demnach gehört das Thema Nachhaltigkeit nicht zu Ihren Prioritäten?

Nachhaltigkeit ist auch bei uns ein wichtiges Thema. Produkte aus Aluminium haben den grossen Vorteil, dass sie ohne Qualitätsverluste endlos rezyklierbar sind. Wir beginnen also bereits ganz am Anfang des Produktionsprozesses, in dem wir die Recyclingquote und somit die Ressourceneffizienz kontinuierlich erhöhen und so nicht erneuerbare Ressourcen auch für künftige Generationen erhalten. Stichwort «Kreislaufwirtschaft».

Mister Aluminium

Name: Patrick Villiger
Funktion: CEO Aluminium Laufen AG Liesberg

Das Unternehmen: Aluminium Laufen AG Liesberg ist seit über 95 Jahren in der Aluminiumindustrie  tätig. Als Spezialist in der Fertigung von Aluminiumhalbzeug bietet das Unternehmen einbau- und montagefertige Gussteile und Strangpressprofile an. Mit rund 250 Mitarbeitenden erwirtschaftete Aluminium Laufen zuletzt einen Jahresumsatz in der Höhe von 138,9 Millionen Franken.

 

Ihre Produktion verbraucht allerdings sehr viel Energie.

Ein grosses Thema, auch beim Recycling, ist natürlich der Energiebedarf, ja. Um den Stromverbrauch und auch den CO₂- Ausstoss zu reduzieren, haben wir bereits verschiedene Massnahmen umgesetzt und weitere eingeleitet. Wir nehmen zum Beispiel seit vielen Jahren am Programm der Energie-Agentur der Wirtschaft (ENAW) teil. Das Ziel: weniger CO₂ und mehr Energie- und Ressourceneffizienz, was wir immer erreicht haben. Und wir bieten seit einiger Zeit neue Legierungen an, die mit einem deutlich reduzierten CO₂-Fussabdruck hergestellt werden oder einen Recyclinganteil von mindestens 70 Prozent aufweisen. Ausserdem: Gerade jetzt installieren wir auf unseren Flachdächern auf einer Fläche von etwa vierzehn Tennisplätzen eine PV-Anlage. Diese wird im ersten Quartal 2024 in Betrieb genommen. Wir rechnen hier mit einem jährlichen Ertrag von 1,9 Gigawattstunden. Diese Leistung entspricht dem Strombedarf von rund 550 Einfamilienhäusern mit je drei Personen im Haus-halt. Die Solarenergie nutzen wir für den Eigenbedarf. Gleichzeitig verfolgen wir weitere Massnahmen zur Reduktion des Stromverbrauchs.

Welche Investitionen planen Sie?

Unsere Investitionen konzentrieren sich primär auf den Ausbau der bestehenden Märkte und die Dekarbonisierung des Produktionsprozesses. Zudem streben wir eine weitere Vertiefung der Wertschöpfungskette an – alles aus einer Hand. Oder wie man heute so schön sagt: One-Stop-Shop.

Wie sehr beeinflussen die Kriege in der Ukraine und in Israel Ihr Geschäft?

Die angespannte internationale Lage führt zu Verunsicherungen bei unseren Kunden beziehungsweise bei deren Abnehmern. Daher verläuft das Geschäft tendenziell kurzfristiger im Vergleich zu vorher. Das passt aber zu unserer Fähigkeit, rasch auf veränderte Kundenbedürfnisse zu reagieren. Bis auf wenige Ausnahmen haben sich mittlerweile auch die Lieferketten in unserer Branche wieder normalisiert.

Welche Massnahmen können Sie konkret ergreifen, um sich gegen mögliche Lieferengpässe oder Preisschwankungen zu wappnen?

Wie schon während der Pandemie kam es bei der Aluminium Laufen auch in der aktuellen Krise zu keinen Lieferunterbrüchen. Die Versorgung mit Rohstoffen war dank langjährigen und guten Lieferantenbeziehungen jederzeit sichergestellt. Wir planen vorausschauend und arbeiten mit ausgewählten Lieferanten zusammen, welche nach diversen Kriterien – der Preis ist nur eines davon – ausgewählt werden. Für uns zählt die Loyalität – gegenüber unseren Mitarbeitenden, unserer Kundschaft und unseren Lieferanten. Diese langjährigen Partnerschaften erweisen sich als tragfähig und belastbar. Besonders in Krisenzeiten zeigt sich der wahre Wert guter Partnerschaften.

Und Preisschwankungen sind kein Problem?

Die Währungs- und Metallpreisschwankungen gehören in unserer Branche zum Tagesgeschäft. Wir wissen das zu managen. Zudem ist die Aluminium Laufen  konservativ finanziert, das hilft mit, dass auch in anspruchsvollen Zeiten der Fokus beim Kunden oder bei der Kundin liegt und nicht auf anderen Stakeholdern.

Wie zufrieden sind Sie mit den regulatorischen Rahmenbedingungen in der Schweiz?

Es gibt halt immer mehr Regularien, die dazukommen, und wir sind verpflichtet, diese umzusetzen. Das bedeutet einen immer grösseren administrativen Aufwand. Im Vergleich zu unseren Nachbarländern sind diese Regularien aber meist vernünftig und massvoll. Uns entstehen daraus keine allzu negativen Auswirkungen. Das neue Energiegesetz fördert die Entwicklung und den Einsatz neuer grüner Technologien und unterstützt uns bei der Zielerreichung einer klimaneutralen Aluminium Laufen. Es gibt zu diesem Zweck einen Fonds, bei dem sich Unternehmen um finanzielle Unterstützung bewerben können. Natürlich ist das im Umfang alles viel kleiner als beispielsweise in Deutschland. Aber es gibt in der Schweiz auch noch viele andere Standortvorteile wie etwa eine stabile Währung, eine sichere Infrastruktur oder Rechtssicherheit. Das sind hohe Werte, denen wir Sorge tragen sollten.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten an die Politik, wie würde der lauten?

Mein Wunsch an die Politik: Mehr gestalten, weniger verwalten. Durch die zunehmende Polarisierung zu einem linken und einem rechten Lager sind vermehrt Kompromisse nötig. Diese breiten Kompromisse bringen uns aber nicht zwingend weiter oder nur in kleinen Schritten. Meines Erachtens gibt es einige wichtige Dossiers, bei denen seit langem kein Fortschritt erkennbar ist. So etwa bei der Sozialpolitik, die noch auf den Strukturen der 1970er-Jahre abstellt, oder auch im Verhältnis zu unserer wichtigsten Handelspartnerin, der EU, um nur zwei Beispiele zu nennen. Etwas mehr Dynamik wäre wünschenswert, die Welt dreht sich immer schneller, und die Politik sollte das vermehrt berücksichtigen.