Herr Breitenmoser, wie ist die aktuelle Lage in der Schweizer Stahlindustrie?
Die Schweizer Industrie ist derzeit besonders gefordert. Das zeigt sich auch in unserer Auslastung und letztlich in unseren Geschäftszahlen. Die Branche ist mit einem starken Nachfragerückgang konfrontiert, was einen intensiven Preiskampf mit sich bringt. Es ist wortwörtlich ein stahlharter Kampf um Preise und Marktanteile.
Wie reagieren Sie darauf?
In dieser herausfordernden Zeit ist es für uns entscheidend, die Kostenstruktur im Auge zu behalten und effektive Massnahmen zu ergreifen, um uns bestmöglich im Markt zu behaupten.
Welche Massnahmen hat Schmobi ergriffen, um wettbewerbsfähig zu bleiben?
Wir setzen auf eine klare Positionierung. Schmobi versteht sich als das Stahlportal der Industrie. Unser Leistungsversprechen kombiniert Qualität, Geschwindigkeit und Partnerschaft. Gerade auch in einem anspruchsvollen Marktumfeld wie dem aktuellen können wir uns damit beweisen und mit unseren Kunden gemeinsam und partnerschaftlich Lösungen finden.
Peter Breitenmoser ist seit 2015 Geschäftsleiter und Verwaltungsratspräsident von Schmobi, so das Kürzel für die Schmolz + Bickenbach Stahlcenter AG. Der 59-Jährige ist bereits seit 1990 in verschiedenen Positionen im Unternehmen tätig. Am Standort in Wil West beschäftigt das autonome KMU ein Team von rund hundert Mitarbeitenden. Mit ihrem Stahlportal hat sich Schmobi im E-Business des Schweizer Stahlhandels eine führende Position erarbeitet.
Welche konkreten Leistungen bietet Schmobi seinen Kunden?
Wir bieten unseren Kunden weit mehr als nur Stahl. Wir sind ein Stahldienstleister, der von der Lagerhaltung über den Materialzuschnitt bis zur Just-in-time-Lieferung alles abdeckt. Dank unseren fortschrittlichen Lager- und Logistiksystemen können wir flexibel auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen. Wir garantieren eine hohe Verfügbarkeit und eine schnelle Reaktionszeit, was für unsere Kunden in der Tech-Industrie besonders wichtig ist.
Was ist konkret fortschrittlich an Ihrem Lagerangebot?
Wir sind im Lagergeschäft für Blankstahl, rostbeständigen Edelstahl und Edelbaustahl marktführend in der Schweiz. Unser Lager bietet ein unglaublich breites Sortiment an verschiedenen Werkstoffen in zahlreichen Dimensionen und Abmessungen. Neben Stahlrohren, rostbeständigen Edelstahlrohren, Aluminium, Guss und Werkzeugstahl, die unser Hauptsortiment ergänzen, können wir auf nahezu jede Kundenanforderung reagieren. Über unser digitales Stahlportal haben unsere Kunden jederzeit Zugriff auf dieses umfassende Angebot und können uns direkt anfragen und bestellen.
Sie erwähnten Ihr Stahlportal. Wie hat sich das Stahlportal am Markt etabliert?
Unsere E-Commerce-Plattform Stahlportal.ch ist seit dem 19. Februar 2019 online. Dieser digitale Vertriebskanal ist heute zentral. Rund 75 Prozent der Preisanfragen werden online getätigt, und über 30 Prozent der Auftragspositionen werden im Stahlportal bestellt. Für diesen Erfolg haben wir viel investiert und das Stahlportal mit Kundenfokus stetig weiterentwickelt. Das Stahlportal hat sich am Markt erfolgreich etabliert und wird tagtäglich intensiv genutzt.
Das Sägen von Stahl gehört ebenfalls zu Ihren Kompetenzen. Wie sieht dieser Service im Detail aus?
Mit unserem vollautomatischen Sägecenter und über dreissig leistungsstarken Sägen sind wir die zuverlässige verlängerte Werkbank für unsere Kunden, wenn es um Fixzuschnitte und Anarbeitungen geht. Über 70 Prozent der Aufträge, die wir abwickeln, sind Fixzuschnitte. Das sind pro Jahr etwa 3,5 Millionen hochpräzise Sägezuschnitte. Das Sägen gehört zu unseren Kernkompetenzen.
