Mitte Januar 2020 begann der Kupferpreis an der London Metal Exchange zu fallen: Innert weniger Tage rutschten die Preise von 6200 Pfund pro Tonne auf 4800 Pfund ab. Bereits Mitte März 2020 begannen sie sich wieder zu erholen – bis zu einem Zwanzigjahreshoch Anfang 2022. Solche Entwicklungen zementieren den langjährigen Ruf des Kupfers als Prognoseinstrument für die Weltwirtschaft. Denn das Metall wird für die Konstruktion von Maschinen, im Bau, bei Autos und in der Elektronik benötigt. Läuft es konjunkturell rund, steigen die Preise, die Einkäuferinnen und Einkäufer auch in der Schweiz bestellen dann zusätzlich nach – und umgekehrt. Bei der Finanzkrise drittelte sich zum Beispiel der Kupferpreis. Gegenwärtig liegen die Preise nur 25 Prozent unter dem Allzeithoch – so gesehen müssten die Aussichten für die Weltwirtschaft und auch für die Metallbranche in der Schweiz ziemlich okay sein.

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Die globalen Wachstumsraten sehen indes mau aus, wie die Analysten von Morgan Stanley schreiben. Europa steuert auf eine Rezession zu, in den USA trägt der Konsum die Konjunktur, und in China sieht es gerade auf dem Bau düster aus. Der Output der Industrie liegt global mit einem halben Prozent weit unter dem langjährigen, fast sechsmal höheren Durchschnitt, wie der «Economist» vorrechnet.

 

Starker Dollar drückt Edelmetallpreise

Allerdings gibt es einen weiteren Faktor, den man bisher weniger auf dem Schirm hatte - und der hat auch mit China zu tun: Das Land baut seine erneuerbaren Energieanlagen massiv aus – und macht damit mehr als nur den Nachfrageeinbruch der heimischen Baubranche wett. Hinzu kommen die schrittweisen Ausbauten in Europa und in den USA. Verstärkt wird alles durch die E-Mobilität – auch in Elektroautos steckt Kupfer, rund fünfzig Kilogramm – gut das Doppelte von vergleichbaren Verbrennerfahrzeugen.

Diese gestiegene Nachfrage trifft auf nur leicht steigende Produktionskapazitäten. Laut Statista, einem Datendienstleister, lag die weltweite Förderung bei 22 Millionen Tonnen, lediglich 10 Prozent mehr als 2016. Seither hat sich die Anzahl der Elektrofahrzeuge und Windanlagen weltweit vervielfacht. Wenn der Strom aus Windparks den Import von Rohöl ersetzt, zeigt sich das kaum im Wachstum der Wirtschaft, weil eine Energiequelle durch eine andere ersetzt wird.

Kupfer wird damit weniger zu einem Indikator für das wirtschaftliche Wachstum als vielmehr für den Ausbau der erneuerbaren Energiequellen und der E-Mobilität. Kupfer erlebt damit ein ähnliches Schicksal wie einige Edelmetalle, so zum Beispiel Palladium: Zwischen 2020 und 2022 war dieses Edelmetall teurer als Gold. Seither fallen die Preise, weil man derzeit die Chancen auf stärkere Nachfrage für Katalysatoren als Elemente von Brennstoffzellen deutlich niedriger einschätzt als noch vor wenigen Monaten.

Die Analystinnen der UBS weisen zusätzlich auf die Wechselwirkung mit dem Dollar hin: Steigt die US-Währung gegenüber wichtigen weiteren Währungen, auch weil sich beispielsweise die US-Konjunktur gut entwickelt, fallen die Preise für Palladium, Platin und Gold.