Und wie stellen Sie sicher, dass Ihre Produkte pünktlich beim Kunden ankommen?
Täglich verlassen acht unserer firmeneigenen Lastwagen unser Stahlcenter, um die Bestellungen just in time auszuliefern. Unser Tourenplan ist so gestaltet, dass wir alle Orte in der Schweiz mindestens zweimal wöchentlich anfahren können. Die langjährigen Erfahrungen unserer Chauffeure sind dabei ein grosser Vorteil, da sie die speziellen Anforderungen unserer Kunden genau kennen. Wir sind auch flexibel genug, um individuelle Kundenwünsche in der Lieferung zu berücksichtigen.
Was schätzen Ihre Kundinnen und Kunden besonders?
Diese Frage müssten eigentlich unsere Kunden beantworten. Persönlich würde ich hier unsere Nähe zu den Kunden hervorheben. Wir sind verbindlich und pflegen partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen. Unsere familiäre Unternehmenskultur spiegelt sich in dieser partnerschaftlichen Zusammenarbeit wider.
Was bedeutet eine familiäre Unternehmenskultur in der Praxis?
Schmobi ist seit der Gründung im Jahr 1959 zu 100 Prozent in Familienbesitz. Wir sind mit einer dreiköpfigen Geschäftsleitung organisiert, und alle GL-Mitglieder haben auch Einsitz im Verwaltungsrat, der mit zwei Kollegen als Vertreter der Eignerfamilien komplettiert wird. Die kurzen Entscheidungswege und die familiäre Arbeitsatmosphäre sind ein grosser Pluspunkt. Wir setzen auf teamorientiertes Arbeiten.
Wie wichtig sind Nachhaltigkeit und technologische Innovation für Ihr Unternehmen?
Nachhaltigkeit und Innovation sind zentral für unsere Unternehmensstrategie. Wir sind uns der unternehmerischen Verantwortung für Nachhaltigkeit bewusst und sind bestrebt, unser Nachhaltigkeitsmanagement stetig zu verbessern. Wir haben eine der grössten Photovoltaikanlagen im Kanton St. Gallen auf dem Dach unseres Stahlcenters installiert und nehmen an Programmen zur Steigerung der Energieeffizienz teil. Gleichzeitig investieren wir stark in Digitalisierung und Automatisierung und arbeiten stetig an der Optimierung der Logistikprozesse und des Warenflusses. Die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer digitalen Plattformen, wie unser Stahlportal, sowie der Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Optimierung unserer Geschäftsprozesse sind der Schlüssel für unseren zukünftigen Erfolg.
Und bezogen auf Ihr Angebot für die Industrie?
Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit, CO₂-reduzierten Stahl (Green Steel) zu kaufen. Unser Verkaufsteam ist bereit, die Kunden hier zu unterstützen. Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, und wir möchten unseren Kunden Lösungen bieten, die sowohl umweltfreundlich als auch wirtschaftlich sind.
Sie sind jetzt seit knapp zehn Jahren an der Spitze des Unternehmens. Hätten Sie im Rückblick eventuell gerne etwas anders gemacht?
Wir haben in den letzten Jahren mit unserer Fokussierung auf die Kunden und unseren digitalen Angeboten sehr viel verändert. Natürlich hätte man einige Massnahmen noch früher umsetzen können, aber insgesamt haben wir es eigentlich sehr gut gemacht. Ich bin den Mitarbeitenden wie auch den Eigentümern sehr dankbar, dass wir immer alle an einem Strang gezogen haben; anders wäre unsere Entwicklung in den letzten Jahren gar nicht möglich gewesen.
Wie sehen Sie die Zukunft von Schmobi?
Unser Fokus bleibt auf dem Schweizer Markt und dem Fürstentum Liechtenstein. Unser Ziel ist, unsere führende Marktposition als Stahldienstleister zu halten. Trotz der äusserst anspruchsvollen Wirtschaftslage blicken wir optimistisch in die Zukunft.